Ansichten eines Informatikers

Schnauze gestrichen voll von UPS

Hadmut
28.9.2021 16:30

Herrje, ist das ein Saftladen. [Nachtrag / Bild korrigiert]

Eigentlich wollte ich heute und morgen weg.

Heute blieb ich zuhause, weil ich eine Mail von UPS bekommen habe, dass heute ein Paket geliefert würde, so zwischen Mittag und frühem Abend. Keine Ahnung was, aber ich hatte ja meinen Trolley mit den kaputten Rollen zur Reparatur geschickt, vermutlich der.

Also blieb ich zu Hause.

Nichts. Niemand klingelt. Keiner kommt. (Auch kein Zettel im Briefkasten.)

Obwohl das angegebene Zeitfenster noch nicht um ist, bekomme ich eine Mail von UPS, sie hätten mich leider verpasst. Sie würden es morgen nochmal probieren. Nun muss ich morgen auch nochmal zuhause bleiben.

Die gehen mir sowas von auf den Sack. Aber sowas von.

Der Saftladen ist nicht mal richtig zu erreichen. Wenn man was will, muss man sich auf deren absurder Webseite einloggen, und da musste ich gerade eben eine „Technologievereinbarung“ abhaken, um überhaupt mit denen kommunizieren zu können, und die ist dann ewig lang, wird aber nicht etwa bildschirmgroß angezeigt, sondern in einem winzigen Textfensterchen, in dem man alle paar Zeilen scrollen muss.

Sonst kommt man nicht weiter. Und selbst dann kann man kaum eine Frage stellen, weil die Auswahlfelder erst ausgefüllt werden müssen.

Und mit UPS hatte ich schon so oft solchen Ärger.

Am meisten geärgert hat mich ein Vorfall, der schon einige Jahre her ist. Ich hatte mir im Internet eine Kamera bestellt, allerdings eine Version, die nur in Asien zeitweise verkauft wurde, nämlich in Silber mit grüner Belederung. (Ich weiß, nicht unbedingt schön, aber eben nicht normaler Einheitsbrei.) Und dazu wegen Restposten nur zum halben Preis, dafür ohne Garantie.

UPS hat es in Berlin in drei Wochen nicht geschafft, mir das Paket zuzusenden, obwohl ich jeden Tag voll da war.

Zunächst hatte ich bei der Bestellung meine Adresse am Arbeitsplatz angegeben. Weil ich da tagsüber da war und selbst wenn nicht ich, der Empfang immer besetzt ist. Und da kamen jeden Tag immer ganz viele Pakete für die Mitarbeiter, das lief.

UPS hat es knapp eine Woche lang nicht geschafft, das Paket abzuliefern, obwohl alle anderen Paketdienste jede Menge Pakete lieferten.

Irgendwann sagte ich, es war der 23. Dezember, dass jetzt bald Weihnachten wäre und dann bis nach Neujahr die Firma dicht ist, das so nicht mehr geht. Weil ich dann nur noch zuhause bin. Dann wollten sie die Privatadresse haben, bekamen sie auch, und obwohl ich die nächsten zwei Wochen jeden Tag zuhause war, haben sie es wieder nicht geschafft, mir das Paket zuzustellen. Nach drei Wochen ging es dann an den Absender zurück, und der hat die Bestellung storniert und es an einen anderen Kunden verkauft. Kein Exemplar mehr da, nirgendswo mehr zu dem Preis zu bekommen und wegen der Verzögerung auch nicht mehr in dem Jahr steuerlich zu berücksichtigen.

Da war ich schon richtig sauer.

Noch saurer war ich aber, weil UPS dann da eingetragen hatte, ich hätte ständig die Empfängeradresse geändert. Was ich kein einziges Mal getan habe. Als sie es nach einer Woche nicht geschafft hatten, es zuzustellen, und ich sagte, dass ich jetzt dann wegen Weihnachten zuhause bin, waren sie es, die die Adresse haben wollten, und das auch nur einmal.

