Sofagate: Reise nach Jerusalem in der EU-Version
Leser fragen, ob ich dazu nicht was schreiben könnte.
Klar kann ich: Was bin ich froh, dass ich da nicht mit dabei war.
Was ist passiert?
European Commission President Ursula von der Leyen was left without a seat as she met with Turkish President Recep Tayyip Erdoganhttps://t.co/RfLqfnJkeg pic.twitter.com/r3Xg3c8y2e
— BBC News (World) (@BBCWorld) April 7, 2021
Eine EU-Delegetion war in der Türkei bei Erdogan, da stand aber nur ein Stuhl für den Gast, und sie waren zu zweit. Von der Leyen, die ja sonst das Maul nicht halten kann, fiel diesmal nur „Ähm…” ein, als für sie kein Stuhl da war – bei der Reise nach Jerusalem mal wieder zu langsam gewesen, wie beim Maskenkauf und bei der Panzerbestellung – und man zerreißt sich nun quer durch die Social Media das Maul, ob das eine Zurechtweisung durch Erdogan war – Wenn Männer sich unterhalten, sitzt die Frau abseits auf dem Sofa und hält die Klappe.
Ja, könnte sein. Muss aber nicht so gewesen sein.
Könnte auch einfach „shit happens” gewesen sein, Abstimmungspanne. Dass die, die das Zimmer herrichteten, nicht wussten, dass zweie kommen.
Oder eine Trampelhaftigkeit von EU-Ratspräsident Charles Michel, der sich hingesetzt hat, obwohl der Stuhl vielleicht von der Leyen besser gepasst hätte.
Vielleicht war es auch Absicht und hatte einen Hintergrund, den wir nicht kennen, irgendwas persönliches.
Vielleicht aber ging es auch einfach nur um die islamische Weltordnung, auf die Erdogan ja bekanntlich Wert legt.
Die Zeitungen meinen, Michel hätte von der Leyen den Vortritt lassen müssen, aber das wäre dann ja wieder sexistisch wie Türaufhalten gewesen. Wenn die beiden was gewesen wäre – was sie nicht sind – hätten sie Erodgan da vorne alleine sitzen lassen und sich beide zusammen auf das extra breite Sofa gesetzt und sich einfach mit dem türkischen Außenminister Cavusoglu unterhalten, der ihr gegenüber auf dem anderen Sofa sitzen musste. Dann nämlich wäre Erdogan der Abgekanzelte und außerdem gezwungen gewesen, sich zu seinem Minister auf das Sofa zu setzen, was der richtige Einlauf gewesen wäre. Das nämlich wäre für ihn ein Kontroll- und Machtverlust gewesen, und außerdem lustig, wenn sie alle auf den Sofas sitzen.
Aber vielleicht hat man von der Leyen auch nur ihre Grenzen aufgezeigt.
Letztlich beurteilen kann man das aber erst, wenn man sieht, was beim nächsten Mal passiert.
Wir vermerken positiv, dass von der Leyen endlich mal die Klappe gehalten hat.
Bin mal gespannt, ob sich irgendwer traut, Erdogan beim nächsten Besuch einen Hocker hinzustellen. Oder einen Sitzsack.
Sofa … Sofa … da war doch was… ach ja, richtig: