Very cheap
Vom Akademischen.
Ich hatte mal erwähnt, dass ich in den Jahren nach der Uni und sogar noch in jüngster Zeit immer wieder mal Einladungen zu Pseudokonferenzen bekommen habe. Da hat man dann in irgendeinem Hotel ein paar Räume angemietet und unter einer Konferenzbezeichnung mit irgendeinem hochtrabenden Namen, aber ohne greifbares Thema oder auch nur Fachzugehörigkeit in mehreren Konferenzsälen parallel Konferenzen über alles abgehalten. Ob Astronomie, Informatik, Chemie, Biologie – völlig egal, sie nehmen alles und machen alles. Zuhörer gibt es vermutlich auch nicht, jeder darf vortragen, was er will, wenn er denn die Konferenzgebühr bezahlt. Dafür bekommt er dann einen intergalaktisch klingenden Publikationseintrag in seinen Lebenslauf.
Im Klartext: Handel mit Fake-Publikationen.
Weil im Akademischen Können und Qualität abgeschafft wurden und vielerorts nur noch die Länge der Publikationsliste und der phantastische Klang der Einträge zählt, wird gefälscht und gefaket, dass die Wände nur so wackeln. Leute schreiben sich aus Gegenseitigkeit und Gefälligkeit mit auf die Publikationen, obwohl derjenige damit überhaupt nichts zu schaffen hat. Eine Hand wäscht nicht nur die andere, sie nimmt auch deren Mist im Peer Review an. Vor allem die Geisteswissenschaften sind voll von Pseudopublikationen und Pseudokonferenzen. Die meisten Papers haben mehr Autoren als Leser (wenn überhaupt welche), und was mir bei Gender-Studies an Literatur untergekommen ist, war fast nur Publikationsmüll, immer nach demselben Schema: Jemand gibt ein Buch heraus, in dem dann ganz viele Autorinnen so ganz kurze Beiträge von 2, 3, 4, selten mehr Seiten liefern, die einfach nur zusammen in Buchpappe gepresst werden, und in denen dann oft der letzte Schwachsinn, manchmal einfach gar nichts, meistens aber immer dasselbe steht: Männer sind Schweine und irgendein X ist frauendiskriminierend, und das Lied vom Opfer. Niemand liest den Müll, aber die Publikationslisten der Damen wachsen unaufhörlich.
Und dann kommen sie mit „follow the science!“.
Intern dagegen heißt es dann „quality is a myth“. Qualität wird kategorisch abgeschafft und verleugnet, jede soll alles und jeden beliebigen Mist abliefern können, damit es frauengängig wird. Gleichzeitig aber soll das Primat der Wissenschaft gelten.
In letzter Zeit bekomme ich einige Einladungen zu einer IEEE-Konferenz (keine Ahnung, ob das wirklich IEEE oder Fake ist, es könnte sogar Phishing sein, weil in letzter Zeit massiv personenbezogene Daten gesammelt werden und man die Leute mit allen Mitteln dazu bringt, irgendwo ihre persönlichen Daten in ein Webformular einzutragen), in denen die Konferenz nicht nur damit beworben wird, dass man sein Paper hochladen kann, sondern mit dem schönen Satz:
Very cheap registration and very cheap accommodation
Egal ob Fake oder echt, damit ist der zentrale Punkt wohl auf den Punkt gebracht.