Ansichten eines Informatikers

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Hadmut
16.4.2022 18:30

Und weiter geht es mit der berühmten „Nazi!“-Rhetorik.

Weiter geht es im Klima-Wahn, die Grünen wollen ja Einfamilienhäuser verbieten und abschaffen.

Und wie macht man das?

Der ÖRR-Filmemacher klärt auf: Einfamilienhäuser sind nicht nur eine Erfindung der Nazis, sondern wurden überhaupt erst entwickelt, um Nazis zu machen. Oder zumindest erst kurz vor den Nazis erfunden und von denen dann groß rausgebracht.

Wird Zeit, dass wir den Rundfunk abschaffen. Wurde in Deutschland auch von den Nazis installiert und instrumentalisiert.

Nebenbei bemerkt, ist es schlicht und einfach falsch. Ich kenne jemanden, der ein winziges, 400 Jahre altes Fachwerkhaus besitzt. Da kann unmöglich mehr als eine kleine Familie drin gewohnt haben. Schon in einigen Gegenden, in denen ich gewohnt habe, habe ich ganze Siedlungen aus bürgerlichen Herrenhäusern, aber eben Einfamilienhäusern gesehen, die dort in den 1910er und 1920er Jahren angelegt wurden. Die wurden da nicht erfunden. Man hatte nur erstmal die Möglichkeit, diese im größeren Stil zu bauen. Aber schon im kaiserlichen Preußen war eine typische Beamtenwohnung ein alleinstehendes Häuschen.

Und die Häuser in Skandinavien oder auch in Südeuropa sind auch klassische Einfamilienhäuser. Auch in den USA dominierte schon seit den Einwanderungswellen im 19. und 18. Jahrhundert das Einfamilienhaus, sobald man über die großen Einwanderergettos an der Ostküste – wie etwa New York – hinaus und nur etwas nach Westen geht. Die klassische amerikanische Wohnsiedlung besteht fast nur aus Einfamilienhäusern im Al-Bundy-Vorstandstil, von den riesigen Südstaatenvillen mal abgesehen.

Ebenso in Australien und Neuseeland. Wenn man da die alten Aufnahmen anschaut, oder sogar einfach noch in den Ortschaften die alten Häuser anschaut, die oft noch aus dem 19. Jahrhundert stammen oder noch älter sind (die hatten keine Kriege, da wurde nichts zerbombt, und Platzmangel haben sie auch nicht, reißen also wenig ab, beim Erdbeben im Christchurch wurde aber einiges beschädigt oder zerstört), dann sind das auch typische Einfamilienhäuser.

Warum?

Na, weil die, außer in den Hauptstraßen in Hauptstädten wie Sydney gar nicht in die Höhe bauen konnten und auch keinen Grund dafür hatten. Platz war ja genug da. In Australien gibt es riesige Wohngegenden aus unzähligen Einfamilienhäusern. Die Häuser sind selbst noch nicht so alt, weil die eben genau das machen, was angeblich keinen Sinn ergibt: Jede Generation baut sich ihre Häuser neu. Aber eben meist nur aus Holz, Haltbarkeit vielleicht 50 Jahre, bei guter Pflege etwas mehr. Schaut man sich alte Bilder aus dem 19. Jahrhundert an, dann ist das alles flach. Entweder nur ebenerdig, oder, was man in Neuseeland noch oft sieht, zweistöckig in einem Stil, der einen unwillkürlich an die Wildwest-Städte Amerikas denken lässt: Im Erdgeschoss irgendein Ladengeschäft, das man betrieb, im Obergeschoss die Wohnräume. Kleine Häuser, unmöglich für mehr als eine Familie, eins am anderen. Man findet dort unzählige Ortschaften und Straßen in den kleineren Städten, die noch heute so aufgebaut sind. Typisch die Überdachung des Fußwegs vor den Geschäften, die am Obergeschoss aufgehängt ist. Sieht nach Western-Stadt aus, ist aber sehr typisch für Neuseeland und Australien.

