Fake News? Oder doch wahr? Wurden wir belogen?
Eine Warnung und Anleitung.
Bei mir liefen einige Leseranfragen ein, was ich davon halte oder ob ich das nicht bloggen könne,
- dass die Ukraine eigentlich gar nicht existiere und kein Staat sei, weil sie 1991 oder sowas herum vergessen habe, die Anerkennung ihrer Grenzen und als Staat zu beantragen,
- dass die Ukraine voll mit amerikanischen Bio-Labors oder Chemiewaffenfabriken sei.
Mal abgesehen davon, dass ich das weder weiß, noch für stichhaltig halte (weil meines Wissens ein Staat seine Existenz gar nicht beantragen muss, sondern es völkerrechtlich darauf ankommt, dass er ein Gebiet, eine Bevölkerung und eine Regierung faktisch hat):
Leute, seid mal vorsichtig.
In Kriegszeiten, vor allem in der heißen Phase, könnt Ihr gar nichts glauben. Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit.
Ich habe in den Social Media auch ein Video gesehen, wie ein Kampfflugzeug ein ziviles Wohnhaus angreift, dazu aber von anderen auch die Behauptung, das Video sei zwar echt, aber nicht aktuell, weil noch vom letzten Krieg.
Andererseits aber dienen Fake-News gerade dann, wenn sie als solche erkennbar sind, aber auch dazu, wahre, aber unerwünschte Nachrichten unglaubwürdig zu machen. Manchmal ist es nicht der Zweck von Fake-News, ihren Inhalt vorzutäuschen, sondern als Fake News erkannt zu werden, damit man auch anderen, wahren Berichten misstraut.
Das ist gerade ziemlich schwierig, da Fake, Wahrheit, Schlamperei, Proapganda, journalistische Unfähigkeit oder kriegsbedingte Ungenauigkeit und beschränkte Verifikation zu unterscheiden.
Vor allem aber sollte man sich vor einem typischen Denkfehler hüten, der besonders anfällig ist: Dieser Ach-guck-mal, das haben die uns ja gar nicht erzählt oder völlig übersehen-Effekt, der dazu führt, dass man sich belogen fühlt.
Ich weiß jetzt auch nicht, was ich Euch raten soll, weil ich ja auch nicht weiß, was da stimmen kann und was nicht, ich kenne Land, Leute, Sprache überhaupt nicht, war noch nie dort.
Ich rate einfach dazu, solche Informationen erst mal weder für wahr, noch für falsch zu halten, sondern zu sammeln, zu sortieren, und zu einem späteren Zeitpunkt, wenn es geht, zu verifizieren oder zu falsifizieren.
Ich möchte an dieser Stelle nämlich – auch als Hinweis auf wissenschaftliches Vorgehen – auf einen weiteren Denkfehler hinweisen, der vielleicht auch mit der Amygala zu tun haben könnte: Wir neigen nämlich dazu, Informationen sehr schnell in gut und böse, wahr und falsch, links und rechts, feministisch und sexistisch, haram und halal einzustufen. Oder wie ich sagen würde: Eigenes Rudel und Feindrudel.
Das untrainierte Gehirn kennt nur diese zwei Kategorien und will Informationen sofort einteilen. Ein ähnlicher Effekt, wie ich ihn von einem Telefonat mit einem Zwitter beschrieben hatte, in dem sich mein Gehirn nicht entscheiden konnte, ob ich mit einem Mann oder einer Frau spreche. Wir fühlen uns sehr, sehr unwohl, wenn wir nicht „wissen“, ob etwas wahr oder falsch ist, wir uns im „Ungewissen“ fühlen, unser Weltbild nicht zu verwenden ist.
Eine ganze Menge Leute haben mir das beispielsweise sehr übel genommen, dass ich zu Klima und zur COVID-19-Impfung den Standpunkt „weiß ich (noch) nicht, kann ich (noch) nicht beurteilen“ eingenommen habe. Wollten von mir, dass ich einen Standpunkt dazu beziehen, ja oder nein. Genau das meine ich. Die Unfähigkeit, eine Information erst einmal ohne Bewertung aufzunehmen und die Wertung bewusst offen zu halten.
Man muss aber einfach lernen, Informationen auch in die Kategorie „Weiß ich (noch) nicht“ einzustufen, sie aber trotzdem nicht zu vergessen. Wir müssen uns im Kopf so eine dritte Kategorie aufbauen (Teil des wissenschaftlichen Arbeitens, an dem vor allem Linke, Geisteswissenschaftler und Gender-Zombies grundsätzlich scheitern), nämlich den Stapel von Informationen, Behauptungen, Aussagen, von denen wir nicht wissen, ob sie stimmt, und sie für später aufbewahren, um sie bei Gelegenheit oder als Aufgabe zu prüfen.
Es gilt außerdem nicht nur die alte Regel „Kommt Zeit, kommt Rat“. Oder, wie ich schon öfters, besonders zur Pandemie erläuterte: A priori und A posteriori-Wissen. Es ist auch so, dass Ihr im Moment sowieso keinerlei Einfluss auf den Ukraine-Krieg nehmen könnt, Ihr überhaupt nicht Entscheidungszugzwang seid, Euch entscheiden zu müssen, ob Ihr alle Einzelheiten für wahr oder falsch haltet. Das war anders bei der COVID-Impfung, weil man sich da zeitnah entscheiden musste, ob man sie nimmt oder nicht, ohne zu wissen, ob sie funktioniert oder nicht. Dazu hatte ich ja meine Erwägungen aus dem Risk Management erläutert.
Beim Ukraine-Krieg könnt Ihr im Moment aber auch nicht mehr machen, als Informationen aufzunehmen. Weder könnt Ihr sie gerade überprüfen, noch müsst Ihr sie gerade ein wahr und falsch einstufen. Also: Sammeln, Sortieren, Abwarten.