Ansichten eines Informatikers

Ein wunderbarer neuer Doppelbegriff für die Sammlung

Hadmut
2.10.2021 23:15

Oh, der ist richtig schön. Den habe ich noch nicht.

Zu den Top-Doppelbegriffen, für das Medien- und Politgeschwafel dieselbe Sache einmal positiv und einmal negativ konnotiert zu Bezeichnen gehört ja schon, dass man, wenn man es will, es als „Diversität“ bezeichnet, geht es aber schief und schadet, man schnell zum Begriff „Heterogenität“ wechselt. Für Schulklassen fordert man „Diversität“, aber entgleist es, lag es an der „Heterogenität“.

So einen ähnlichen haben jetzt die Linken geliefert:

Man wollte unbedingt die Vielfalt.

Fährt man damit aber gegen die Wand, dann lag es an der „Vielstimmigkeit“.

(Früher sagte man dazu: Viele Köche verderben den Brei. Heute sagt man, genau das brauche man zum Gedeihen und Gelingen, und fällt damit dann auf die Schnauze.)

Die Linke leckt nach dem desaströsen Wahlergebnis ihre Wunden und hat auf einer Vorstandssitzung mit der Aufarbeitung von Fehlern begonnen. Die Parteispitze sieht die “Vielstimmigkeit” als ein Hauptproblem. […]

So begibt sich die Partei, die rund die Hälfte ihrer Stimmen einbüßte, nun auf Fehlersuche. Oder vielmehr: sie beginnt damit. “Es war die Einschätzung im Vorstand, dass wir in vielen Fragen, die zentral waren, zu sehr mit unterschiedlicher Stimme gesprochen haben”, erklärt Wissler. “Was dann dazu führt, dass Leuten auf der Straße nicht mehr ganz klar ist: Wofür steht denn diese Linke?”

Wissler bringt es auf die Formel: Zu oft sei man nicht “vielfältig, sondern vielstimmig” gewesen. Co-Parteichefin Susanne Hennig-Wellsow wählt den klassisch-griechischen Begriff “Kakophonie”, die zum Problem geworden sei.

Kakophonie, ja.

Gebraucht hätte man Harmonie, und eine Harmonie ist eben eine überaus selektive Sache, es werden nur die hinzugenommen, die genau passen und Gemeinsamkeiten haben. Und nicht jeder, der will. In der Harmonielehre haut man auch nicht alle Tasten auf dem Klavier nieder, nur um keine auszugrenzen und zu diskriminieren.

Und so erfreuen wir uns dann der Doppelbegriffsakrobatik, wenn sie sich darum herumschwafeln wollen, dass sie das, was sie immer forderten, nun direkt umgenietet hat. So wie fast jedes „geliefert wie bestellt“ hinter Begriffsumfahrungen nach sich zieht.