Wie man vor 60 Jahren Landkarten fertigte
Aus der Frühzeit des „Computers“.
Ein Leser macht mich gerade auf ein kleinen Schatz von Zeitdokument aufmerksam, ein Filmchen von 1961 darüber, wie man damals, analog, noch Landkarten produzierte:
Was man dabei auch kurz sieht, was ich schon zum Film „Hidden Figures“ beschrieben hatte: Den (Menschen-)Beruf des „Computers“. Leute, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als an einer (elektro-)mechanischen Rechenmaschine zu sitzen und irgendwelche Aufgaben zu rechnen, Gleichungen zu lösen. Jemand, der hauptberuflich am Tisch saß und auf einer Maschine herumtippte um Rechenaufgaben zu lösen, war ein „Computer“. Und die ersetzte man dann durch „Electronic Computers“, also das, was wir heute als Computer bezeichnen.
Das hilft auch beim Verständnis der Struktur der „Electronic Computers“, die ja ursprünglich (heute immer noch) nach dem Prinzip aufgebaut waren, ein Rechen- und ein Steuerwerk zu haben. Das Rechenwerk ersetzte die alte mechanische Rechenmaschine, und das Steuerwerk den Menschen davor, denn in ihrer Anfangszeit konnten Computer kaum etwas anderes als solche endlosen Rechenaufgaben zu übernehmen. Daraus enstanden ja auch die Vektorrechner, bei denen ein Steuerwerk mehrere Rechenwerke gleichzeitig und gleichartig steuert, nämlich für alle die Aufgaben, die den immer gleichen Rechenweg nur mit verschiedenen Zahlen durchgehen.
Daraus ergibt sich dann auch das Merkmal der Turingfähigkeit, nämlich ob eine Maschine nur blind ein Programm abarbeitet, ohne auf Rechenergebnisse einzugehen, oder Programmschritte in Abhängigkeit davon auswählen zu können. Es gibt in der Tat eine Menge Algorithmen wie die Fouriertransformation, Faltungen, die ganzen Schieberegister und vorwärts- und rückwärtsgekoppelten Singalverarbeitungen, auch numerische Algorithmen, Arithmetik, bei denen die Rechenschritte nicht vom Ergebnis abhängen, die Maschine nicht turingfähig sein muss. Ist (oder war zumindest früher, ich habe mich länger nicht mehr damit beschäftigt) auch nicht Eigenschaft von Signalprozessoren, die teils nicht mal eine Von-Neumann-Architektur hatten.
Heute geht das dann alles so einfach mit dem Handy.
Viele reden zwar von analog und digital, sind aber so jung, dass sie analog schon nicht mehr miterlebt haben und eigentlich nicht wissen, wovon sie da reden.