Problemschwund oder Deppenlähmung?
Geht Rot-Grün gerade der moralische Treibstoff aus? Oder ersaufen sie gerade darin?
Ein Leser fragt an (Fettschrift wie in der Zuschrift):
Sehr geehrter Herr Danisch,
im Hinblick auf jene unsägliche Bundestags-Debatte/Nichtdebatte nach der Selenskyj-Rede finde ich vor allem bemerkenswert, was in den Medien nicht diskutiert wird. So schreibt der Deutschlandfunk:
“CDU und CSU wollen im Anschluss an Selenskyjs Rede eine Aussprache über den Ukraine-Krieg auf die Tagesordnung setzen. […] Der Antrag der Union findet Zustimmung bei Linken und AfD, doch die Ampel-Koalition lehnt ab.”
https://www.deutschlandfunk.de/bundestag-streit-tagesordnung-nach-rede-selenskyi-100.html
Noch vor wenigen Wochen hätte diese Abstimmungskonstellation in Deutschland einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen, und man hätte das Ende der Demokratie eingeläutet. Im Moment ist man jedoch so verdattert und hilflos, dass man diese Entwicklung gar nicht reflektiert.
Generell erleben die Woken gerade einen Problemschwund: Gendern, Energiewende, Parteien-Ausschließeritis – nichts verfängt mehr so richtig. Selbst in Mainstream-Medien liest man jetzt Kommentare wie diesen:
“Die albernsten Debatten hat unser Land geführt, etwa über die Notwendigkeit von Extra-Klohäuseln für das dritte Geschlecht, und niemand auf der ganzen Welt gendert so schön wie wir – aber wie man sich vor Erpressung durch einen skrupellosen Diktator schützt, dafür hat sich in Merkel-Deutschland jahrelang niemand interessiert, am wenigsten die in den Pipelinebau vernarrte Kanzlerin.”
Sowas passiert eben, wenn man ganz unerwartet mit echten Problemen konfrontiert wird. Ich bin gespannt, wie sich unsere haltungsfixierten Polit-Schauspieler damit arrangieren werden.
Mit besten Grüßen
Guter Punkt.
Aber ich glaube nicht, dass die einen Problemschwund haben, sondern nur einen Wichtigkeitsschwund.
Der ganze linke Schwachsinn ist letztlich ein Ausfluß der Schröder-und-Merkel-Dekadenz. Merkel hat ja im Prinzip auch nichts anderes gemacht, als sich selbst zu schaukeln und die Macht zu erhalten. Merkel konnte ja überhaupt nur existieren, und das sogar 16 Jahre lang, weil in der Zeit praktisch alles von selbst lief und die Wirtschaft das Land so quasi hintenrum regiert hat. Als ob der Hund beim Gassi-Gehen immer voraus geht, weil er den Weg besser kennt als Frauchen.
Und nur aus dieser Dekadenz der völligen Problemlosigkeit heraus konnte sich dieser ganze linke Schwachsinn samt Gender und Woke und Queer und sowas alles überhaupt erst verfestigen. Wir hatten Schwachsinnsprobleme, weil wir keine echten hatten.
Jetzt haben wir aber welche.
Merkel wäre daran gescheitert und ist gerade noch weggekommen.
Baerbock als Kanzlerin wäre einfach geplatzt und hatte Glück, dem Ding noch entkommen zu sein.
Scholz und Habeck werden sich gerade gewaltig in den Arsch beißen, dass sie sich auf dieses Himmelfahrtskommando beworben haben. Denn beide, eigentlich alle drei mit Baerbock, sind davon ausgegangen, dass die ja jetzt vier ruhige Jahre haben, die Sahne abschöpfen und salbungsvoll-feministische Reden halten (Baerbock), philosophische Kommentare abgeben (Habeck) oder einfach vier Jahre lang gar nichts sagen (Scholz) könnten. Die wollten da eine ruhige Kugel schieben und ihren Ideologiekram (Grüne) durchziehen oder einfach ihre Ruhe haben (Scholz). Damit haben sie sich verschätzt wie Putin mit den Blumenempfangskomitees, die er in der Ukraine erwartet hatte.
