Warum es blinkt und nicht lädt
Seltsamkeiten eines ACER-Notebooks. [Nachtrag]
Ich hatte doch neulich beschrieben, dass ich ein Acer-Notebook habe, von dem ich der Überzeugung war, dass man es nicht nur mit dem mitgelieferten klobigem Netzteil mit rundem Ladestecker und dickem, dreipoligen Kabel, sondern auch mit über den USB-C-Stecker laden kann.
Denn dass Ding hatte ich als Reisenotebook gekauft, und so ein Netzteil, vor allem das sperrige dreipolige Kabel, vereitelt den Zweck. Dann ist es nicht mehr klein. Und was nützt ein (relativ) flaches Notebook, wenn Netzteil und vor allem der Schuko-Stecker am Kabel schon deutlich dicker ist?
Ein Leser schrieb mir dazu den irrwitzigen Vorschlag, wie man Netzteile mit dreipoligem Eingang (die drei runden Micky-Maus-Stecker, nicht die eckigen Kaltgeräte-Stecker) so mit der Dremel bearbeitet, dass auch die zweipoligen Netzkabel passen. Wahnsinnig? Ich käme im Traum nicht auf die Idee, so einen Scheiß zu bauen und an Kontakten für 230 Volt herumzudremeln, danit ein ganz anderer Stecker „passt” oder ein Gerät mit Schutzerdenkontakt mit zweipoligem Stecker zu verwenden. Wenn da irgendwas passiert ist man nicht nur mit grober Fahrlässigkeit, sondern womöglich auch mit bedingtem Vorsatz dran. Und das zu Recht. Wo ich doch in Sachen Arbeitsssicherheit schon immer predige, dass man beschädigte Kabel keinesfalls mehr verwenden darf. Mir schrieb aber auch einer, dass der Grund, warum diese Netzteile, die eigentlich alle schutzisoliert sind und mit zweipoligen Kabeln auskämen, nur deshalb alle so dicke, dreipolige Kabel hätten, weil es eine EU-Vorschrift wäre. Die Abschirmung der Netzteile müsse wegen der Störstrahlung geerdet sein.
Deshalb gibt es in der EU keine reisetauglichen Reisenotebooks mehr.
Nun hatte ich mir gedacht, macht ja nichts, für Unterwegs gibt es ja so praktische kleine Steckernetzteile mit zwei dicken USB-C-Powerdelivery-Ausgängen, die eigentlich dafür gedacht sind, dass einer das Handy und einer das Macbook laden kann. Und notfalls reicht dann auch jedes normale kleine neure Handy-Netzteil mit PD. Klein, dünn, überall nachzukaufen.
Also hatte ich mir vor der Bestellung die Anleitung durchgelesen und das gesehen:
Ich dachte, das hat das Modell (auch Kamera und Mikrofon werden als „optional” bezeichnet und sind eingebaut), und sowohl auf den Händler-Fotos, als auch bei dem dann tatsächlich gelieferten Gerät ist das Netzteil-Symbol (ein langer über drei kurzen Strichen für nicht gänzlich geglättete Gleichspannung) nicht nur an der runden Ladebuchse, sondern auch an der USB-C-Buchse (wie in der Anleitung) angebracht.
Wenn es in der Anleitung steht, und auch als Symbol auf dem Gehäuse, gehe ich davon aus, dass das so geht. Vorsorglich hatte ich das Gerät aber beim Auspacken, noch vor der Softwareinstallation und Benutzung, als ich es also noch hätte zurückgeben können, getestet. USB-C-Netzteil dran, Ladeanzeige geht an, das Gerät zeigt, dass es geladen wird.
Ich hatte nur eben den Fehler gemacht, nicht einen kompletten Ladezyklus auszuprobieren.
Und dann nun das Problem, dass das Ding erst ein bis zwei Stunden nur geblinkt hat, immer nur schlückchenweise einen Puls genommen hat, bis ein gewisser Mindeststand erreicht war, und dann erst auf Laden gegangen ist und die Ladeanzeige angemacht hat. Es aber übermäßig lange dauerte, weil nur 5 Volt 500 mA gezogen, und selbst als die Lampe ausging, nur minimaler Ladestand erreicht.
Nun schrieben mir ja allerhand Leser, was sie so vermuten. Beides falsch.
