Ansichten eines Informatikers

Shootout: Die $300-Kamera

Hadmut
3.6.2021 18:13

Noch was zum billig Fotografieren:

Fstoppers hat einen Pseudowettbewerb veranstaltet:

Zwei Fotografen bekommen je $1000, um sich eine gebrauchte Vollformat-Ausrüstung zu kaufen und gegeneinander anzutreten.

Sie nimmt Nikon, er Canon. Sie gewinnt. Das ist aber nicht der eigentliche Unterschied, denn sie haben noch etwas anders unterschiedlich gemacht.

Beide haben sich entschieden, etwa $300 für die Kamera und den Rest für Objektive auszugeben.

Aber: Er hat den großen, schweren Profibrocken gewählt (Canon 1DS, Modell von 2002), musste dafür aber ein älteres Modell wählen, um im Preisrahmen zu bleiben. Sie hat eine aus dem gehobenen Amateurbereich (Nikon D600, Modell von 2012), konnte sich dafür etwas Neueres leisten.

Stark vereinfacht gesagt: Fortschritt schlägt Qualität.

Was eben allerdings auch damit zusammenhängt, dass es seit 2000 eben eine rasante Entwicklung gab.

Ich persönlich halte allerdings nicht so viel davon, sich alte Kameras zu kaufen, weil das vermeintlich gesparte Geld dann auf der anderen Seite wieder draufgeht, weil man sich neue Akkus kaufen muss (wenn man sie noch kriegt) oder eben – wie auch im Video zu sehen – alte Speicherkarten braucht oder immer warten muss.

Ich hätte da ganz gerne noch einen dritten Teilnehmer gesehen, der mit dem mitfotografiert, was heute neu für $1000 zu bekommen ist. Ich persönlich habe ja bei meiner Nikon-Ausrüstung auch erst mit einer DX-Kamera (also APS-C-Größe) angefangen, einer D300s, zunächst in Objektive investiert, und mir später eine Vollformat (D800) nachgekauft, um den Objektivpark auch voll ausnutzen zu können. Die Objektive habe ich immer noch alle, nur die beiden Kameras inzwischen aus verschiedenen Gründen durch neuere ersetzt, eine Z50 und eine Z6 (obwohl ich zunächst geschworen hatte, keine Z6 zu kaufen, weil sie keinen SD-Slot hat, mich dann aber wegen der Pandemie umentschieden hatte, denn mit der hatte ich auch nicht gerechnet, und mich dann darüber geärgert hatte, weil kurz darauf die Z6 II rauskam mit SD-Slot, und ärgern und ärgern … aber mit der Z50 überaus zufrieden bin, weil Nikon nach ein paar misslungenen endlich mal wieder eine richtig gute Kamera zustandegebracht hat, und sich ein Doppel aus DX und FX bewährt hat.)

Was ich sagen kann: Auch wenn es kein Vollformat, sondern nur APS-C-Format ist: Ich halte die Nikon Z50, besonders im Set mit 16-50 Objektiv und FTZ-Aadapter für eine richtig gute, sehr brauchbare Kamera, die auch viel Spaß macht, aber klein und leicht ist, und über das Set auch den Zugang sowohl zu den neuen günstigen Objektiven chinesischer und koreanischer Hersteller für Spiegellose (Z-Bajonett), wie auch den ganzen Fundus neuen und gebrauchten Objektiven für Nikon-F-Bajonett eröffnet. Und gerade für DX hat auch Nikon einige günstige Objektive im Angebot wie das 35mm oder das 40mm Macro.

Oder etwas Äquivalentes anderer Hersteller.

Ich hätte gerne gesehen, wie ein dritter Fotograf gegen die Kameras von 2002 und 2012 mit dem antritt, was 2020/2021 für $1000 zu haben ist, beispielsweise einer Z50. Letztlich ist das nicht zu beurteilen, wenn man deren Fotos nur als Video sieht, aber ich denke, die Z50 hätte gewonnen. Es ist gerade bei der rasanten Entwicklung nicht unbedingt immer so toll, gebraucht zu kaufen. Zumal die Z50 (oder eine 6400 von Sony oder sowas von Canon) schon von den Funktionen her die beiden anderen Kameras in diesem Vergleich zusammen in die Tasche steckt. Das ist ja schon vom Funktionsumfang ein riesiger Unterschied.

Selbst wenn man über die besseren Objektive argumentiert: Ich denke, man wäre trotzdem im Verhältnis besser dran, wenn man bei deren Entscheidung bleibt, für ca. $700 gebrauchte Objektive kauft, und statt der gebrauchen $300-Kamera sowas wie eine Z50 oder 6400 mit Adapter, und halt ein paar Kröten drauflegt. Damit stünde man im Ergebnis meines Erachtens deutlich besser da.

Allerdings sagt der Fotograf im Video am Ende des Filmes, dass er alte, gebrauchte Ausrüstung für besser hält, als neue für den gleichen Preis. Was aber im Widerspruch dazu steht, dass er bei den Tests vorher zugibt, dass die Nikon D600 seine Canon 1DS schlägt, schon weil sie den neueren und deshalb leistungsfähigeren Sensor hat. Und dass er doch einige Probleme im Umgang damit hat.

Ich neige dazu, dass man sich die – eigentlich ja auch teureren – Objektive durchaus gebraucht kaufen und ältere Teile nehmen kann, die auch schon Gebrauchsspuren haben, aber dafür aus dem teureren Bereich stammen, aber dann eine neue Kamera dranzuhängen. Und so mache ich das ja bei mir auch.