Ansichten eines Informatikers

Die Doppelmoral um den Kolonialismus

Hadmut
12.3.2021 18:11

An ihren Maßstäben sollt Ihr sie erkennen.

Ständig haben wir hier Meinungsdauerfeuer, wie schlimm, wie schlecht, wie verbrecherisch der Kolonialismus sei, dass man das alles rückgängig machen und entschädigen muss und natürlich die Weißen für immer verdammen, beschuldigen und racheausplündern.

Gleichzeitig aber schimpft man – natürlich ohne näher das Thema Kolonie zu erwähnen – darüber, wie China gerade mit Hongkong umgeht, nachdem die Briten ihre Kolonie zurückgegeben haben. Beispielsweise die linksextreme TAZ: „Wahlreform“ für Hongkong: Chinesische Verhältnisse

Die von Peking beschlossene „Wahlreform“ für Hongkong bedeutet das Aus für parlamentarische Opposition und ist ein Bruch internationaler Verträge.

Dabei ist die von Peking aufgezwungene Resolution mit dem Namen „Patrioten regieren Hongkong“ zweifelsohne das Ende der politischen Pluralität in der früheren britischen Kronkolonie. In Zukunft wird ein sogenannter Überprüfungsausschuss Wahlkandidaten sowohl für das Hongkonger Parlament als auch für das Komitee, welches den Verwaltungschef wählt, auf ihre Tauglichkeit testen. Zugelassen wird demnach nur, wer laut Pekings Definition „patriotisch“ ist – also der Linie der Kommunistischen Partei folgt.

Dass Staatschef Xi Jinping keine Unabhängigkeitsbewegung in Hongkong duldet, mag aus der Logik der KP heraus verständlich sein. Doch spätestens seit Einführung des – ebenfalls von China aufgezwungenen – „nationalen Sicherheitsgesetzes“ hat die Volksrepublik deutlich gemacht, dass sie die Hongkong-Frage mit vollständiger Unterdrückung beantworten wird. Seither haben die Behörden Dutzende Politiker des prodemokratischen Lagers sowie führende Aktivisten der Protestbewegung verhaftet.

Es besteht kein Zweifel daran, dass schon bald in Hongkong festlandchinesische Verhältnisse herrschen werden. Etwa, wenn es keine Opposition mehr gibt, sondern nur noch ein Scheinparlament, das Gesetze ohne Gegenstimmen durchwinkt.

Dass aber die da beklagten schlimmen Zustände Merkmal des sonst so verehrten und herbeigesehnten Kommunismus sind, und der ganze Kram mit Demokratie und Rechtsstaat – sie sagen nur kurz „Kronkolonie”, mehr nicht – Staatsformen des Weißen Mannes und des Kapitalismus sind, die nur der Kolonialismus nach Hongkong gebracht hat, und sie da nur bejammern, dass Hongkong nicht mehr unter Kolonialismus steht, das erwähnen sie nicht.

Aber sonst zieht man den totalen Kolonialismus-Terror ab. Beispielsweise da Kolonialismus in Schulbüchern: „Gewalt wird nicht thematisiert“

Wenn wir auf Geschichte blicken, müssen wir fragen, aus welcher Perspektive und zu welchem Zweck sie erzählt wird. Und in Schulbüchern wird die Geschichte mit Blick auf deren Relevanz für den europäischen Kontinent verhandelt. Wenn es um Kolonialismus geht, liegt der Fokus etwa auf Konflikten zwischen Großbritannien, Frankreich und Deutschland im kolonialen Gerangel. Außen vor bleibt antikolonialer Widerstand. Sichtbar wird der eurozentrische Blick auch bei Vergleichen zwischen Deutschland und Afrika. Da wird stellvertretend der gesamte afrikanische Kontinent mit Deutschland verglichen, ganz ohne relevante lokale historische Kontexte und Unterschiede zu bedenken.

Warum also macht mal so ein Kolonialgeschrei bei Afrika, sieht das bei Hongkong aber plötzlich genau umgekehrt?

Liegt es vielleicht einfach nur daran, dass Angela Merkel der Presse keinen Integrationsbefehl für Chinesen erteilt hat?