Corona-Krimi ohne Corona
Fällt mir gerade so auf. [Updaaateeee!]
Gerade mal wieder so einen Vorabend-Massenkrimi mit den immer änlichen Stories im Fernsehen am laufen.
Corona kommt nicht drin vor. Keine Masken, kein Schild, wir nicht erwähnt, nichts davon.
Aber: Es fällt auf, dass die Leute alle nur auf Distanz miteinander reden. Die stehen alle immer mindestens 1,50 Meter auseinander, und geben sich irgendwelche Dinge, vor allem irgendwelche Blätter oder Papiere immer am ganz ausgestreckten Arm auf Distanz, teils mit nach-vorne-lehnen. Und tun nur so, als würden sie jetzt zusammen in ein Auto steigen.
Als hätte man es unter Corona-Bedingungen gedreht.
Die Info-Seite im DVB-Guide sagt dazu: Produktionsjahr 2021. Also Dreharbeiten definitiv unter Corona-Bedingungen. Da es bei schönem Wetter gedreht ist und sie bei Sonnenschein im T-Shirt rumlaufen, dürfte das im Sommer/Herbst 2020 gedreht worden sein. (Gerade haben sie eine Szene, wo es eben noch strahlender Sonnenschein ist und im nächsten Augenblick es plötzlich in Strömen regnet und sie mit Schirmen ins Gebäude laufen (und noch schnell dazusagen „Das hat sich aber schnell zugezogen…”) um – kaum sind sie drinnen – Sekunden später wieder Sonnenschein draußen zu sehen. Unglücklicher Drehkalender.
Was mich daran jetzt aber wundert:
Warum eigentlich baut man die Corona-Pandemie nicht in die Drehbücher ein? Oder wurden die vorher geschrieben?
Das wäre doch ein Riesen-Potential für Komik, Slapstick, maskierte Mörder.
Bei Edgar Wallace ging’s noch: Der Frosch mit der Maske.
Update:
Oah, ein Leser hat den passenden Artikel gefunden, da wird sogar die Serie, auf die sich mein Blog-Artikel bezog (Rosenheim Cops) erwähnt: Warum es in deutschen Serien keine Corona-Pandemie gibt
Bekannte deutsche Serien wollen die Corona-Krise bis auf Weiteres konsequent ignorieren, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.
Das gilt für die „Rosenheim-Cops“ in Bayern ebenso wie das „Großstadtrevier“ im hohen Norden, für „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ) und „Sturm der Liebe“ ebenso wie für „Berlin – Tag & Nacht“.[…]
Die Geschäftsführung von „Studio Hamburg“, das den Hamburger Klassiker „Großstadtrevier“ und die Telenovela „Rote Rosen“ produziert, teilt mit, „dass die Covid-19-Pandemie keine Rolle in den Drehbüchern und Geschichten spielen wird“ – und nennt auch Gründe dafür: „Erstens verhalten sich Zuschauer eskapistisch und wollen in fiktionalen Formaten nicht mit der Realität konfrontiert werden“, heißt es dort. „Zweitens sind Serien repertoirefähig, das heißt, sie werden als Wiederholungen auf anderen Sendeplätzen auch noch in einigen Jahren eingesetzt werden, wenn es – hoffentlich – kein Corona mehr gibt.“[…]
Auf die Dreharbeiten hat Corona zwar große Auswirkungen. Strenge Hygienepläne wurden ausgearbeitet, es muss viel Abstand geben zwischen den Schauspielern. Bei den „Rosenheim-Cops“ wurde sogar das Set umgebaut. Und bei einigen Serien finden die Proben mit Masken statt. Doch gedreht wird dann ohne. In der fertigen Folge soll man die Masken, die in der Realität inzwischen das Stadtbild prägen, nicht sehen.
„Wir haben uns bewusst entschieden, unserem Publikum eine halbe Stunde Auszeit vom Thema Corona zu bieten und greifen dieses deshalb in “Dahoam is Dahoam” inhaltlich nicht auf“, teilt der Bayerische Rundfunk auf Anfrage zu seiner Erfolgs-Seifenoper mit. „Viele positive Reaktionen von Zuschauerinnen und Zuschauern im Netz bestärken uns in dieser Entscheidung.“
Komischerweise kommt niemand auf die Idee, dem Zuschauer mal eine halbe Stunde Pause vom Gender-Zirkus zu gewähren.