Ansichten eines Informatikers

Die Grünen im Zwiespalt zwischen Fett und Inkompetenz

Hadmut
19.3.2022 14:02

Ist Euch mal was aufgefallen?

Schreibt man, dass Ricarda Lang von den Grünen fett ist, regen sie sich fürchterlich auf, schimpfen #bodyshaming – obwohl sie selbst ständig gegen alte weiße Männer zu Felde ziehen – und fordern, man dürfe Politiker nicht auf ihre Körperlichkeit „reduzieren“. Wobei in diesem Fall das „reduzieren“ schon eine schwierige Wortwahl ist. Wobei im Falle Lang bisher auch nicht zu klären war, welche inneren, geistigen Werte sie denn zur Messung vortragen, welche feststellbaren Leistungen sie erbracht haben könnte – außer vielleicht die Fast-Food-Industrie über die Corona-Krise gerettet zu haben.

Schreibt man aber, dass Annalena-Baerbock nichts Greifbares studiert hat, kein richtiges Zeugnis vorlegt, in ihrem Lebenslauf geschwindelt, im Buch plagiiert hat, dann heißt es, man könne einfach nur nicht ertragen, dass eine junge Frau Kanzlerin werden will (später dann: Ministerin geworden ist).

Kritisiert man Fettleibigkeit bei gleichzeitigen Forderungen der Grünen, man möge weniger und gesünder essen, sagen sie, man solle das Körperliche thematisch vermeiden.

Kritisiert man aber Dummheit, Verlogenheit, Charakter, dann heißt es, dass man die Köperlichtkeit nicht vertrage, reduzieren sie sich auf den Körper, um die Frauenschutzkarte zu spielen.

Dazu kommen dann noch die Gender Studies, die behaupten, Wissenschaft sei frauendiskriminierend, weil sie beim Forschen vom eigenen Körper des Forschers abstrahiere, was Frauen nicht könnten.

Und dann natürlich noch das Frauenuniversalthema, sich zu allem und jedem nur noch um Vulva, Vagina und Menstruation zu drehen. Um sich bei nächster Gelegenheit wieder darüber zu beschweren, auf das Körperliche reduziert zu werden.

Wie kann das eigentlich passieren, dass die Grünen mit diesem Schwachsinn so lange durch- und sogar in die Regierung gekommen sind?

Anne Spiegel

Mir geht gerade ein Artikel von Alexander Wendt durch den Kopf: Die Flutnacht der Anne Spiegel – und was das mit ihr macht

Die ja nun anscheinend so monströs versagt hat, dass es Tote gab, und trotzdem noch die Karrieretreppe raufgefallen ist, weil Geistiges von Frauen einfach gar nicht mehr (wenn überhaupt je) verlangt wird.

Es ist doch seltsam: Einerseits beschweren sie sich permanent, dass man Frauen für doof hält, andererseits liefern sie durchgehend Politikerinnen an, die keiner intellektuellen Erwartungshaltung gerecht werden. Wieviele noch aktive, noch lebende grüne Politikerinnen fallen Euch ad hoc ein, die Ihr nicht für strohdoof haltet und die noch nicht durch Dummheit, Unfähigkeit, Selbstwidersprüchlichkeit und/oder Charaktermängel derber Art aufgefallen sind?

Vor ein paar Monaten schrieb der Autor einer größeren Tageszeitung einen Text über die Außenministerin Annalena Baerbock. Er wolle gar nicht ihre Politik bewerten, erklärte der Redakteur, sondern eher ihren Stil und die Frage, wie der Auftritt einer jungen Frau das Bild von der Berufspolitik verändert habe. Er erzählte von ihrem Antrittsbesuch in Paris, von ihrer Kleidung, dem Zwischenstopp am Eiffelturm, er fand, mit ihr zeige sich ein ganz neuer politischer Stil.

