Nicht mal mehr Saure Gurken-Zeit
Irgendwie ist gerade nicht gut bloggen, oder?
Mmmmh, irgendwie finde ich es gerade schwer, Blogthemen zu finden, über die nicht alle bloggen und schreiben.
Zu Corona war es ja schon schlimm, da waren wir ja schon fast monothematisch, hatten wenigstens noch olympische Spiele, eine Bundestagswahl, Deppenwahlkampf und ein Hochwasser.
Aber im Moment scheint fast gar nichts anderes mehr zu passieren, als das Monothema Ukraine und Ausläufer.
Nicht nur, dass sowieso schon alles und jedes darüber schreibt, es ist auch schwer, sich da selbst Informationen zu verschaffen. Sowas wie Akteneinsicht in den Krieg zu beantragen, das geht gerade nicht. Letztlich kann man kaum mehr als zu kommentieren, was man irgendwo aufschnappt.
Schreibt man nichts, wird man wieder von manchen dafür beschimpft, dass man nichts schreibt, so tut, als wäre nichts. Schreibt man was, egal was, wird man von irgendwem mit Beschimpfungen zugeballert.
Ich habe gerade eine Fotozeitschrift durchgeblättert. Die letzte, die ich noch abonniert habe. Früher hatte ich viele abonniert, die aber schon vor Jahren alle gekündigt, weil nichts mehr drin stand als Veranstaltungshinweise und Produktvorstellungen. Produkte findet man inzwischen im Internet schneller. Oder besser gesagt, man fände sie, wenn es noch neue gäbe. Da ist gerade kaum was los, die schaffen es kaum noch, ihre bereits existierenden Produkte in ausreichender Zahl herzustellen – bei niedergeschlagenem Markt, wohlgemerkt.
Auch diese letzte Zeitung weiß schon lange nicht mehr, worüber sie noch schreiben soll. Seit vielen Ausgaben quält sie sich ab, irgendwas mit Bildideen zu bringen, obwohl sie auch nur alle zwei oder drei Monate erscheint. Die wissen auch nicht mehr, worüber sie noch schreiben sollen.
Nicht mal das Finanzamt schickt mir noch Steuerbescheide. Die haben auch Land unter.
Könnte es sein, dass wir gerade so eine Ereignislähmung haben? Dass wir gerade nicht mehr in der Lage sind, etwas Passieren zu haben? (Ich weiß, die Grammatik ist falsch, aber der Zustand, in dem wir sind, ist mit regulärer Grammatik zumindest ad hoc nicht mehr ohne weiteres zu beschreiben.) Irgendwie so eine Art Weltereignisbruch, so eine Art Weltgeschehensarthrose. Ereignisschwund. Epochenphimose. Kausalitätsinfarkt. Zeitschlag. Existenzialpilz. Zukunftsnekrose. Dystemporie.
Was machen wir eigentlich, wenn es nach zwei Jahren Pandemie jetzt noch schlimmer wird und den Sommer über einfach gar nichts passiert, was vom derzeitigen Passieren noch irgendwie abwiche? Auf ewig ARD Brennpunkt und ZDF spezial?
Wenn dann vielleicht noch jeden Morgen dasselbe Lied im Radio kommt? Und täglich grüßt das Murmeltier?
Stellt Euch mal vor, das bleibt so. Und jeder bleibt nur noch zuhause oder im Bett um abzuwarten, dass es endlich vorbei ist, und es ist nie vorbei, weil jeder zuhause bleibt und nichts mehr macht, es also keinen Grund mehr gibt, warum es jemals vorbei sein könnte?
Stellt Euch mal vor, dass wir in der Pandemie so sehr gelernt haben, abzuwarten, bis es vorbei ist, dass es nie vorbei sein wird, weil alle nur noch warten, bis es vorbei ist, und es gerade deshalb nicht mehr vorbei sein wird, weil ein Zustand nicht mehr vorbei sein wird, wenn alle nur noch warten.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt. (Und wenn nicht, wär’s gerade auch egal.)