Das Problem ist nun, dass sie nicht etwa einen Problemschwund haben. Sondern dass ihre Schwachsinnsprobleme gerade von echten überdeckt werden. Die meisten Leute aus dem linken Komplex, vor allem so Jusos, Grüne Jugend, Feministinnen und sowas, haben in ihrem ganzen Leben noch kein einziges echtes Problem gesehen. Deshalb ticken die wie ein Immunsystem, das keine Gegner hat und sich welche macht, wie eine Allergie. Und jetzt auf einmal haben sie welche.
Und nun hat man da einen Krieg, in dem Menschen sterben und man von der SPD und den Grünen verlangt, so richtige Totmachwaffen zu liefern,
Was soll man tun?
Jetzt im Bundestag groß über Genderklos und Queer-Anreden debattieren?
Damit würde man ja so dämlich aussehen, wie man auch ist, aber es würden alle sehen und hören. Wie stünde man da, wenn die Ukraine um Waffen fleht, Millionen Menschen fliehen, täglich Bilder von Bomben und Toten kommen, und der Bundestag Menstruationsdramen aufführt und sich überlegt, welches Pronomen gesetzlich festgelegt werden müsste?
Wir haben uns ein Deppenparlament geschaffen, unfähig, inkompetent, lächerlich, in der Erwartung, dass es die nächsten vier Jahre sowieso nichts zu tun gibt außer über die Genderaspekte der FFP2-Masken und Wohnraumenteignung zu diskutieren, und plötzlich kommt, kaum im Amt, die Realität vorbei und sagt „Buh!“.
Neulich hätte sich die CDU noch lieber einen Fuß abgebissen, als zusammen mit der AfD zu stimmen. Und die Presse wäre ausgerastet. Nun stehen sie alle starr da und wissen nicht, was machen.
Man könnte es einfach Deppenlähmung nennen.
Oder etwas mehr beleuchten.
Denn wie sollen 800 Abgeordnete, von denen die meisten, vor allem rot-grün, zu nicht mehr fähig ist, als das Leid ihrer Menstruation und lebenslange Benachteiligung wegen des fehlenden dritten Klos zu beklagen, sich zur Ukraine äußern?
Dass das nur schief gehen kann, wissen die inzwischen auch.
Stellt Euch vor, so eine Schreigöre wie Emilia Fester würde/sollte/müsste sich zur Ukraine äußern. Dann haben wir den Atomkrieg.
Oder stellt Euch vor, Baerbock wäre Kanzlerin. Dass die Russen in der Ukraine und nicht bei uns einmarschiert sind, lag ja auch nur daran, dass die von Scholz einen Maulkorb bekommen hat, die den noch als Vormund hat. Hätte die frei reden können, hätte Putin seine Angriffspläne geändert.
Die haben keinen Problemschwund.
Die haben Angst.
Die begehen gerade Realitätsflucht. Im Prinzip desertiert gerade der Bundestag, weil ihnen keiner gesagt hat, dass sie mit Realität und Problem und nicht nur fettem Gehalt, Fahrdienst und großen Reden zu tun hätten.
Wenn die Abgeordneten da eine Aussprache ablehnen, ist das so ähnlich, wie wenn gefangene Russen sagen, sie hätten gedacht, das sei nur eine Übung, da werde nicht scharf geschossen.
Kein Problemschwund.
Ein Bundestag auf der Realitätsflucht.
Und das waren erst die ersten drei, vier Monate von vier Jahren. Das alles mal zwölf bis sechzehn. Da ist noch Luft nach oben.
Ich bin übrigens dafür, eine Mauer um den Bundestag zu ziehen. Aber nicht als Schutz gegen Angreifer, sondern damit die sich nicht verdrücken können.