Ansichten eines Informatikers

Der bolschewistische Krieg um die Wissenschaftsfreiheit an den Universitäten

Hadmut
8.2.2021 21:59

Zwei Fronten.

Für Freiheit

Nun, im Jahre 2021, hat sich ein „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit” gegründet, wie etwa WELT und Berliner Zeitung oder auch, allerdings abwertend, die Süddeutsche berichten.

Aus der WELT:

Mehrere Forscher bemängeln das Meinungsklima an den deutschen Universitäten und haben deswegen eine Initiative gestartet. Political Correctness habe die freie Debatte an Universitäten zum Verschwinden gebracht, heißt es im Aufruf von Netzwerk Wissenschaftsfreiheit.

Rund 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben am Mittwoch eine Initiative gegen Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit und eine aus ihrer Sicht falsch verstandene Political Correctness gegründet. Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit wende sich gegen eine „zunehmende Verengung von Fragestellungen, Themen und Argumenten“ in der akademischen Forschung, teilten die Professorinnen und Professoren am Mittwoch in Leipzig und Frankfurt am Main mit. […]

Vielerorts sei an den Universitäten ein Klima entstanden, in dem abweichende Positionen und Meinungen an den Rand gedrängt und moralisch sanktioniert würden, erklärte die Initiative. Diese Einschränkungen der Wissenschaftsfreiheit folgten häufig einer ideologischen oder politischen Agenda und behinderten eine rationale und ergebnisoffene Suche nach Erkenntnis, die den Kern der Freiheit der Wissenschaft in der Tradition der Aufklärung ausmache.

„Cancel Culture und Political Correctness haben die freie und kontroverse Debatte auch von Außenseiterpositionen vielerorts an den Universitäten zum Verschwinden gebracht“, erklärten die Wissenschaftler. Das neue Netzwerk solle die Voraussetzungen freiheitlicher Forschung und Lehre verteidigen und stärken.

Da hätte ich jetzt eigentlich erwartet, dass das von Naturwissenschaftlern kommt, aber

Zum Leitungsteam gehören die Politologin Ulrike Ackermann, die Philosophin Maria-Sibylla Lotter und die Historiker Andreas Rödder und Sandra Kostner.

Nun, eigentlich schreibe ich ja seit etwa 1999 darüber, intensiv seit 2012. Und wurde von manchen Professoren als Spinner abgetan, von den allermeisten völlig ignoriert, nu von wenigen beachtet. Irgendwie kommt mir diese Professorenschaft vor wie welche, die den Feminismus und Marxismus seit 30 Jahren im Arsche lecken und sich jetzt wundern, warum es nicht gut schmeckt.

Die Süddeutsche, die es ja mit der Meinungsfreiheit nicht so hat und längst links weggekippt ist, fragt „Ist das nötig?”

Es war das wissenschaftspolitische Thema der vergangenen Woche. Rund 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zumeist deutscher Hochschulen haben das “Netzwerk Wissenschaftsfreiheit” gegründet. Sie wollen die Freiheit von Forschung und Lehre gegen ideologisch motivierte Einschränkungen verteidigen, für die sie politisierte Studierende und Kollegen verantwortlich machen. Diese “Agenda-Wissenschaftler”, erläuterte die Migrationsforscherin und Netzwerk-Sprecherin Sandra Kostner in der Zeit, kennzeichne “ein absoluter Wahrheitsanspruch. Kritik begegnen sie nicht mit Argumenten, sondern mit moralischer Diskreditierung, sozialer Ausgrenzung und institutioneller Bestrafung.”

Bedroht werde die Wissenschaftsfreiheit auch durch den hohen Anteil befristeter Arbeitsverträge und durch eine Wissenschaftspolitik, die dem Leitbild einer “unternehmerischen Universität” mit einer Überhöhung von Leistungsindikatoren und Drittmitteln folge. Folgt man der Argumentation der 70, führt die übertriebene Political Correctness also zu einer Cancel Culture und, in Verbindung mit der Ökonomisierung der Wissenschaft, zu einem zunehmenden Konformitätsdruck und einer Selbstzensur der Wissenschaft.

In sich ist das stimmig argumentiert. Doch bei genauerem Hinschauen tauchen viele Fragezeichen auf. Warum etwa gibt die Mehrheit der Gründungsmitglieder laut dem Historiker und Mitinitiator Andreas Rödder an, sie selbst hätten noch “keine negativen Erfahrungen” gemacht? Warum sind die als Beleg für die Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit angeführten Beispiele meist genau die paar wenigen, die seit Jahren durch die Öffentlichkeit geistern?