- Es schreiben ja immer wieder Leser, die noch auf dem Stand von vor 20 Jahren und der Meinung sind, dass USB auf 5 Volt und 500mA = 2,5 Watt beschränkt sei.
Das war er mal in der Anfangszeit. Moderne Geräte und Netzteile liefern auch bei 5 Volt ohne weiteres 2, manchmal sogar 3 Ampere, also 10 oder 15 Watt. Und neuere USB-Standards (ich müsste jetzt nachlesen, ich glaube ab USB-3.0) fordern den Strom nicht mehr über eine analoge Codierung per Widerstand, sonderen digital über die USB-Datenleitung an, und können damit auch höhere Spannungen und Ströme anfordern. Ich weiß es jetzt nicht auswendig, und müsste es nachlesen, aber so kleinere Netzteile können damit bis 12 oder 20 Volt liefern, und die Spec geht, glaube ich, sogar bis 60 Volt hoch, aber nagelt mich nicht fest, ich habe es jetzt nicht nachgelesen und geprüft. Meine USB-Messgeräte und mein USB-Netzteil mit Anzeige zeigen mir sowas aber auch an. Manche Geräte ziehen bei 5 Volt 2 oder sogar 3 Ampere. Und andere lassen sich gerne mal gleich 12 Volt rübergeben.
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Andere schrieben, der Akku wäre tiefentladen und deshalb kaputt, nicht mehr zu laden.
Auch falsch.
Moderne Akkus haben alle einen elektronischen Entladungsschutzschalter eingebaut (sogar einzelne Zellen wie 18650), weshalb man die in 2 oder 3 Monaten Regal-Liegen gar nicht mehr tiefentladen kann, weil die vorher dicht machen und ihre Selbstentladung noch ziemlich lange aushalten.
Außerdem hatte ich ja geschrieben, dass das normale Netzteil mit rundem Stecker normal funktioniert. Würde es aber nicht, wenn der Akku kaputt wäre.
Auch hier: Viele auf dem Wissensstand von vor 20 Jahren.
Es war hier so, dass bei zu niedrigem Akkustand der Notebook nicht in der Lage war, sich mit dem Netzteil digital zu einigen und es deshalb ständig an und aus ging, bis eine gewisse Mindestladung erreicht war, damit die Elektronik wieder funktionierte.
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Einer schrieb, dass die sich wohl nicht um die Standards scheren.
Denn im Standard für USB-C-Laden sei auch die Tiefentladung vorgesehen und beschrieben, dass die auch dann richtig funktionieren müssen und entsprechende Schaltungen vorgesehen sein müssen, die dann diesen Spezialfall behandeln. Dass ein Gerät wegen zu niedriger Eigenspannung nicht per USB-C / 3.0 geladen werden kann, hat der Standard eigentlich ausgeschlossen.
Weil das schnelle Blinken (bis soviel Mindestladung da war, dass das Ding in den Ladezustand übergehen konnte) auch in der Anleitung nicht als mögliches Signal beschrieben wird, hatte ich den Kundendienst von Acer angemailt und gefragt, was es zu bedeuten hätte.
Antwort:
Vielen Dank für ihre Kontaktaufnahme.
Bei der Beantwortung ihrer Fragen sind wir Ihnen gerne behilflich.Möglicherweise verwechseln Sie das Notebook mit einem anderen Gerät.
Das TMB311 kann nicht mittels USB-C geladen werden (siehe Anhang Mail).Ein Blinken bedeutet “Warnung” oder das sich ihr Notebook im Standby befindet.
Beigefügt ein Screenshot aus einer Tabelle (sieht nach Excel aus), wonach das B311-31 nicht per USB geladen werden könne.
Also hatte ich den Screenshot aus der Anleitung zurückgemailt und darauf hingewiesen, dass das sogar auf dem Gehäuse steht.
Vielen Dank für ihre Rückmeldung.
Im Servicehandbuch zu der von Ihnen angegebenen Seriennummer ist kein Displayport oder Power Delivery hinterlegt. Es handelt sich lediglich um einen reinen Datenport (siehe Anhang Mail).
In ihrem Screenshot ist “optional” aufgeführt. Möglicherweise gibt es in anderen Ländern noch andere Modelle. Meines Erachtens nach ist mir bisher in der DACH-Region auch noch kein B311RN untergekommen, welches diese Funktion gehabt hätte.
