Ansichten eines Informatikers

Die seltsam unproblematische Problemeinreise nach Dubai

Hadmut
21.10.2021 7:23

Drei Probleme, die sich auf kuriose Weise in Luft auflösten.

Der PCR-Test

Ich hatte doch Bedenken, ob der PCR-Test aus Berlin hier anerkannt wird, wegen des QR-Codes.

Keine Ahnung ob der anerkannt wird, es hat schlicht niemand geprüft. Man hat mich zwar vor dem Abflug, beim Umsteigen in Instanbul und bei der Ankunft gefragt, ob ich einen PCR-Test habe, begnügte sich aber damit, dass ich irgendeinen Wisch vorzeigte. Geprüft hat man ihn nicht.

Der Grund ist, dass man ihm sowieso nicht traut. Normalerweise ist die Einreise nach Dubai recht einfach, zumal ich meinen Reisepass beim letzten Mal (2018 Hin- und Rückreise Neuseeland) hier habe registrieren lassen und damit prinzipiell am Automaten einreisen könnte, was aber wegen COVID gerade nicht geht. Also führte man die Passagiere auf einem Umweg über ein Kellergeschoss an einer Reihe von – habe nicht so genau drauf geachtet – 30, 40 PRC-Testboxen vorbei, in der jeder getestet wurde. Ging aber ruckzuck und hat bisher auch nichts gekostet. Sie wollen die Handy-Nummer haben und schicken einem eine SMS wenn was wäre.

Nun habe ich noch einen Barcode auf dem Reisepass kleben. Jedenfalls ging das hier viel schneller, einfacher und unkomplizierter als in Berlin.

Office Number One

Normalerweise ist die Einreise hier kein Problem, ich war ja schon einige Male in den Emiraten. Inzwischen machen sie das wieder alles durch Menschen, aber nicht 2, wie in Berlin, sondern eher so dreißig, vierzig. Man legt seinen Pass vor, muss noch zum Fotografieren oder der biometrischen Erkennung in ein Gerät gucken – fertig.

Heute nicht bei mir.

Ich durfte nicht rein.

Stattdessen hieß es, ich müsse zurück und mich in Office Number One melden. Tonfall wie Zimmer 101 in 1984.

Ach Herrje.

Was ist jetzt los?

Die hiesigen Pressegesetze sind etwas schammig und undurchsichtig, und weil ich ja blogge, ist mir nicht so ganz klar, ob das für mich auch gilt, weil die Regelungen anscheined eher auf große Produktionen abzielen, die einer Zensur unterliegen. Ich hatte schon bei der letzten Reise und auch diesmal zweimal bei verschiedenen Stellen nachgefragt, ob ich oder ob ich nicht und keine Antwort erhalten. Also hatte ich mich vorsichtshalber bei der Expo als Medienvertreter akkreditiert.

Zwar schimpfen sie alle gerne über Dubai wegen mangelnder Pressefreiheit, die Realität ist aber, dass mir in Deutschland der Presseausweis und in der Folge viele Auskünfte verweigert werden, während ich ich bei der Expo in Dubai völlig problemlos als Presse anmelden konnte.

Wo herrscht also die größere Pressefreiheit?

Warum aber muss ich nun in Office Number One? Hat es was damit zu tun?

Werde ich jetzt befragt oder was?

Ich komme da also hin. Ein grimmig dreinblickender Mann in Polizei- oder Militäruniform. Will meinen Reisepass sehen. Ich so gespannt, wie ein Flitzebogen, was jetzt kommt und passiert. Und es passiert: Nichts. Fast nichts. Er guckt auf das Passbild im Reisepass, bitte mich, die Maske runterzuziehen, vergleicht … fertig, das war’s schon. Der wollte gar nichts von mir außer mein Gesicht mit dem Pass zu vergleichen. Ich bekomme den Einreisestempel in den Pass und soll den vorne am Einreiseschalter vorzeigen. Den Grund dafür will man mir nicht sagen. Aus dem Gesamtzusammenhang schließe ich aber, dass die Software der Meinung war, dass ich mir nicht ähnlich genug sehe.

Vielleicht war es aber auch nur so ein Verhaltenscheck wie sie sie in Israel machen. Man schaut die Leute grimmig an und guckt einfach, ob sie nervös werden.

Zurück am Einreiseschalter bekomme ich nicht nur einen schönen Aufenthalt gewünscht, sondern noch eine Touristen-SIM-Karte mit Guthaben geschenkt. Ist natürlich erst mal verdächtig, wenn man sich als Journalist akkreditiert und dann eine SIM-Karte geschenkt bekommt. Es bekommt aber gerade jeder eine geschenkt, der nach Dubai einreist.

Und das ist nützlich. Sie haben hier zwar an vielen Stellen, vor allem den U-Bahn-Stationen, kostenloses WLAN. (Oder hatten es jedenfalls 2018.) Aber es ist bzw. war nicht anonym und für jeden nutzbar. Man braucht eine Dubai-Mobilfunknummer, um sich einzuwählen, und darüber wird man identifziert.

Auch das dritte Problem löst sich in Luft auf

Durch diesen Umweg über Office Number One war ich etwas später an das Gepäckband gekommen. Gepäckband 1. Gähnende Leere. Die letzten drei Koffer fahren Karussel, meiner nicht dabei. Einer vom Personal fragt mich, was ich da suche. Ich erkläre es. Nein, sagt er, sie seien durch. Da käme nichts mehr. Dann sei mein Koffer weg. Ich müsse in das Büro an Gepäckband 8 und dort anzeigen, dass das Gepäck verloren gegangen ist.

Mmmh. Sowas ist mir in den letzten 20 Jahren schon dreimal passiert, und der Koffer tauchte jedes Mal wieder auf, aber verspätet. Das kann einem die Planung über den Haufen werfen. Ich da also hin, sie fragt nach der Gepäcknummer, die man auf das Ticket geklebt bekommt. Und sagt, das sei kein Problem. Denn während ich von Band 1 zu Band 8 gegangen bin, wurde der Koffer bereits gefunden und steht an Band 1 für mich bereit.

Also: Fühlte sich problematisch an, war aber unproblematisch.