Die Süddeutsche versucht das Problem zu verharmlosen, runterzuspielen, zu Einzelfällen zu machen und da, wo es passiert, es eigentlich für berechtigt zu halten:

Beide Beispiele zeigen indes, dass Austeilen und Einstecken im akademischen Diskurs oft dicht beieinanderliegen. Und eine Frage beantworten auch sie nicht: Sind das nur reichlich beachtete Einzelfälle, oder sind sie Teil einer systematischen Schieflage?

Systematisch sind in jedem Fall andere Schieflagen im deutschen Wissenschaftssystem. Die zum Beispiel, dass 75 Prozent der Professoren männlich sind und über 90 Prozent einen deutschen Pass haben. Dass in der Corona-Krise Forscherinnen mit Kindern mit zusätzlichen Karriereeinbußen bezahlen. Dass Akademikerkinder immer noch dreimal so häufig den Weg an die Hochschule finden wie junge Menschen, deren Eltern nicht studiert haben.

Eigentlich finden sie das also angebracht, dass man alte weiße Männer da rausmobbt oder rausprügelt, zumindest zum Schweigen bringt. Was sonst sollte dieser Themenschwenk bedeuten?

Eine Verengung der Perspektiven und des akademischen Diskurses ist insofern nichts Neues, sondern hat Tradition an deutschen Hochschulen. Statistiken zeigen ganz klar: Meist haben genau jene das Wort, die auch unter den 70 Netzwerk-Mitgliedern die übergroße Mehrheit (59 von 70) stellen – Männer. Zumeist ohne Migrationshintergrund. Vertreter von Fächern wie Jura, Philosophie, Geschichte oder Politologie – mit teilweise langen Traditionen und sicherem universitären Standing. Im Gegensatz zu häufig prekär finanzierten und politisch unter Druck stehenden Disziplinen wie den Gender Studies, die es trotzdem geschafft haben, ihre Themen auf die Agenda zu bringen.

Heißt: Wenn sich Professoren über eine Verengung des Diskurses beklagen, dann ist das unbeachtlich, weil sie aus alten weißen Männern bestehen, und auf die muss man nicht mehr hören. Quod erat demonstrandum.

Die Süddeutsche als Fürsprecher der Wissenschaftszensur. Der Schundautor direkt aus dem linken Sumpf.

Die Bolschewisten

Ein Leser meint, man solle sich dieses Statement des „ASTA & der kritischen Mediziner*innen zu Prof. Dr. Cullen” (Uni Münster) mal anschauen. Ich krieg’ schon zuviel wenn ich nur „kritische Mediziner*innen” lese.

Dr. Paul Cullen ist der Laborleiter des MVZ Medizinisches Labor Münster GbR und Facharzt für Laboratoriumsmedizin im Bereich Innere Medizin. Aktuell gibt er als außerplanmäßiger Professor regelmäßig Vorlesungen an der medizinischen Fakultät der Universität Münster.

Darüber hinaus tritt Prof. Cullen in der Öffentlichkeit als Vorsitzender der Organisation “Ärzte für das Leben e.V.” auf und ist in diesem Rahmen vor allem für seine Bemühungen bekannt, den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen so schwer wie möglich zu machen und sie zu kriminalisieren – für die betroffenen Menschen sowie für die durchführenden Ärzt*innen und Pfleger*innen. Er ist im Vorstand des “Bundesverbandes Lebensrecht” tätig, der offen die Extremposition des Lebensbeginns “ab der Zeugung” propagiert und somit “jährlich zigtausendfache Tötungen” in Schwangerschaftsabbrüchen sieht1. Sein Verband “Ärzte für das Leben e.V.” diffamiert Schwangerschaftsabbrüche als “Tötungen2″und verteidigt die Einführung einer Rezeptpflicht der Pille danach aus “lebensrechtlichen Gründen”3.Mit diesen Positionen spricht Prof. Cullen schwangeren Menschen das Recht auf körperliche Selbstbestimmung ab und möchte ihre Entscheidungsfreiheit gesetzlich weiter einschränken. […]

