Noch ein Fotorucksack geschonschrottet
Ich gehe wirklich zu sorgsam und schonend mit meinen Sachen um.
Dass mir schon zwei Paar Schuhe, Armbanduhren und aktuell gerade die Rollen an einem Reisetrolley kaputtgegangen sind, weil ich meine Sachen erstens so pfleglich behandle, und zweitens so spezifisch kaufe, dass ich sie jahrelang, nicht selten über ein Jahrzehnt benutze, bis sich der Kunststoff chemisch zersetzt und zerfällt, hatte ich schon angesprochen.
Die aktuelle Reise hat mich auch einen Kamerarucksack gekostet.
Ein Markenprodukt, nicht billig, praktisch vor allem deshalb, weil nur die untere Hälfte für den Fotokram gedacht ist, und man im oberen Teil allgemeine Dinge reintun kann, außerdem ein Notebook und außen noch zwei Wasserflaschen.
Nutze ich sehr selten, denn eigentlich mag ich Rucksäcke nicht. Ich schwitze da immer sofort am Rücken, und gerade für Fotosachen finde ich es sehr unpraktisch, weil es immer so umständlich ist, dranzukommen, und man dazu die Tasche immer abstellen muss, während man an eine Umhängetasche so dran kommt. Dadurch wird sie nicht nur feucht oder schmutzig, es ist auch von Nachteil und taktisch unklug, sich in einer Menschenmenge in die Hocke zu begeben. Man wird wehrlos und verliert die Übersicht, wird leicht überrannt. Außerdem sind Rucksäcke sehr diebstahlgefährlich, weil man unbemerkt oder in einem Handgemenge wehrlos von hinten ausgeräumt werden kann. Manche Hersteller haben es gemerkt und bauen die Rucksäcke so, dass man sie nicht nach hinten, sondern zum Rücken hin öffnet und damit nicht öffnen kann, solange man sie auf hat.
Überhaupt ein Problem, das viele Hersteller nicht beachten. Ich habe neulich eine recht gute kleine Umhängetasche (nix mit Foto, einfach nur kleine Umhängetasche) günstig als Dreingabe bekommen, so im militärischen „tactical“ Stil mit Molle-Bändern, kommt halt brachial daher, aber gut verarbeitet. Allerdings habe ich dem Hersteller ein Stadtunbrauchbarkeitsfeedback geschickt, weil der nämlich den Umhängegurt mit zwei großen Plastikschnallen abnehmbar gemacht hat, aber wohl eher aus kosmetischen Gründen, damit es schön militärisch-brachial-funktional aussieht. Was dummerweise bedeutet, dass man gegen Taschendiebe völlig wehrlos ist, und damit meine ich Diebe der ganzen Tasche. Hat man die um, selbst diagonal über die Schulter, kann einer, der hinter einem steht, mit einem Druck auf die Schnallentasten sofort den Schultergurt abtrennen und einem blitzschnell die Tasche nach hinten wegnehmen, bevor man reagieren kann. Hatten die sich so nicht vorgestellt, die kamen aus einem friedlichen Land, wo man nur an Militär und Krieg denken muss, aber nicht an Berliner Taschendiebe.
Kurzum, ich mag Fotorucksäcke nicht, aber sehe ein, dass sie von Vorteil sind, wenn man die Ausrüstung irgendwohin transportieren will, aber nicht währenddessen benutzen. Beispielsweise auf einen Berg damit steigen. Ich steige grundsätzlich und schon lange nicht mehr auf Berge.
Nun hatte ich den Rucksack, Jahre alt, weiß nicht mehr, vielleicht so an die zehn, kaum benutzt, rausgekramt, weil die Fluglinie engere Anforderungen an das Bordgepäck eingeführt hat, und der gerade so passt.
Aber, ach.
Auch da hat sich der Kunststoff zersetzt.