Und der Händler (allerdings ein unwichtiger) hat mich dann auch nicht mehr beliefert und als Kunde gesperrt, weil das für den so aussah, als hätte ich die Zustellung durch ständige Adressänderungen mutwillig sabotiert.

Ähnliches ist mir bisher nur bei DPD passiert. Die haben auch schon Pakete zurückgeschickt, weil ich sie nicht abgeholt hätte. Nur: Da ich keine Benachrichtigung bekommen hatte, wusste ich gar nicht, dass ein Paket angekommen war und wo es abzuholen gewesen wäre. Die täuschen die Zustellung nämlich auch gern vor und tun nur so, als wäre keiner zuhause gewesen, und gehen gleich zur Abholung an irgendeinem Paket-Shop über, werfen aber keinen Zettel in den Briefkasten, denn dafür müssten sie ja zum Haus fahren, was sie übergehen wollen. Sie schicken einem aber keine Benachrichtigung, sondern unterstellen, dass der Absender des Paketes den Empfänger über die Sendung und die Nummer informiert, und der Empfänger das dann auf deren Webseite verfolgt. Das würde sogar funktionieren, aber oft wissen die Absender nicht, dass sie das müssen, dass es funktioniert. Schlimm, aber nicht so schlimm wie UPS, weil man damit zumindest dann klarkommen kann, wenn alle Bescheid wissen.

Ich habe mal einen UPS-Fahrer zur Rede gestellt, wie sie eigentlich dazu kommen, derartig verleumderische Falschinformationen da einzutragen, wie dass ich eine Adressänderung gewünscht hätte oder nicht zuhause gewesen wäre.

Antwort: Geht nicht anders.

Die Software sei für die Fahrer genauso übel wie für die Empfänger.

Die Zeitpläne sind sehr knapp, und die Möglichkeit, da einzutragen, dass heute die Zeit nicht gereicht hätte, gäbe es erst gar nicht. Er könne das unterwegs gar nicht anders eintragen, als zu behaupten, der Empfänger sei nicht zuhause gewesen, und im Depot könnten sie das auch nur verlängern oder wiederholt zustellen, indem sie vorgaukeln, der Kunde hätte eine Adressänderung gewünscht.

UPS ist meines Erachtens ein enormer Saftladen, jedenfalls hier in der Gegend unfähig, sein Geschäft ordentlich auszuführen.

Und wenn man dann mal die Hotline dranhat, dann auch mal welche aus den USA, die dort an einem Terminal sitzen und einen auch nur entlang ihrer bekloppten Bildschirmmasken fragen und antworten lassen, und was da nicht steht, geht nicht.

UPS geht mir derartig auf den Sack, hat mir schon richtig Schaden zugefügt, und die kriegen ihren Geschäftsbetrieb einfach nicht auf die Reihe. Und leiden obendrein unter einer katastrophal schlechten Software, noch dazu mit einem extrem hässlichen und kontraintuitiven Mist-Design.

So richtig schlecht.

Und die versuchen auch gar nicht erst, daran irgendwas zu verbessern. Typischer Fall von amerikanischem Despotenmanagement. Man betreibt Micromanagement, indem man wirklich jede Frage und auch jede Antwortmöglichkeit vorschreibt und nicht die geringste Abweichung erlaubt. Ich habe mal in einem Subway gefragt, warum ich nicht einfach ein Sandwich kaufen kann, sondern dazu jedesmal eine Reihe dämlicher Fragen beantworten muss. Ob sie mir nicht zutrauten, dass ich einfach selbst bestelle, was ich will. Antwort: Können und dürfen sie nicht. Sie sind vertraglich gebunden und gedrillt, die vorgeschriebene Prozedur exakt einzuhalten und zu befolgen, sonst werden sie gefeuert.

Das ist alles darauf ausgelegt, diese Hire-and-Fire-Mentalität durchzusetzen und – wie in den USA üblich – mit un- oder kaum angelernten Billiglöhnern das immer selbe Produkt anzubieten, aber niemals zu fragen, ob das überhaupt so passt.

