Von Bestecktaschen und der Wissenschaft schlechthin
Ich werde noch zum Ossilogen.
Ganz, ganz viele Original-DDR-Bürger hatten sich gemeldet, um voller Inbrunst und mit einer nicht zu überlesenden Geringschätzung davon zu berichten, dass es überall in den Kantinen, wenn überhaupt, nur dieses entsetzliche Alubesteck gegeben habe, das nicht nur das Essen anders schmecken ließ, sondern auch in unangenehmste elektrochemische Interaktion mit Amalgamplomben getreten sei.
Ich kann es mir durchaus vorstellen, weil wir im Westen zur Zeit meiner Kindheit und Jugend auch noch Amalgam in die Zähne bekamen und ich das elektrische Gefühl kenne, wenn man die Schokolade abbiss und dabei ein Stück Alufolie erwischte. Schokalade war damals (im Westen) noch in Alufolie und dann nochmal in Papier eingeschlagen.
Nicht alle konnten und wollten die Sache mit den gelochten Löffeln bestätigen, das war wohl eher eine regionale Angelegenheit, auch wenn mir sehr glaubhaft und lebhaft geschildert wurde, wo man wie auf welche Weise die Löcher nachträglich hat bohren lassen. Ganz bestimmt nicht, um – wie manche mutmaßten, das waren aber eher Wessis – die Strömungsverhältnisse und Turbulenzen beim Kaffeeumrühren zu optimieren, worauf sich ein Loch im Löffel positiv auswirken könne.
Nicht ganz verstanden habe ich, warum mir einer mit Vehemenz erläuterte, dass er in den Offizierskantinen [Anmerkung der Redaktion: Ich nehme an, dass er die NVA meinte] niemals einen Mangel an Besteck oder Löcher in den Löffeln erlebt habe, dort aber gebrauchte Kondome herumgelegen hätten. Ob die dann staatlich gelocht und/oder aus Aluminium und elektrisch aktiv waren, hat er nicht erwähnt. Und ich habe nicht gefragt.
Konstatieren kann und muss ich allerdings, dass ich damit offenbar ein tief in die Seele der Ossis eingebranntes Detail des DDR-Lebens berührt habe, das mir noch vor einer Woche noch gar nicht bewusst war. Ich kannte nur die Alumünzen von einem Tag in Ostberlin beim Abitursausflug, bei denen man das Gefühl hatte, gar nichts in der Hand zu haben, und trotzdem einen Teller Suppe damit kaufen und U-Bahn fahren konnte.
Ich hätte nicht gedacht, dass man mit Erwähnen des Alubestecks und der Bestecktaschen solche Emotionen wecken kann.
Eben rief mich am Sonntag morgen gegen 08:20 (ich habe ein Telefon am Bett) ein hörbar ergriffener Ossi an, um mir zu schildern, dass er im Werkunterricht der Schule (neben Nadelkissen) sogar die besagte Bestecktasche selbst anfertigen musste. Mit einem gewissen Unterton eines Eingekerkerten, der berichtet, seine eigenen Ketten habe herstellen zu müssen. Niemals habe man in der DDR Besteck klauen können, denn es habe ja keines gegeben, das man hätte klauen können, es habe ja jeder sein eigenes mitbringen müssen. Was wohl daran lag, dass er nicht Offizier gewesen war, sondern wegen Stasiakte bereits in der Jugend frühzeitig in die Industrie abgeschoben wurde – dahin, wo es nicht mal das Alubesteck gab.
Ich hätte nicht gedacht, dass Besteck so tief in der Seele anrührt.
