Ansichten eines Informatikers

GPS-Amateurgerät in russischen Flugzeugen

Hadmut
17.5.2022 12:19

Ich habe eine Vermutung.

Ein Leser hatte mir noch einen Hinweis geschickt, der etwas Licht in die Sache mit dem Amateur-GPS in russischen Kampfflugzeugen bringt. Von dem aktuellen Fund gibt es wohl keine Fotos, aber man greift auf ein Foto von 2016 zurück, , auf dem im Cockpit einer SU-34-Bombers für einen Syrien-Einsatz ein Garmin eTrex mit einer grob zusammengenieteten Schraubzwinge am Armaturenbrett befestigt ist. Und dazu die Aussage, dass das nun Gefundene dem Foto entspräche.

Nun habe ich selbst zwei Garmin eTrex, das ältere davon aus derselben technischen Generation wie das auf dem Foto, weiß also, was die können.

Der Bildschirm ist winzig.

Ja, man kann damit auch nach Landkarte navigieren, wenn man direkt drauf guckt, etwa zu Fuß das Ding in der Hand hält. Man kann sogar Ziele nach GPS anpeilen und sich einen Peilzeiger anzeigen lassen, der einem sagt, ob man auf dem richtigen Weg ist. Und den kann man sogar besser ablesen.

Im Prinzip könnte es also sein, dass die damit ein bestimmtes Ziel anfliegen. Glaube ich aber nicht. Weil ein Bomber ja nicht immer nur eines anzeigt, und die Bedienung und Anzeige des nächsten auf dem Ding fummelig ist.

Das könnte einen anderen Grund haben.

Garmin-eTrex-Geräte können auch gut tracken, wo man war. Dafür verwende ich die meistens. Um Fotos später zuordnen zu können.

Militärflugzeuge dagegen tracken meines Wissens nicht, haben auch keinen Flight Recorder, um im Falle des Abschusses dem Feind nichts zu verraten.

Ich könnte mir also vorstellen, dass die Flugzeuge per Design keine Aufzeichnung ermöglichen, wo man war, und die gesamte Flughistorie sofort vergessen, die das aber haben wollten, und sich deshalb so ein Ding als Tracker da dranklammern. Dafür nämlich sind die Dinger prima. Da muss man nämlich nicht aufs Display gucken, sondern lädt das hinterher auf den Computer runter. Es reicht, das Ding nur einzuschalten.

Zwar könnte man auch meinen, dass die Dinger vielleicht als Ersatz für einen Ausfall der eigenen Navigation dienen, aber dafür halte ich die Dinger für zu klein. Da gibt es – auch von Garmin – bessere Geräte als Backup-Navi für Flugzeuge, und nicht wahnsinnig viel teurer, die fangen auch schon so dreistellig in Euro an.

Ein anderer Grund könnte natürlich sein, dass man Openstreetmap-Karten auf die Garmins laden kann (mache ich auch immer), und deren Bordcomputer das womöglich nicht können. Wenn also als Befehl nicht die Position kommt, sondern „Bombardier mal die Bahnhofstraße 45“, dann könnte sowas vielleicht helfen. Aber auch da sind die eTrex schrecklich fummelig und wirklich nur ein Notbehelf.