Ansichten eines Informatikers

Pinkeln teurer als Trinken

Hadmut
26.4.2008 22:59

Heute war ich in einem modernen Bahnhof. So einem der neumodischen Bahnhöfe mit vielen Läden und Restaurants, die eigentlich mehr Ladengallerie oder Shopping Mall mit Bahnanbindung als ein Bahnhof im herkömmlichen Sinne sind.

Nun drückte mich ein menschliches Bedürfnis. Früher wäre man dafür aufs Bahnhofsklo. Gibt’s nicht mehr.

Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre man dazu auf die Toilette gegangen. Gibt’s auch nicht mehr.

Jetzt geht man ins “WC-Center”. Wer denkt sich denn sowas aus? Unter einem WC-Center würde ich zunächst mal ein Sanitärfachgeschäft verstehen, wo man Kloschüsseln und Pissoirs in reichhaltiger Auswahl kaufen kann. Ich wollte aber keine Keramik mitnehmen, ich wollte sie nur benutzen. Zentrum für angewandtes Pinkeln mit Fachberater? Von mir aus, wenn’s sein muß.

Aber dann wollten sie da nur fürs Stehpinkeln ins Männer-Pissoir 80 Cent. Die haben da unterschiedliche Tarife je nach Verrichtungsweise. 80 Cent? Soviel hatte ich nicht dafür bezahlt als ich es eingefüllt habe. Ist Pinkeln jetzt schon teurer als Trinken geworden?

Zwar ist das Prinzip an sich nicht neu. Ich kann mich dran erinnern, daß schon vor 30-35 Jahren und vermutlich auch lange vor meiner Zeit die Bahnhofsklotüren diese grauslichen mechanischen Kästen an den Türklinken hatten, in die man erst Geld einwerfen mußte. Damals das Sinnbild einer Bahnhofsklotür. Aber Pinkeln war da noch kostenlos drin. Irgendwann fing das mit dem Eintritt für den Austritt an. Auch an den Autobahnraststätten zahlt man schon länger, aber wenigstens bekommt man einen Gutschein den man einlösen kann, falls man was ißt oder trinkt. Und das Tellerchen davor ist ja auch normal, was ich in Gaststätten, in denen ich für Geld konsumiere oder anderen Örtlichkeiten, an denen ich Geld lasse, jedoch nicht wirklich einsehe. Aber 80 Cent fürs Pinkeln? Es gibt Leute, die sich sowas nicht leisten können.