Dilettantisch als Gesellschaftskultur
Da kam – Anlaß Rücktritt Wulff – vergangene Nacht im ZDF Nachtstudio eine interessante Diskussion darüber, daß in unserer Gesellschaft ein seltsamer Trend gegen Experten und hin zum Dilletantismus herrscht. Wer sie anschauen will, hier gibt es sie.
Ich fand die Diskussion sehr anregend.
Vielleicht war Wulff gar nicht unpassend, weil er Dilletant war, sondern hat als Dilletant so ganz genau in das Erwartungsschema der Gesellschaft gepaßt, wie einer, der sich bei Dieter Bohlen durch schlechten Gesang blamiert und der Gesellschaft damit wohlig-frivoles Fremdschämen ermöglicht. Vielleicht ist die Lust am Dilettantismus Auswuchs des Frustes über die eigene Unfähigkeit in einer Bevölkerung, die noch nie ein Land der Dichter und Denker war?
Der gesellschaftliche Drang zum Dilettantismus erklärt übrigens ganz gut die schlechte Entwicklung an den Universitäten, wo die Leute ja auch immer dilettantischer werden.
Und es stützt mal wieder meine These, daß die Gesellschaft nicht gegenüber der Politik abgegrenzt ist, wie es manche immer gerne stilisieren – hier wir guten, intelligenten und ehrlichen Menschen, dort die dummen, bösen, korrupten Politiker, unter deren Knechtschaft wir stehen und uns befreien müssen – sondern daß die Politik ein Abbild der Gesellschaft ist. Wenn eine korrupte Politik Abbild einer korrupten Gesellschaft ist, dann ist eine dilettantische Politik…
3 Kommentare (RSS-Feed)
Danke für den Tipp! Sehenswerte Diskussion.
als Beweis der These dürfte die Sendezeit ausreichend dienen…
Ja, die Menschen sind dumm. Sage ich doch immer. Dann rufen immer alle gleich Beleidigung. Es ist einfach so.