Für mich als Wessi rangiert Besteck irgendwo im Bermuda-Dreieck zwischen Mensa, IKEA und WMF, mit Abenteuerausflug zum Bundeswehrbesteck, und der nur sehr individuellen Erinnerung an einen enormen Familienkrach darüber, dass mein Opa (väterlicherseits) ein ererbtes Silberbesteck (mütterlicherseits) völlig ruiniert hatte, weil er mal meinte, das an der Schleifmaschine schärfen zu müssen, es aber tat, wie eben der Soldat Schwejk so im Krieg, und das teuere Silberbesteck dann auch nicht schärfer, aber sämtliche Klingen mit völlig krummen und misslungenen Schleifspuren übersät waren. Auch dem Wessi greift das Besteck tief an der Seele an, man verletzt ihn, indem man sein Besteck ruiniert, allerdings Silber statt Alu. Die Jugend von heute tut immer gerne so, als habe sie erst die Nachhaltigkeit erfunden, aber bei uns war damals schon dieser Familienkrach ziemlich nachhaltig. Es sah aber auch wirklich übel aus, und damit wollte man wirklich nicht mehr essen. Völlig ruiniert. (Um ehrlich zu sein: Mir hatte es vorher schon nicht gefallen, weshalb ich dem Vorgang erstaunlich neutral gegenüberstand. Ich hege eine innere Abneigung gegenüber diesen altmodischen Gabeln mit diesen überlangen Zinken. Es widerstrebt mir, mir sowas in den Mund zu stecken.)
Ich weiß aus meiner Jugend von einem Cafe, bei dessen Eröffnung man den Fehler machte, teures Geschirr und Silberlöffel (sind ja nicht massiv aus Silber, sondern versilbert) anzuschaffen, und nach kaum mehr als ein, zwei Wochen schon die Hälfte geklaut war, wonach man zu billige(re)m Stahlbesteck überging und sich der Diebstahl deutlich reduzierte.
Seid froh, dass es kein Kupferbesteck (mehr) gibt. Kupfer schmeckt nicht nur komisch, sondern wird in Berlin und Umgebung sofort geklaut.
Ich persönlich hatte beim Umzug vom Studentenwohnheim in die erste Wohnung den Fehler begangen, ein Edelstahlbesteck in irgendeinem Kaufhaus zu kaufen, weil es Ösen zum Aufhängen hatte und mit so einem Gestell geliefert wurde, an das man es hängte. Es erwies sich als Schrott, weil es nicht nur nach kurzer Gebrauchsdauer schon rostete, sondern die Messerklingen aus mir dann nicht nachvollziehbaren Gründen statt einer Sägekerbung mit kleinen Schlitzen gesägt waren im Stil eines Kammes, und da im normalen Spülwasser die Essensreste, die sich darin festsetzten, nicht rauszukriegen waren und ich dann eine Zahnbürste brauchte um die Messer sauber zu kriegen. Seither bin ich auf unauffällige, preisgünstige, formnormale Edelstahlbestecke abonniert, die ich einfach ersetze, wenn irgendwas damit nicht mehr in Ordnung ist. Meine Besteckschublade ist daher höchst uneinheitlich befüllt. Mein Opa lebt nicht mehr.
Sehr beachtlich fand ich aber dann den übergangslosen Übergang von der Erzählung der selbst gefertigten Bestecktasche zur Soziologie in Form des Marxismus-Leninismus, denn der Anrufer lobte nicht nur meine Ausführungen zum Besteckaufkommen in DDR-Kantinen, die er genau so erlebt habe, sondern auch zur Soziologie, die er ebenfalls genau so erlebt habe (was der Grund war, es zu erwähnen, nach Wertung des Anrufers schon der zweite thematische Ossi-Treffer in meinem Wessi-Blog).
Denn alles, was ich über die Soziologie geschrieben hätte, habe er exakt so im Marxismus-Leninismus erlebt.
Das sei marxistische Ideologie gewesen, die man immer wieder als „die Wissenschaft schlechthin“ ausgab. Er habe nicht nur seine Verwandten im Westen nicht besuchen dürfen, man habe ihm auch noch erzählt, dass er darüber froh sein müsse, weil dies eine „wissenschaftliche Erkenntnis“ sei, die der Marxismus-Leninismus hervorgebracht und wissenschaftlich bewiesen habe.
Das war der Punkt, an dem ich dann beschloss, mich nach dem Anruf nicht rumzudrehen und weiterzuschlafen, sondern erst zu bloggen.
Denn da ging mir durch den Kopf, dass mir die Tage noch jemand geschrieben hatte, dass es Erkenntnisse und Darstellung des Verfassungsschutzes gebe, wonach nur 30% der Agenten des Ostens tatsächlich der Informationsgewinnung dienten (vulgo: Spionage und was frei zugänglich war), und 70% der Infiltration mit marxistischem Gedankengut.
Meine Vermutung, dass die DDR es unternommen habe, die westlichen Universitäten zu unterwandern, sei damit quantitativ belegt.
