Ansichten eines Informatikers

Absichtsextrapolationen

Hadmut
5.9.2021 16:16

Ein Leser schreibt mir zum Thema:

Lieber Herr Danisch,

nach Lesen Ihres Artikels über die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Mann und Frau musste ich an eine Beobachtung als Radfahrer denken.
Der Oder-Radweg verläuft häufig auf der Deichkuppe. Die ist oft nicht breit, es können nur zwei Personen nebeneinander fahren oder laufen.

Fährt man mit dem Rad auf paarweise nebeneinander gehende Spaziergänger auf und klingelt in Hörweite (ca.10 Meter) passierte folgendes: Gehen zwei Männer nebeneinander, wechselt einer die Spur, sie gehen hintereinander weiter, niemand dreht sich um, man fährt vorbei, bedankt sich und gut ist. Gehen zwei Frauen nebeneinander, bleiben sie nach dem Klingeln stehen, drehen sich um, aha ein Radfahrer und machen dann Platz. In dieser Zeit ist man natürlich schon zu dicht herangefahren, muss also anhalten, mindestens bremsen. Das passierte so oft, es war ziemlich auffällig.

Ansonsten möchte ich mich für Ihre Arbeit und Ihren Blog bedanken und wünsche Ihnen alles Gute.

Herzlichst

Würde wieder genau in das Schema passen.

Männern ist es egal, wer kommt, das Klingeln informiert über die Absicht, die wird extrapoliert, Kollision vermieden, fertig.

Für Frauen ist es wichtig, das Gesicht zu sehen, wer da kommt.

Erinnert mich übrigens an noch etwas anderes:

Auch, vor allem bei Profi-Reiniungskräften, formerly known as Putzfrauen, genießt der Staubsauger Numatic Henry hohes Ansehen und beliebtheit. Nicht nur, weil er sehr kräft, gut, robust, gut zu gebrauchen und trotzdem klein und handlich ist, sie haben einen genialen Marketingtrick angewandt: Der Staubsauger hat ein Gesicht. Grinst, Kindchenschema. Bemerkenswerterweise ist das Gesicht nicht unmittelbar auf das Gehäuse gedruckt, sondern auf ein auf dem Gehäuse aufgestecktes Plastikschild, das man bei offenem Gehäuse auch abnehmen kann, wenn man das nicht mag.

Könnte sein, dass das mehr Wirkung hat als nur lustig auszusehen.