Nachweisgrenze

Ach, Herrje. Den Punkt hatte ich übersehen. Ein Leser hat aufgepasst. [Nachtrag]

Ich hatte doch vorhin darüber geschrieben, dass das ZDF mit seinem Trans-Drama frappierend niedrige Zuschauerzahlen hat:

Auch bei den 14- bis 49-Jährigen ging im Verlaufe des Serienmarathons Publikum verloren. Die Reichweite fiel von 70.000 Zuschauerinnen und Zuschauern während Folge eins auf um die 20.000 bis 30.000 bei den späteren Folgen. Erreichte die 20:15-Uhr-Folge in dieser Altersklasse noch ein Prozent Marktanteil, waren es am Ende 0,3 oder 0,4 Prozent.

20.000 bis 30.000 Zuschauer. Ich habe nicht weiter gedacht. Ein Leser schon:

Wenn man bedenkt, daß die GfK nur ungefähr in jedem 6000sten Haushalt ein Messgerät stehen hat, sind diese Zahlen langsam an der Nachweisgrenze 🙂

— retiredfarmer (@liveandletmow) May 25, 2022

Nur ungefähr in jedem 6000sten Haushalt ein Messgerät.

Wenn die also von 20.000 bis 30.000 Zuschauern reden, wäre anzunehmen, dass die nur etwa 4 bis 5 Zuschauer tatsächlich erfasst haben, und das dann mit 6000 multiplizieren.

4 bis 5 Zuschauer könnten aber schon in einer einzigen Familie sitzen.

So gesehen wäre es denkbar, dass die Messung und Angabe der Zuschauer tatsächlich auf einem einzigen Fernseher beruht, auf dem die Serie dann noch lief. 1 Fernseher mal 5 Familienmitglieder mal 6000 macht 30.000 Zuschauer. Und selbst der könnte von politisch Korrekten aus Prinzip eingeschaltet worden sein ohne zuzugucken.

Nachtrag: Die einzig seriöse und wissenschaftlich haltbare Angabe zur Zuschauerzahl wäre also „im Rahmen der Messgenauigkeit nicht messbar“ gewesen.

Eben trudelt noch eine Zuschrift einer Leserin ein:

Moin Hr. Danisch,

ich interessiere mich für den Bericht Becoming Charlie (DWDL von Hr. Weis), weil er wieder die Manipulation, der sehr viele Menschen ausgesetzt sind, zeigt.

Die Einschaltquoten werden hoch geschrieben. Ich habe mir die Zahlen einmal angesehen:

“München Mord” 1,1 Mio Zusehende 1,1 Millionen= 1.100.000

Becoming Charlie:

1. Episode 0,19 Millionen = 190.000

2. Folge 0,1 Millionen = 100.000

ab 20.47 Uhr 0,08 Millionen= 80.000

Das alleine das Wort “Millionen” suggert sehr vielen Menschen, daß sehr viele Zuschauer sich das angesehen haben. Obwohl es relativ gesehen sehr Wenige waren. Manipulation halt.

Ob Hr. Weis nun zuerst von Zusehenden und später von Zuschauerinnen und Zuschauern schreibt, oder ob er erst von Episode und Folge schreibt ist ein weiteres Thema.

Viele Grüße aus dem hohen Norden

Naja, einerseits ist es schon richtig, innerhalb der Angaben bei derselben Einheit („Millionen“) zu bleiben.

Andererseits ist es natürlich sehr schräg, wenn im Prinzip aus einem einzigen Fernseher, auf dem das Programm läuft, dann „0,03 Millionen“ werden können.

Das ist vor allem dann kritisch, wenn wir jetzt diversitätsbedingt wieder zu 10-oder-mehr-Personenhaushalten neigen. Dann nämlich kann ein einzelner Fernseher dann auch zu 0,08 Millionen werden, wenn er etwa in einem Haushalt mit 12 oder 13 Personen steht und die angeben, dass alle geguckt hätten.