Apropos Australien: Weil wir’s doch von Home-Office und Home-Schooling so haben. Im Outback gab es schon lange den Schulunterricht per Funkgerät, weil die Familien so weit auseinander wohnten, dass man mit dem Auto Stunden brauchte, und das Kind seine Klassenkameraden nur vom Funkgerät kannte. Also, seit man Funkgeräte hat. Weit auseinander haben die vorher schon gewohnt.

Auch da ist der Effekt zu beobachten wie in New York und ähnlichen Städten: In die Höhe gebaut und viele Menschen zusammengepfercht hat man eigentlich nur in den großen Städten, in denen die Einwanderer ankamen und dort erst mal bleiben und eingestapelt werden mussten. Straßenbild von New York, aber auch noch in Städten wie Adelaide nachvollziehbar. Nur: Wer es sich leisten konnte, war draußen und hatte ein großes Grundstück mit eigenem Haus.

Übrigens habe ich – verdammt wo war das? Ich könnte schwören, bin mir sehr sicher, es war in Kapstadt, Südafrika – irgendwo auch ein historisches Haus aus dem vorletzten Jahrhundert besichtigt. Einfamilienhaus. Und weil ich in Karlsruhe mal in der ehemaligen Paul-Revere-Village gewohnt habe, wollte ich mal wissen, wer das eigentlich war, und habe mir in Bosten sein ehemaliges Haus angesehen, auch schon mehrere hundert Jahre alt. Wenn ich mich jetzt recht erinnere, war das innen nicht so sonderlich groß, und da hat der auch alleine mit seiner Familie drin gewohnt.

Und bei den Maori hatte auch jede Familie ihr eigenes Haus. Die waren zwar simpel gebaut, eigentlich nur eine große, verzierte Halle, aber jede Familie hatte ihr eigenes. Ging auch gar nicht anderes, weil jede Familie ihre Ahnen ehren und beherbergen musste, und ja jede Familie andere Ahnen hat. Da wären sich sonst die Geister der Verstorbenen ins Gehege gekommen.

Bei den Amish in den USA hat auch jede Familie ihr eigenes.

Besucht mal die Heimatkundemuseen in den Arabischen Emiraten. Die hatten da auch Einfamilienhäuser.

Und auch bei uns war die Villa schon immer ein typisches Einfamilienhaus. Und die Bezeichnung kommt: Aus dem alten Rom. Ich habe sogar schon Ausgrabungsstätten mit Einfamilienhäusern aus dieser Zeit gesehen. Glaubt Ihr nicht? Schon mal Asterix gelesen? Das kleine gallische Dorf? Pompeji? Der klassische betuchte Römer wohnte im Einfamilienhaus. Gut, zugegeben, noch ein Raum für die Sklaven. Aber auch auf La Reunion habe ich alte Häuser besichtigt, aus dem 19. Jahrhundert, eindeutig Einfamilienhäuser.

Schon mal auf die Idee gekommen, dass Mehrfamilienhäuser schon aus hygienischer Sicht im großen Stil erst möglich sind, seit man Wasserversorgung und Kanalisation halbwegs im Griff hat? Dass man ansonsten Disziplin wie im Kloster oder einen Machthaber wie auf der Burg gebraucht hat?

Ich habe mal in einem Kaff gewohnt, das nicht nur einen Namen hat, der noch auf einen römischen Lagernamen zurückging, sondern dessen ganze Dorfstruktur bis zurück in die Römerzeit zurückzuverfolgen ist. Das ganze Kaff besteht aber nur aus Ein- und Zweifamilienhäusern. Zu meiner Zeit damals keine einzige Verkehrsampel und kein einziger Fahrstuhl.

(Was natürlich zu beachten ist: Damals waren Familien noch Familien. Die zerstört man hier ja mit aller Macht. Aber auch damals schon hat man gern alleine gewohnt.)

Denkt sich Sixtus das einfach spontan aus, was er da so rausfaked?

Oder ist das jetzt so allgemein linke Praxis, dass man einfach alles, was einem nicht in den Kram passt, als Machwerk der Nazis hinstellt, damit man es wegentnazifizieren kann?