Ansichten eines Informatikers

Zum Stand von Deep Fakes

Hadmut
26.2.2021 15:38

Update zur Medienkompetenz.

Immer wieder schicken mir die Leute Links zu aktuellen Deep Fakes, die zwar meist relativ gut sind, aber meist eben auch noch irgendwelche Ansatzfehler erkennen lassen. Beispielsweise, wenn ein Rand um das Gesicht erkennbar ist, oder das Gesicht plötzlich translativ zuckt, weil die Positionierung nicht ganz stimmt.

Schaut Euch mal diese Fakes an, bei denen das Gesicht von Tom Cruise einmontiert wurde.

Der Vergleich ist nicht ganz fair, weil die meisten Deep Fakes auf Filmen basieren, die nicht für die Person gemacht sind, die man nachher reinklebt, während hier der echte Schauspieler Cruise wohl ähnlich sah und ihn von vornherein imitiert hat, damit Körper und Charakter zusammenpassen.

Sie schreiben, dass Experten das gerade noch als Fake erkennen könnten, weil im Einzelbild zu erkennen wäre, dass die Reflektionen im Gesicht nicht ganz stimmen. Wenn man aber schon so genau hinschauen muss, wie man es beim normalen Schauen eben nicht tut, kann man wohl davon reden, dass zumindest eine gewisse Stufe der Fälschung erfolgreich erklommen wurde. Und wenn man das Gesicht ohnehin schon in Software formt, ist das mit den Reflexionen nun auch kein Hexenwerk mehr.

Ich würde wetten, dass nicht wenige PR-Abteilungen und Propaganda-Truppen längst 3D-Modelle von Politikern erstellen, um bei Bedarf schnell Fake News herstellen zu können.

Denkt mal an das Strache-Video und die Ibiza-Affäre. Da war das Video ja schon in gewisser Weise ein Fake, weil man es so geschnitten hat, dass der gegenteilige Eindruck entstand. Es sah ja so aus, als würde der krumme Dinger drehen, obwohl er sich in Wirklichkeit verwahrt und klargestellt hatte, dass er für krumme Dinger nicht zu haben sei. Aber das hat man rausgeschnitten.

Nun stellt Euch mal vor, dass ein solches Video nicht komplett gefälscht ist, sondern schon aufgenommen, damit der auch nicht sagen kann oder will „Das bin ich nicht, da war ich nie”, und damit das echt wirkt, er vielleicht auch erst mal irgendwo von dem Gespräch und Details erzählt, und dann sind da nur einzelne Szenen verändert, ein Schmiergeldgeschäft, Kinderpornos, irgendwas politisch nicht korrektes und so weiter. Oder einfach nur die Frau mit irgendeinem Callgirl betrogen oder sowas.

Umgekehrt kann man natürlich echte Videoaufnahmen jederzeit bestreiten.

Da tun sich enorme Möglichkeiten auf.