Es gab neulich mal eine Dokumentation über die Frühzeit von McDonalds. Die hatten ja zunächst nur einen einzigen Laden, kamen aber in Kontakt mit einem Lieferanten von Geräten für Schnellimbisse und dann irgendwie darauf, wie man die Milkshakes schnell, zuverlässig und gleichartig herstellt, und haben das zunächst an Franchizing vergeben, an jede Menge Lizenznehmer, die nur die Marke und die Zutaten bestellt hatten, sie aber nach Gutdünken zubereiteten. Und waren dann stinksauer darüber, dass ein McDonalds-Hamburger in den Restaurants ganz unterschiedlich aussehen und schmecken konnte. Und um das abzustellen, fingen die mit diesem Micro-Management an, in dem jede Handbewegung normiert und vorgeschrieben ist, jede Bulette und jede Brotscheibe gleich dick, und der Grill auf die Sekunde genau immer dieselbe Bratzeit vornimmt. Damit die immer exakt gleich schmecken, egal, wen man in die Küche stellt.

UPS ist so eine völlige Katastrophe.

Extrem eng vorgegebene und eingeengte Betriebsabläufe, die irgendein Heini irgendwo in der Pampa der USA festgelegt hat, und die per Software durchgeprügelt werden, egal ob sie funktionieren oder nicht.

Man macht dem Absender billige Angebote.

Man kümmert sich darum, dass man selbst Kosten spart.

Die Zeche zahlt aber der Empfänger, der sich nicht aussuchen kann, ob er überhaupt von UPS beliefert schikaniert werden will oder nicht.

Wenn ich irgendwie könnte, würde ich kategorisch ausschließen, von UPS beliefert zu werden.

Ist das ein Saftladen.

Was der mich – als unfreiwilligem Empfänger – schon an Zeit und Geld gekostet hat.

Nachtrag: Um überhaupt in Kontakt mit ihnen treten zu können, musste ich da eine „Technologievereinbarung“ mit ihnen abhaken. Gerade habe ich eine E-Mail bekommen, in der es heißt

[…]

Vielen Dank dafür, dass Sie die geänderte UPS Technologievereinbarung akzeptiert haben.

Für Ihre Unterlagen haben wir eine Kopie der UPS Technologievereinbarung angefügt. Die aktuelle Version finden Sie auch stets unter ups.com

UPS Technologievereinbarung anzeigen

Im Rahmen Ihrer Registrierung bei UPS bestätigen Sie, dass Sie ausreichend Zeit hatten, die UPS Technologievereinbarung zu lesen und zu verstehen. Diese enthält wichtige Bedingungen hinsichtlich der Nutzung von UPS Technologien, wie z. B. zur Beschränkung der Haftung von UPS und zur Frage, wie Streitsachen zwischen UPS und Ihnen geregelt werden. Sie können die UPS Technologien sofort nach Abschluss der Vereinbarung nutzen. Im Gegenzug verzichten Sie auf Ihr Recht, innerhalb von 14 Tagen von der UPS Technologievereinbarung zurücktreten zu können.

Danke, dass sie sich für UPS entschieden haben.

[…]

„Danke, dass sie sich für UPS entschieden haben.“ ? Ich habe mich nicht für UPS entschieden. Das war der Absender.

Und wie Streitsachen geregelt werden, ist keine Sache der „Technologie“, sondern der AGB. Da ich aber als Empfänger keinen Vertrag mit UPS habe, habe ich auch keine AGB mit denen vereinbart. Das ist Ami-Recht, aber nicht deutsches Recht. Und die können mir auch nicht erklären, worauf ich verzichte.

Herrje, ist das ein elender Saftladen. Richtig dreckig, amerikanische Management-Methoden, amerikanische Rechtsmethoden.

Ich werde mich künftig bei jedem deutlich beschweren, der mir noch irgendwas mit UPS schickt.