Die Selbstabwürgung des Flughafens Berlin
Wozu hat man den eigentlich gebaut?
Der Berliner Flughafen wird ja jetzt schon von vielen Fluglinien nicht angeflogen. Also ich noch bei München und fast direkt an der S-Bahn-Linie zum Münchner Flughafen gewohnt habe, ging es mir besser, von da kam man ruckzuck überall hin.
Von Berlin gibt es nur ein sehr dünnes Angebot, und da vor allem von EasyJet und Ryan Air. Das Angebot war ja vor der Eröffnung des BER schon nicht gut, ich bin in den letzten Jahren einige Male von Hamburg aus geflogen und musste mit dem Zug dorthin, oder in Düsseldorf umsteigen, weil Berlin es einfach nicht schafft, Bundeshauptstadt zu sein.
Kam heute morgen im Radio, findet sich auch im Netz: Es wird nicht besser, sondern schlechter, weil EasyJet seine Flott in Berlin noch einmal verkleinert und Leute entlässt.
Hiobsbotschaft für die Berliner Easy-Jet-Belegschaft und den Hauptstadtflughafen: Die britische Airline hat am Dienstag einen massiven Abbau von 275 Stellen bei Piloten und Kabinenpersonal am Standort Berlin angekündigt. Das Unternehmen teilte mit, dass die Zahl der in Schönefeld stationierten Flugzeuge ab Winter 2022 von 18 auf elf reduziert werden soll.
Die Airline, die nach der Pleite von Air Berlin zwischenzeitlich Marktführer in der Hauptstadtregion war, hatte bereits 2020 am Standort Berlin die Flugzeugflotte von 34 auf 18 Flugzeuge reduziert und über 700 Stellen abgebaut. „Die Planungen für den Standort in Berlin/Brandenburg sollen dazu beitragen, einen langfristig profitablen Betrieb in Deutschland zu gewährleisten (T+)“, hieß es als Begründung für den weiteren Abbau.
Verwiesen wird auf eine schwächere Erholung des Luftverkehrs in Deutschland als erwartet, aber auch auf steigende Flughafengebühren.
Im Radio hieß es, dass der Hauptgrund in den zu hohen Flughafengebühren in Berlin bestehe und außerdem das Fluggastaufkommen nach Corona nicht wieder so zunehme, wie man das erwartet hatte.
Es sieht also so aus, als ob der Flughafen BER, kaum dass man ihn mit 10 Jahren Verspätung endlich halbwegs fertig bekommen hat (er aber immer noch eine Fehlkonstruktion darstellt), sich gerade selbst abwürgt, weil man mit zu hohen Flughafengebühren und der Ökodiskussion den Flugverkehr abwürgt. Das natürlich wirkt dann selbstverstärkend und bringt eine Abwärtsspirale mit sich, weil je weniger Flüge es gibt, desto teurer müssen die Gebühren werden, weil die Fixkosten auf weniger Passagiere umgelegt werden müssen.
Man müsste daher die Frage stellen, ob es nicht billiger gewesen wäre, auf den BER ganz zu verzichten oder ihn nach den ersten Problemen 2012 einfach tot als Ruine stehen zu lassen und zu vergessen, und dafür für die paar Jahre, in denen wir in Berlin überhaupt noch Flugverkehr haben werden, Tegel weiter zu betreiben.
Jetzt aber ist zu erwarten, dass die bisher schon weltweit blamable Lächerlichkeit, den Flughafen erst mit neun Jahren Verspätung fertig bekommen zu haben, noch von der Lächerlichkeit übertroffen werden wird, dass der Flughafen eröffnet ist, aber da keiner mehr abfliegen wird.
Der BER wird als erster Flughafen der Welt in die Geschichte eingehen, bei dem die Bauverzögerung länger war als die Betriebsdauer.