Wenn nun aber nicht nur quantitativ bekannt ist, dass 70% der Ost-Agenten im Westen eine Infiltration und das Einschleppen marixistischer Ideologie betrieben, sondern mir auch einer erzählt, dass er in meiner Darstellung der West-Soziologie exakt den Marxismus-Leninismus der DDR wiedererkennt (und ich ja auch schon geschrieben hatte, dass mir Gender Studies genau wie Marxismus-Leninismus vorkommen), und mir immer wieder Altsoziologen von der guten alten Zeit schrieben, bevor die Soziologie von Linken überrannt und verblödet wurde, dann stellt sich umsomehr die Frage, ob die Soziologie heutiger Prägung schlicht und einfach Werk der Stasi und ein getarnter und im Geld- und Versorgungsfluss gut eingebauter Marxismus-Leninismus ist.
Und das nicht erst seit der Wende.
Dass die Universitäten mit den 68ern nach links weggekippt und richtig verblödet sind, ist ja bekannt.
Bisher aber ist es ja ein offenes Rätsel, warum der Polizist Karl-Heinz Kurras, der 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschoss, als dieser gegen den Schah demonstrierte, Stasi-Agent war, wie man nach der Wende herausfand. Und es hieß ja, dass er ihn ohne triftigen Grund, ohne bedrängt zu sein, gezielt und aus kurzer Distanz erschoss.
Dann kamen die 68er und bald auch die RAF.
Es spricht einiges dafür, dass der ganze Linksschwenk der Universitäten seit den 60ern von der DDR aus gesteuert und inszeniert wurde, und das würde auch zu dem passen, was ich als Student an der eigentlich unpolitischen technischen Universität in Karlsruhe in den 80ern mit den linken Studentengruppen erlebt habe.
Es drängt es geradezu auf, dass die Soziologie, die Philosophie und angrenzende Fächer der Nährboden waren, in dem die sich am stärksten eingenistet haben, weil Geschwafel, qualitäts- und kritiklos, sowieso schon links und ideologisch aufgestellt.
Und daraus drängt es sich dann geradezu auf, dass Gender-Studies die Nach-Wende-Fortsetzung der Vor-Wende-Stasi-Soziologie war.
Wenn das so ist, dann werden sie aber nicht nur von der Stasi, sondern sehr stark eben auch aus den USA gesteuert. Die ja nun wiederrum sehr stark in den Sozialismus weggekippt sind.
Was mich nun zu der Frage bewegt, inwieweit sich die Kommunisten nach Zusammenbruch des Ostblocks in den USA eingenistet haben, wohl auch mit Unterstützung Chinas. Den Gedankengang, dass George Soros vielleicht etwas mit den SED-Milliarden zu tun haben könnte, gar deren Finanzverwalter sein könnte, weil der zeitlich passend an der Börse steil Milliardär wurde und die Börse der ideale Geldwaschsalon ist, wenn Kauf und Verkauf abgesprochen sind, hatte ich ja schon mehrmals geäußert.
Und wenn man sich dann anschaut, wen Soros alles mit Geld begießt und wofür, und was der da mit seiner Central European University so treibt, und was der mit Gender zu tun hat, dann läuft dieses Spiel aus der DDR-Zeit eigentlich unverändert, aber intensiver gerade weiter.
Und wenn man sich dann anschaut, wie Soros in den USA auch die Richter und Staatsanwaltschaften mit seinen Leuten besetzt, indem er ihnen den dort wichtigen Wahlkampf (die werden dort auch gewählt) finanziert, und aber weiß, dass die Verfassungsrichterin Baer nicht nur in den USA an einer erzlinken Uni gemacht wurde, sondern auch Verbindungen zu dieser Central European University hat, dann passt das alles einfach perfekt zusammen.
Berücksichtigt man dann noch, dass ich auf das Besteckthema ja erst gekommen bin, weil an den Universitäten jetzt aus sozialistischer Haltung heraus soviel Besteck geklaut wird, dann schließt sich der Kreis. Als nächstes führen sie da dann gegen den Diebstahl wieder Alubesteck und Bestecktaschen wieder ein, back to the roots. (Was allerdings nicht mehr so funktionieren wird und nicht mehr so auf die Zahnwurzeln geht, weil Amalgam nicht mehr so üblich ist.)