Der obenliegende Reißverschluss des Notebookfaches hat, wie man das von Outdoor-Jacken kennt, Gummilippen über den Zähnen, die nicht gut gealtert sind und sich nach einigen wenigen Benutzungen zerrissen und verknoteten und den Reißverschluss blockierten. Das wäre noch nicht so schlimm gewesen, weil man die auch unter Verzicht der Spritzwasserfestigkeit abschneiden könnte, aber der Reißverschluss hat insgesamt seine Stabilität verloren. Weil der Rucksack so gebaut ist, dass die Gurte vorne dran sind und das Gewicht nicht nur nach unten, sondern auch immer etwas nach hinten zieht und den Reißverschluss in Querrichtung belastet, also auseinanderzieht. Hat der nicht lange mitgemacht, die Zähne sind unter den – wie heißt das bewegliche Teil am Reißverschluss eigentlich? – Schlitten, als im verschlossenen Teil, auf- und auseinanderging. Das ist nicht nur schwer wieder zusammenzubekommen, sondern wenn das mal angefangen hat, hält das auch nie wieder.
Reißverschluss hinüber, Rest praktisch neuwertig, im Ergebnis: Für’n Müll.
Quality-Feedback an den Hersteller geschickt. Garantie gibt es nach der Zeit natürlich nicht mehr, aber ich informiere Hersteller gerne mal über Probleme.
Antwort: Ob ich Bilder schicken könnte.
Klar. Bilder geschickt.
Antwort: Ähm … ja … deshalb bauen wir die ja auch schon lange nicht mehr so.
Fällt mir aber auf, wie oft mir Sachen durch blanke Alterung kaputt gehen, weil ich sie zu lange habe. Viel zu oft habe ich Dinge viel länger, als deren vom Hersteller geplante Nutzungsdauer vorsieht. Neulich hatte ich ein Problem mit einem Graphiktablett. (Sogar dessen zwei Generationen älteres Modell habe ich noch, funktioniert nur noch unter Linux.) Der Griffel blieb einfach an der Hand kleben. Weil mit Softlack samtig gemacht und Softlack sich nach ein paar Jahren benimmt wie alter Kaugummi. Nach meinen Abenteuern mit Fotoobjektiven, deren Beschichtung sich auflöst, weiß ich, dass man mit Nagellackentferner (vermutlich das Aceton darin) und Geduld das Zeug wegbekommt.
Aber: Immer wieder fällt mir auf, dass ich Dinge nicht innerhalb der vom Hersteller vorgesehen Zeit „verbraucht“ habe.
Vor einiger Zeit sagte mir mal jemand auf einer Fotomesse, dass die Kamerahersteller sich dem asiatischen Markt zuwenden. Weil der Europäer seine Kamera hegt und pflegt, und sie mindestens 5 Jahre verwenden will. Der Asiate dagegen hält sie für ein x-beliebiges Elektronik-Gadget, das ihn nach 2 Jahren langweilt und durch ein neues Gimmick ersetzt werden muss.
Es gab mal eine Zeit, als Kameras, Taschen, Rucksäcke und so weiter 20, 30 Jahre hielten.
Ich kannte das als Kind noch so, dass man Schuhe, die ihre Sohlen verloren, zum Schuhmacher brachte, um sie neu besohlen zu lassen.
Es gab sogar mal eine Kette (gibt es die noch?), Mr. Minit, die sowas in den Supermärkten anboten, während man darauf wartete. Schuhe neu besohlen.
Ich hatte als Kind einen Schulranzen, allerdings schon so eine Art Kunstleder, aber sehr haltbar, den ich über meine Schulzeit zweimal zum Schuhmacher gebracht habe, weil die Nähte irgendwann durchgescheuert waren und der den mit seiner großen starken Ledernähmaschine neu nähen konnte. Es war so üblich, dass man Schulranzen beim Schuhmacher reparieren ließ.
Irgendwie gefällt mir das alles nicht, dass an so vielen Teilen irgendwelche Plastikteile sind, die vor dem ganzen Rest aus chemischen Gründen aufgeben.