Und er vermutete, die Ablehnung, die Baerbock hier und da entgegenschlage, entspringe vor allem aus dem Abwehrreflex von Männern mit einem Gesellschaftsbild aus grauer Vorzeit, die sich eine moderne vierzigjährige Frau an der Spitze des Außenministeriums eben nicht hätten vorstellen können, wobei modern vor allem bedeutet, dass ihr Sinn für öffentliche Wirkung unübersehbar von den sozialen Medien geformt wurde. Es sei eben eine neue Zeit, meinte der Autor, und die bringe eine neue Art von Repräsentanten hervor beziehungsweise umkehrt.

(Den Artikel, von dem er da spricht, suche ich noch.)

Heißt: Es ist vermessen, von einer Politikerin noch Geist, Leistung, Vita zu erwarten, weil das rein Körperliche reichen muss: moderne junge Frau. Mehr darf man nicht erwarten. Es sei denn, man kritisiert es, wie bei Ricarda Lang, dann soll man innere Werte suchen gehen.

Anscheinend wollte man Anne Spiegel auch so in den Himmel loben, wenn nicht gar zu früh ihr Versagen in der Causa Ahrtalhochwasser hochgepoppt wäre.

Ungefähr so hätte er wahrscheinlich auch über die Bundesfamilienministerin Anne Spiegel geschrieben. Bis vor Kurzem, genauer: Eigentlich bis zu der Veröffentlichung mehrerer Sprachnachrichten, die sie im Juli 2021 als Landesumweltministerin von Rheinland-Pfalz nach der ersten Nacht der Ahrtal-Flut und in den folgenden Tagen mit engen Mitarbeitern wechselte, kannte kaum jemand die Politikerin. Kein Redakteur widmete ihr große Porträts. Dabei steht sie sogar noch mehr als Annalena Baerbock für einen wirklich neuen Mandatsträgertypus. Von dem Politikmodell Anne Spiegel wird es vielleicht später einmal heißen, sie und ähnliche Amtsinhaber und -inhaberinnen hätten eine neue gesellschaftliche Sehnsucht geweckt. Nämlich nach ihrem exakten Gegenteil: dem fossilen, in Social-Media-Angelegenheiten primatenhaften Patriarchen ganz ohne wertschätzende Sprache, dafür aber mit grässlicher Querstreifenkrawatte. […]

Bei der Flutkatastrophe im Ahrtal starben im Juli 2021 innerhalb weniger Tage 135 Menschen, es gab 800 Verletzte und Schäden in Milliardenhöhe. Obwohl die europäische Hochwasserzentrale damals sehr präzise Starkregen und eine akute Überschwemmungsgefahr in dem Gebiet vorhergesagt hatte, gab Spiegels Ministerium am 14. Juli 2021 um 16:43 Uhr eine Pressemitteilung heraus, in der es hieß, es drohe „kein Extremhochwasser“. Spiegel schaute über den Text und machte eine Anmerkung: „Bitte noch gendern, dann Freigabe“. Ihr war es wichtig, dass es „CampingplatzbetreiberInnen“ hieß.

An dem Abend, als die Flutwelle durch das enge Tal rollte und die ersten Menschen ertranken, fuhr die Ministerin zu einem Essen mit Parteifreunden. Nach der Aktenlage war sie auch für enge Mitarbeiter später telefonisch nicht erreichbar; sie selbst sah offenbar auch keine Dringlichkeit, Untergebene anzurufen, um sich über die Lage unterrichten zu lassen.

Wendt stellt dann die Frage:

Für Politiker wie Anne Spiegel scheint ein überpersönliches Vorher und Nachher nicht zu existieren. Sie und ähnlich konditionierte Mandatsträger verkörpern tatsächlich eine neue Qualität. Was zu der Frage führt: Welcher Windkanal formt eigentlich diese Politiker neuen Typs? Und: Wie kommt es, dass sie trotz ihres Sozialverhaltens mehr und mehr Ämter besetzen, und dort offensichtlich auch über eine robuste Schutzschicht verfügen?

