Ansichten eines Informatikers

Digitalisierung, Klimawandel und Widersprüche

Hadmut
8.3.2021 2:54

Ist das der Grund, warum es bei uns nicht voran geht?

Bei Heise gibt es einen Artikel, wonach schon ein Viertel des Stromverbrauchs der Privataushalte auf den ganzen Computerkram entfällt.

Fast 130 Terawattstunden (TWh) Strom verbrauchen die Haushalte in Deutschland jährlich, 2018 waren es exakt 126,6 TWh. Den größten Anteil daran hat der Bereich Unterhaltungselektronik sowie Informations- und Kommunikationstechnik (IuK): Rund 28 Prozent des Stroms fließen in den Betrieb von Computern, Fernsehern, Radios, Spielekonsolen, Routern, Servern & Co. […]

Das zeigen vorläufige Zahlen, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) erhoben und am “Tag des Energiesparens” am 5. März veröffentlicht hat. Rund 14 Prozent des Stromverbrauchs entfallen demnach auf den Bereich Waschen und Trocknen, 13 Prozent auf Licht. Elf Prozent des Stroms verbrauchen Kühl- und Gefriergeräte. Mit neun beziehungsweise acht Prozent folgen die Anwendungsfelder Kochen und Spülen.

Das ist jetzt etwas dusselig, weil es nur die Privathaushalte und nicht den Gesamtverbrauch betrachtet.

Ich nehme mich mal selbst als Beispiel: Fahre ich ins Büro, dann brauche ich Strom, weil die S-Bahn mich dorthin fährt. Und dann dort Strom für Rechner, Licht, Wasserkocher, und zum Mittagessen im Imbiss. Fällt alles nicht unter Privathaushalt. Bleibe ich aber im Home-Office und koche selbst, dann fällt zwar die S-Bahn weg, aber dafür der ganze sonstige Stromverbrauch als Privathaushaltsverbrauch an.

Ich habe gerade nichts aktuelleres gefunden, aber 2014 lag der Anteil der Privathaushalte am Gesamtverbrauch bei rund 25%.

Insofern wäre es eigentlich wichtig, mal den ganzen gewerblichen Kram, Google-Suchen, Youtube-Videos und sowas mit zu berücksichtigen. Vorher ist das eigentlich Dünnschiss.

Das Problem ist aber nun:

Sind sie nun für oder gegen Digitalisierung?

Damit die Digitalisierung nicht zum “Brandbeschleuniger für den Klimawandel” wird, startete das Bundesumweltministerium (BMU) voriges Jahr eine Kampagne mit 70 Maßnahmen etwa für mehr Grünstrom oder langlebigere Produkte. Seit Kurzem unterstützt das Ressort das Projekt Co:dina, das neue Lösungen für eine nachhaltige Digitalisierung vorantreiben soll.

“Bisher werden die Themen Digitalisierung und Umweltschutz noch allzu oft in unterschiedlichen ‘Blasen’ diskutiert”, monierte Bundesumweltministerin Svenja Schulze bei der Co:dina-Auftaktveranstaltung Ende Februar. Es fehle “der intensive Austausch von Forschungsinstitutionen, Start-ups, Nachhaltigkeits-Community, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik”. Diese Lücke solle das Vernetzungsprojekt schließen und “neue strategische Stoßrichtungen für eine sozial-ökologische Digitalisierung identifizieren”.

Tja. Wenn man sich das mal überlegt, widersprechen sie sich selbst.

Der BDEW und sein Partner der Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung HEA sehen gerade mit Blick auf IuK-Technik erhebliches Potenzial zum Energiesparen. Verbraucher sollten ihnen zufolge unter anderem beim Kauf auf die gerade neu ausgerichteten Energielabel achten, eine schaltbare Steckdosenleiste verwenden, um Stand-by-Verluste zu vermeiden, Monitore und Fernseher-Bildschirme abdunkeln und alte, ineffiziente Apparate durch moderne sparsame Modelle ersetzen. Dabei empfehle es sich, “auf eine bedarfsgerechte Größe” zu achten.

Moment mal.

Sollen die Geräte nun „langlebig” sein oder soll man alte, ineffiziente Apparate durch moderne, sparsame Modelle ersetzen? Was denn nun?

Eon rät etwa dazu, ungenutzte Ladekabel etwa für Smartphones, Navis und Powerbanks vom Netz zu nehmen, wenn gerade kein Gerät Strom darüber tankt.

Guter Punkt. Aber eigentlich sollten moderne Ladegeräte im Leerlauf höchstens 0,5 W ziehen. Oder noch weniger.

Was mich jetzt zu der Frage bringt: Eigentlich hat die EU ja mal versucht, den Verbrauch an Geräten einzudämmen, indem man einheitliche Ladegeräte vorschreibt, damit man nicht ständig neue kaufen muss. Damit kam das USB-Ladegerät. Schaue ich mir das aber an, dann habe ich längst Berge von USB-Ladegeräten, weil nicht nur bei vielen (glücklicherweise doch immer weniger) Geräten welche dabei sind, sondern weil ich immer wieder mal auch separate neu kaufe, weil ich stärkere brauche, Reisegeräte, welche mit Anzeige oder anderen Spannungen (neulich meine Abenteuer mit dem Notebook) und so weiter.

Was, wenn die sich mit ihrem Ökokram mal fürchterlich verrechnet haben und meinen, dass das mit der Digitalisierung aufhören muss?

Ich hatte das schon einige Male beschrieben: In meiner Kinder- und Jugendzeit haben wir kaum Strom verbraucht. Wir haben so „mechanisch” gespielt.

Was jetzt nicht ganz stimmt, weil wir zwar kaum elektrische Geräte hatten und viel draußen gespielt haben, aber die wenigen Geräte, die wir hatten, schrecklich ineffizient waren. Damals hatte man grundsätzlich einen Haufen 100-Watt-Glühbirnen an der Decke. Und die Eletrogeräte waren Hölle. Also schon hoher Stromverbrauch, aber durch wenige Geräte. Der Verbrauch wäre sehr niedrig, wenn man leben würde, wie wir daamals gelebt haben, aber mit den modernen Geräten von heute, wie LED-Lampen. Wir sind noch selbst Fahrrad gefahren, keine E-Bikes.

Könnte es am Ende sein, dass die Regierung deshalb nicht mit der Digitalisierung vorankommt, weil da in Wirklichkeit jemand übel bremst?