Rentenalter 69 Jahre
Über politische Verlogenheit
Heute kamen schon wieder welche daher, in diesem Fall irgendwelche „Wirtschaftsexperten“, die forderten, das Rentenalter auf 69 zu heben. Wegen Corona.
Komisch. Weil schon vor Corona gefordert wurde, das Rentenalter auf 69 oder 70 zu heben, und zwar, weil wir ja zusätzlich zu den eigenen Renten noch die der Flüchtlinge zu zahlen hätten, die ja, wie man ursprünglich sagte, gekommen seien, um unsere Rentenkasse zu sanieren. Nun seien sie eine zusätztliche Belastung.
Neulich hat sich irgendwo irgendwer aufgeregt, weil wir aus Deutschland die Mittelmeerstaaten querfinanzieren, obwohl die nicht nur eine höhere Eigenheimquote haben und als Rentner weniger Miete zahlen, sondern auch höhere Renten bekämen und früher in Rente gingen als wir in Deutschland. Ich finde es aber nicht mehr.
Worauf ich jetzt aber hinaus will:
Laut Sterbetafel leben im Alter von 69 Jahren von je 100.000 Menschen bei Frauen noch 88.614, bei Männern aber nur 79.940
Das heißt, dass nur etwa 11% der Frauen, aber 20% der Männer, die in die Rentenversicherung einzahlen, niemals einen Cent an Rente bekämen.
Allein schon deshalb sind die ganzen Gender-Gap-Berechnungen falsch und verlogen, weil die – meines Wissens – immer nur die betrachten, die überhaupt Renten bekommen, aber die ignorieren, die schon tot sind. Die bei Männern zusätzlichen 9%, die eingezahlt haben, aber überhaupt nie eine Rente bekommen, weil sie vorher sterben, werden nicht berücksichtigt.
Und das Rentenalter zu erhöhen, heißt eben nicht nur die Rente zu verkürzen, sondern überhaupt die Zahl derer, die eingezahlt haben aber nie etwas bekommen, zu erhöhen.
Die Tafel für die noch verbleibende Lebenserwartung bei Erreichen eines gewissen Alters hat leider keine Einträge für 69 Jahre, sondern nur 65 und dann gleich 80 Jahre.
Aber: Nimmt man ersatzweise die her, die es zum 65. Lebensjahr schaffen, haben Männer noch 17,94, Frauen aber 21,11 Jahre Lebenserwartung. (Bei Neugeborenen haben Frauen eine um knapp 5 Jahre höhere Lebenserwartung, aber viele der früher als Frauen sterbenden Männer sind bis 65 schon gestorben.) Das ist zwar jetzt statistisch nicht ganz korrekt, aber mangels besserer Daten Pi-mal-Daumen: Mit dem Rentenalter 69 hätten Männer dann noch ungefähr 14 Jahre und Frauen noch 17 Jahre Lebensdauer, womit Frauen dann eine im Mittel 23% längere Rentenbezugsdauer haben als Männer.
Also: Während dann nur 80% der Männer, aber 89% der Frauen überhaupt bis zum Rentenantrag kommen, bekommen Frauen dann 22% länger Rente.
Und dann beschweren sie sich über Gender Pay Gap, weil man beides ignoriert und nur die Rentenzahlungen derer vergleicht, die überhaupt Rente bekommen.
Meines Erachtens müssten die Renteneintrittsalter „gendergerecht“ so angepasst werden, weil ja das Grundgesetz auch eine geschlechtsbezogene Benachteiligung verbietet, und sie ja nun alle „gleichgestellt“ werden wollen, dass Männer und Frauen
- mit der gleichen Wahrscheinlichkeit das Rentenalter überhaupt erreichen und
- gleich lang Rente beziehen können.
Wobei man den letzten Punkt auch relativ zur Lebensarbeitszeit rechnen kann. Beide Punkte wird man nicht unter einen Hut bekommen, weil sich das Sterbeverhalten unterscheidet. Beides kann man nicht gleichstellen, vielleicht etwas in der Mitte. Männer müssten also so etwa drei bis fünf Jahre früher in Rente als Frauen.
Und wenn Frauen entsprechend länger arbeiten, dann sind auch die Nachteile in der Rentenhöhe ausgeglichen.