Prof. Cullens Antisemitismus zeigt sich im Verlauf seiner Rede noch deutlicher, als er nicht nur der Bill-und Melinda-Gates-, sondern auch der Soros-Stiftung vorwirft, als „mächtige Finanzinteressen“ die „Abtreibungs-und Euthanasielobby“ zu unterstützen. Damit verweist Cullen nicht nur auf die mittlerweile weit verbreitete Gates-Verschwörungserzählung, sondern bedient auch explizit eine der größten antisemitischen Verschwörungsideologien gegen den jüdischen Philanthrop und Holocaust-Überlebenden George Soros, der aufgrund seines Engagements für progressive gesellschaftliche und politische Ziele zum Gegenstand verschiedenster Formen des Antisemitismus und zum Zentrum zahlreicher antisemitischer Verschwörungstheorien wurde7. Cullen belässt es hier bewusst nicht nur bei einem Verweis auf die Tätigkeit der Soros-Stiftung, sondern beschreibt George Soros darüber hinaus als „Spekulant(en) und Strippenzieher“ – ein Begriff, der schon für sich antisemitische Muster bedient. […]

Es wird deutlich, dass das öffentliche Wirken sowie die Lehrtätigkeit Prof. Cullens kritisch untersucht werden muss und es die Aufgabe der Universität ist, sich mit dieser Thematik zu befassen. Wir fordern eine Stellungnahme des Rektorats und der medizinischen Fakultät, in der sie sich mit den hier aufgeworfenen Themen auseinandersetzen und von Prof. Cullen und seinen Positionen und Standpunkten distanzieren. Die Äußerungen Cullens dürfen nicht unkommentiert im Raum stehen bleiben.

Sollten eine Prüfung durch den Senat und die verantwortlichen Stellen belegen, dass das öffentliche Auftreten von Herrn Prof. Cullen mit den Grundsätzen und Prinzipien der Universität Münster in Konflikt stehen, fordern wir, Herrn Prof. Paul Cullen die Professur zu entziehen. Wer sich öffentlich und wiederholt unwissenschaftlich, antiemanzipatorisch und antisemitisch äußert und durch die Verbreitung von Verschwörungsideologien auffällt, soll und darf keinen Platz an der Universität und insbesondere nicht in der Lehre haben.

Aha. Wer auch immer dieser Professor Cullen sein mag, dass seine Meinung „antiemanzipatorisch” ist, soll reichen, um ihn aus dem Amt zu werfen, weil der ASTA darüber bestimmt, wer einen „Platz” an der Universität habe.

Und wer den Hedge-fund-Manager Soros, der mit einer Wette gegen das britische Pfund reich wurde, als „Spekulanten” bezeichnet, der ist dann gleich Antisemit und muss sowieso weg. Weil die marxistische „kritische Theorie” der Frankfurter Schule will, dass man aus Prinzip alles kritisiert, aber wehe dem, dass man einen Juden kritisiert. Dann müssten sie auch Israel des Antisemitismus bezichtigen, denn die Iraelis haben sich auch mit Soros in der Wolle. Wikipedia:

Der Quantum Fund war ein von George Soros 1969 gegründeter Hedgefonds.

Dieser wurde 1992 durch die Spekulation auf Grundlage der GlGemäß unserer geltenden Beschlüsse und unseres Vorhabens, antisemitismuskritische Bildungsarbeit zu fördern, kritisieren wir die Teilnahme von „Palästina Antikolonial“ an der Kritischen Orientierungswoche und distanzieren uns entschieden. Wir werden uns daher auch in Zukunft dafür einsetzen, dass Antisemitismus an unserer Universität keinen Platz hat.obal-Macro-Strategie gegen das überbewertete Britische Pfund bekannt.[1] Durch einen taktischen Verkauf von 10 Mrd. Pfund, hauptsächlich gegen die Deutsche Mark und den Französischen Franc, war die Britische Notenbank Bank of England nicht mehr in der Lage, durch Devisenmarktinterventionen die festen Wechselkurse des Britischen Pfunds gegenüber den Währungen der anderen EWS-Mitglieder aufrechtzuerhalten. Am 16. September 1992, dem „Schwarzen Mittwoch“ sah sich die Bank of England gezwungen, eine Abwertung des Britischen Pfunds vorzunehmen. Nach der Abwertung konnte der Quantum Funds die geliehenen Britischen Pfund zu einem niedrigeren Kurs zurückkaufen. Durch die erfolgreiche Wette gegen das Britische Pfund verzeichnete der Quantum Funds innerhalb einer Woche einen Gewinn von 1 Mrd. US-Dollar.[1] Dieser Handel machte den Quantum Funds weltweit bekannt, da Großbritannien als Konsequenz die festen Wechselkurse aufgab und aus dem Europäischen Währungssystem austrat.

Aber Kopf ab jedem, der Soros als Spekulanten bezeichnet.

Würde mich interessieren, wer von denen da auch auf der Gehaltsliste von Soros steht.

Ich finde das insofern bemerkenswert, weil man gleichzeitig auf den Holocaust abhebt und jeden anprangert, der Abtreibung, auch Spätabtreibung, kritisiert. Ich hatte doch für „Adele und die Fledermaus” mal untersucht, was es eigentlich mit der „Entziehung des Doktorgrades wegen Unwürdigkeit” auf sich hat. Auch die wurde im Dritten Reich bekannt, weil die Studentschaften (was heute der ASTA ist) die treibenden Kräfte des Nationalsozialismus an den Universitäten waren und den Entzug für jeden (als Grundlage des Rauswurfs aus der Uni und der Streichung aus den Autorenlisten) forderten, der es wagte, den Nationalsozialismus zu kritisieren oder sich gar ins Ausland abzusetzen.

Erfunden haben sie das allerdings nicht, der Entzug wegen Unwürdigkeit stammt aus der Weimarer Republik oder kurz davor. Auch damals wurde er schon von den Studentschaften gefordert, allerdings nur in Bezug auf Ärzte, die Abtreibungen vornahmen. Die selben Täter, dieselben Methoden, nur das politische Ziel um 180° gewendet.

Interessant sei deshalb auch diese grotesk gegenteilige Stellungnahme desselben ASTA , nachdem sie ihrerseits vom „Jugendbündnis gegen Antisemitismus” als antisemitisch kritisiert worden waren, nämlich wegen der Teilnahme der Gruppe „Palästina Antikolonial“ an den „Kritischen Orientierungswochen“.

Mit Sorge beobachtet der AStA schon länger das Wiedererstarken von (israelbezogenen) Antisemitismus und Verschwörungsmythen in der Gesellschaft und innerhalb der Studierendenschaft. Aus diesem Grund wurde im Juli 2019 der Schaffung einer Projektstelle „Antisemitismus bekämpfen“ zugestimmt. Gemäß des StuPa-Beschlusses vom 1. August 2019, lehnt der AStA zudem jegliche Zusammenarbeit mit der „Boycott, Divestment and Sanctions“-Bewegung (BDS) ab. In der „Resolution – gegen BDS und jeden Antisemitismus“, die sowohl die Juso-Hochschulgruppe als auch CampusGrün unterzeichneten, wird dieser Beschluss auch auf alle Unterstützer:innen der BDS-Bewegung und deren Partner:innen erweitert.

Die Gruppe „Palästina Antikolonial“ ist seit ihrer Gründung im Juni 2020 wiederholt durch (israelbezogenen) Antisemitismus auffällig geworden und pflegt Kontakte zu Akteur*innen aus dem BDS-Spektrum. […]

Im Aufruf zur Kundgebung wurden ausreichend widerlegte Behauptungen dargelegt, die mit dem Narrativ der BDS-Kampagne übereinstimmen: Israel sei ein „siedlerkolonialistischer“ Staat mit „apartheidähnlichen Strukturen“. [1] Anstelle der behaupteten Kritik an der Politik der israelischen Regierung, fand damit bereits im Aufruf eine Delegitimierung und Dämonisierung Israels statt. Spätestens auf der Kundgebung wurde klar, worum es der Gruppe tatsächlich ging: Mit der Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free“, und einem Redebeitrag, der sich mit jedweder Form des „palästinensischen Widerstandes“ solidarisch erklärte, (was offenkundig auch terroristische Attentate einschließt) wurde der Staat Israel als solches – als Schutzraum für Juden*Jüdinnen weltweit – zu einem illegitimen Unterfangen ohne Existenzberechtigung umdefiniert. Schon damals äußerte sich der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde besorgt und wies daraufhin, dass die Gruppe „antiisraelische Stereotype im öffentlichen Bewusstsein festigen“ will. […]

Gemäß unserer geltenden Beschlüsse und unseres Vorhabens, antisemitismuskritische Bildungsarbeit zu fördern, kritisieren wir die Teilnahme von „Palästina Antikolonial“ an der Kritischen Orientierungswoche und distanzieren uns entschieden. Wir werden uns daher auch in Zukunft dafür einsetzen, dass Antisemitismus an unserer Universität keinen Platz hat.

Sie verheddern sich völlig darin, wem sie jetzt alles und warum das Wort verbieten, wen sie wo rauswerfen wollen.

Wer Soros kritisiert, ist schon Antisemit und muss aus der Uni geworfen werden, aber einen palästinensische Gruppe, die ganz Israel ausradieren will, betrachten sich erst dann, wenn sich die jüdische Gemeinde selbst beschwert.

Ich kann mich nicht erinnern, schon mal davon gelesen zu haben, dass sich ein ASTA um seine eigentlichen Aufgaben kümmerte.