Na, weil es nun nicht mehr um leisten und liefern geht, sondern um Nehmen, Bekommen, „Teilhaben“. Geistig haben sie nichts auf der Pfanne, aber enorme „Nehmerqualitäten“. Die Frage Wendts, warum Politiker früher bei Versagen zurücktraten, heute aber nicht mehr, liegt auf einer Ebene mit der Frage, warum sich ein schlechtererzogener Rotzlöffel von Kind nicht von sich aus vorzeitig vom Geschenkeauspacken unterm Weihnachtsbaum zurückzieht, wenn es sich daneben benommen hat. Früher hat der Politiker dem Amt gedient. Heute dient das Amt der Politikerin. Oder wie Ulla Schmidt es 2010 formulierte: „Das steht mir zu.“ Gut, die war SPD, aber von da kommt das ja auch.

Im Lebenslauf der 41-jährigen Bundesministerin finden sich zumindest Teilantworten. Mit 19 saß sie schon in einem für den Aufstieg wichtigen Gremium, dem Landesvorstand der Grünen Jugend. Nach dem Studium verbrachte sie als Sprachtrainerin zwei Jahre in der freien Wirtschaft, 2016 kam sie als Familien- und Integrationsministerin in die rot-grüne Regierung von Rheinland-Pfalz. In das prestigeträchtigere Umweltministerium wechselte sie 2020, weil ihre Vorgängerin Ulrike Höfken zwangsweise ausscheiden musste.

Höfken hatte jahrelang eine Personalpolitik betrieben, die im Wesentlichen darin bestanden hatte, eigene Günstlinge an allen Vorschriften vorbei auf gut dotierten Stellen zu platzieren, und zwar so systematisch, dass ihr das Oberverwaltungsgericht Koblenz bescheinigte, es habe Beförderung „ohne jegliche Feststellung von Leistung, Eignung und Befähigung der Bewerber“ gegeben, die gesamte Praxis der Ministerin sei „grob rechtswidrig“ gewesen. Unter diesen Umständen ließ sich selbst eine grüne Ministerin nicht mehr halten.

Spiegel selbst nahm auch mindestens eine Beförderung nach diesem Prinzip vor, übertrieb es aber nicht so wie ihre Vorgängerin. Im vergangenen Jahr entschied ein Gericht, dass Spiegel als Integrationsministerin einen Referatsleiterposten am vorgeschriebenen Dienstweg vorbei besetzt hatte. Vor Gericht ließ sich ihr Ministerium nicht von hauseigenen Juristen vertreten, sondern von einer Kanzlei, die dafür eine Rechnung über 22.000 Euro stellte.

Sie sind nicht da, um zu leisten.

Sie sind da, um zu plündern.

Und wer plündert, tritt davon nicht zurück, weil er sich danebenbenommen hat oder überfordert fühlt.

Und der zentrale Hebel zum Plündern, die Eintrittskarte, ist die Frauenquote. Man muss nichts mehr können, man muss nur noch Frau und in der richtigen Partei sein, schon geht die Schatzkammer auf.

Aber wehe, man kritisiert irgendwas Körperliches. Dann heißt es sofort, man solle sie nicht aufs Körperliche „reduzieren“.

Steht das geistige Versagen im Vordergrund, wie bei Baerbock, argumentieren sie körperlich, man(n) könne eben keine junge Frau in dem Amt ertragen. Aber wehe, es sagt mal einer „die sieht gut aus“. Oder „Ihnen steht das Dirndl“.

Steht das körperliche Versagen im Vordergrund, heißt es, man dürfe sie nicht auf das Körperliche reduzieren.

Woran soll man sie denn nun eigentlich bewerten?

An der Geldsumme, die sie dem Steuerzahler insgesamt geraubt haben?

Nach Lage der Dinge müsste Anne Spiegel eigentlich im Knast landen. Und da ist es dann egal, wie sie aussieht.