Es tut mir leid, Ihnen in ihrem Anliegen keine für Sie positiveren Informationen senden zu können.
Ach, die werden nur in anderen Ländern mit der Funktion verkauft.
Wieder mal EU-Recht-Gehampel?
Ich hatte meinem Unmut Ausdruck verliehen und dass ich mich getäuscht sähe.
Vielen Dank für ihre Rückmeldung.
Wir haben das Notebook in Deutschland nicht mit der von Ihnen genannten Funktion beworben. Anbei ihr explizites Modell auf unseren Seiten:
https://www.acer.com/ac/de/DE/content/professional-model/NX.VN1EG.001
Auch das Handbuch spricht von Optionen und keinen Zusagen. Desweiteren ist auch der Hinweis vorhanden, dass für technische oder redaktionelle Fehler oder Auslassung von Informationen keine Haftung besteht. Ebenfalls auf unserer Webseite unten. Wir weisen daher die Anschuldigung des Betrugs zurück.
Die Gehäuse sind stets identisch und werden nicht für verschiedene Konfigurationen verändert.
Nun frage ich mich, ob Acer inzwischen so dubios geworden ist, oder ob auch das irgendwelche EU-Spirenzchen sind, die den Einsatz kleiner reisefähiger Geräte verhindern. Denn das hatte ich schon öfters beobachtet, dass man außerhalb Europas wunderbare kleine praktische Reiseladegeräte bekommt, während man hier nur noch diese klobigen Netzteile mit den dicken, steifen, dreipoligen Kabeln bekommt, was völlig widersinnig ist und jede Reisefähigkeit konterkarriert.
Kurioserweise bieten sie ein Chromebook an, das zwar ein völlig anderes Innenleben hat (ARM, Software von Google), aber offenkundig von denselben Leuten gemacht wurde, weil es sich in Größe und vielen Details wie der umlaufenden Gummileiste usw. sehr gleicht. Da nun arbeiten sie mit USB-C-Ladegerät (aber auch mit dickem Kabel).
Ich fühle mich verarscht.
Vor allem deshalb, weil es ja nicht gar nicht geht, dann hätte ich es gleich gemerkt und das Gerät zurückgegeben, sondern weil es scheinbar funktioniert. Schließt man ein USB-C-Netzteil an, zeigt das Ding an zwei LEDs an, dass es geladen würde. Es zieht aber nur sehr wenig Strom, lädt nicht, wenn der Akku leer ist, und lädt ihn auch nicht voll. So genau hatte ich das aber nicht getestet. Es sieht also nur so aus, als würde es laden. Es ist fies, dass es nicht funktional lädt, aber die Ladeanzeige angeht.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich mich von Acer oder von der EU verarscht fühlen sollte.
Und wenn ich so drüber nachdenke:
War es nicht ursprünglich die EU, die das durchgesetzt hat, dass die Geräte einheitliche Ladegeräte verwenden, damit man nicht für jedes Gerät ein separates Gerät braucht? Und man gerade deshalb nun fast alles per USB laden kann?
Überaus ärgerlich. Ich fand das Gerät für seine Leistung schon zu teuer, aber es gab in dem Bereich, in dem ich was gesucht hatte, nur das. Der Bildscihrm ist eine Mogelpackung, weil der Rand zwischen 2 und 5cm (!) breit ist. Und er spiegelt, ist also unterwegs kaum zu gebrauchen.
Oder steckt da Microsoft dahinter?
Denn eigentlich ist das Ding gebaut, damit man den Bildschirm voll rumklappen kann, weil man Windows auch wie ein Tablet benutzen können soll. Das Ding hat sogar einen Griffel.
Wie gesagt: Das vorher genutzte Gerät war von 2012, auch Acer, und das war noch sehr gut.
Inzwischen bekommt man im Bereich dieser kleineren Geräte aber praktisch nur noch Schrott, fast alles mit fest eingelötetem 4GB-RAM und eMMC. Eine komplette Produktkategorie, die vor 10 Jahren noch gut war, völlig von Produktdesignern vermüllt.
Nachtrag: Sogar bei hochgefahrenem Betriebssystem (Linux) erscheint im Desktop das Lade-Symbol, wenn ein USB-C-Netzteil angeschlossen ist.
Selbst da wird einem die Ladefunktion angezeigt, aber eben nur vorgegaukelt.