Murks?
Ein alter Kumpel schickt mir gerade einen Link auf das Blog „Murks? Nein, Danke!”. Ich grüble.
Es geht darum, daß immer mehr Zeugs produziert wird, das bewußte Verschleißstellen eingebaut hat, um die Lebensdauer zu begrenzen und den Markt aufrecht zu erhalten. Apple stand schon öfters damit in Verdacht, etwa durch die nicht ohne weiteres austauschbaren Akkus bei iPhones oder jetzt angeblich mit schlechten Kondensatoren in iMacs.
Eigentlich ist das Betrug. Den Leuten wird durch das Äußere und den Preis Qualität vorgegaukelt, tatsächlich aber bekommen sie ein künstlich in seiner Lebensdauer verknapptes Gut.
Allerdings frage ich mich durchaus, was der richtige Weg ist. Man übersieht dabei nämlich ein Veränderung unserer Gesellschaft. Bis vor ca. 30 Jahren, also bevor die Elektronik in das allgemeine Leben Einzug nahm, waren Dinge normalerweise erstens mechanischer Natur und zweitens oft Handarbeit. Als ich Kind war, brachte man Schuhe und Schulranzen noch zur Reparatur zum Schuster. Damals waren Dinge so gebaut, daß sie 10, 20, 30 Jahre lang funktionieren. Alte Taschenuhren funktionieren noch. Die Kamera, die sich mein Vater in jungen Jahren gekauft hatte (Zeiss Contaflex Super), funktioniert noch tadellos, wie neu.
Die Frage ist: Wozu?
Wir leben in einer industrialisierten Gesellschaft, im Zeitalter der zentralisierten Massenproduktion, alles ist elektronisch und damit einem enormen Fortschritt unterlegen. Zudem gestatten wir uns den Luxus der Moden, womit ich nicht nur Kleidung, sondern auch Netbooks, iPads und 16:9-Fernseher meine.
Sollbruchstellen hin- oder her: Die meisten Geräte, die ich in letzter Zeit ausgemustert habe, waren nicht defekt im eigentlichen Sinne. Akkus gehen kaputt, die haben aber tatsächlich nur eine begrenzte Lebensdauer und wären separat nachkaufbar. Das meiste Zeug war aber einfach veraltet. Ich habe neulich all die Halogenlampen und -leuchten verschenkt, die ich aus früheren Wohnungen noch hatte. Weil sie Stromverschwender sind und mir LED-Lampen inzwischen besser gefallen. Sich mit alten Rechnern herumzuschlagen lohnt sich nicht, bedenkt man die Arbeitszeit und die Preise neuer Boards. Die letzten 3 Mainboards, die ich ausgesondert habe, waren alle noch funktionsfähig, keine defekten Kondensatoren. Aber nicht mehr aufrüstbar, weil DDR2-Speicher unverhältnismäßig teuer gegenüber DDR3 mit neuem Board war. Zwar hatte ich in den letzten drei Jahren auch drei defekte Mainboards – aber zwei davon wurden auf Garantie kostenlos repariert und das dritte war sowieso nix.
Digitalkameras waren über die Zeit ihrer Entwicklung der letzten 10-15 Jahre auch der technologischen Entwicklung unterworfen. Meine erste Digitalkamera von 1999 habe ich ein Jahr später schon verschenkt, weil sie schon 2000 technisch völlig überholt war. Selbst diese Kamera habe ich noch, sie funktioniert noch, aber ich habe sie seit 2002 nicht mehr verwendet, weil ich dann schon eine viel bessere hatte, die übrigens auch heute noch funktioniert, aber die ich 2005 das letzte Mal verwendet habe.
2008 habe ich mir einen Notebook-Rechner gekauft. Den billigsten, den ich damals in der Leistungsklasse finden konnte, Sonderangebot im Blöd-Markt. Uch, dachte ich, der hat aber ein popeliges Plastikgehäuse, das hält bestimmt nicht lang. Den Rechner habe ich bis heute im Dauerbetrieb, außer dem nachlassenden Akku und einer nachlassenden Bildschirmhinterleuchtung keinerlei Alterungserscheinungen, das Gehäuse hielt alles einwandfrei. Inzwischen technisch veraltet. Hätte es sich gelohnt, in diesen Rechner mehr Geld zu stecken, um bessere Qualität zu kaufen? Nicht so wirklich. Natürlich braucht man bei der Arbeit einen Rechner, der nicht so leicht ausfällt, und nur an diesem einen Exemplar kann man nicht beurteilen, wie lange die anderen aus der Baureihe gehalten haben. Vielleicht einfach nur Glück.
Interessant sind da auch Spiegelreflexkameras. Billige Consumer-Kameras sind auf eine Lebensdauer von teils sogar nur 20.000 Auslösungen ausgelegt. Danach gelten sie als verbraucht und werden auch nicht mehr repariert (oder sind nie dafür ausgelegt gewesen). Was für viele Leute aber völlig reicht. Bei manchen Kameras ging das Gerücht, daß irgendwelche Knöpfe oder Drehschalter bewußt so gebaut sind, daß sie irgendwann abbrechen. Dagegen lohnt sich dann der Kauf eines besseren Modells aus Metall mit gedichteten Knöpfen usw.
Nur: Ist wirklich alles Murks und konstruierter Verfall, was auf begrenzte Lebensdauer ausgelegt ist? Oder ist es nur eine Anpassung an unsere Geiz-ist-Geil-Mentalität und die betriebswirtschaftliche richtige Überlegung, die Qualität an der voraussichtlichen Lebensdauer auszulegen, weil man die Lebensdauer nicht drückt, sondern sie ohnehin niedrig ist?
33 Kommentare (RSS-Feed)
1.) Es ist ein Unterschied ob ich mich für den Austausch eines Gerätes entscheide oder ob mit dies aufgezwungen wird, um mich zum Konsum anzuregen.
2.) Wir produzieren mit dieser Ideologie ungeheure Müllberge.
3.) Es sicher besser, etwas Beschleunigung aus dem System zu nehmen, denn neue Produkte sind nicht unbedingt besser.
4.) Man muß sich den permanenten Ersatz auch leisten können.
Unser Wirtschaftssystem beruht aber – fehlerhafterweise – auf dem kontinuierlichen Wachstum. Da aber die Zahl der Menschen nur langsam wächst bzw. bei uns sogar schrumpft, und irgendwann jeder ein Handy und einen Computer hat, ist Wachstum nur noch über die Verkürzung der Kaufzyklen zu erreichen.
entwickler elektronischer Schaltungen haben mir schon in der 80ern während meinem Studium bestätigt, daß tatsächlich die Bauteile so berechnet werden, daß sie nicht “ewig” halten. Damals war das konkret einer, der Waschmaschinensteuereungen entwarf und je nach Kundenwunch die Dinger für 8, 10 oder 15 Jahre designt wurden. Leider hat er mir nicht verraten, für welchen Hersteller er die Dinger as Subumternehmer entwirft.
Ich denke, es ist prinzipiell nicht verkehrt, die Bauteile nach der voraussichtlichen Einsatzdauer der Systeme auszurichten, aber wenn ich sehe, wieviele alte Kisten (Computer) noch klaglos Ihren Dienst als Schreibmaschine bei Kunden verrrichten können, ist eine künstliche Beschränkung der Lebensdauer imho nur dann hinnehmbar, wenn der Kunde darauf hingewiesen wird. Mein eindruck ist, daß bei manchen produkten die so enrtwrfen sind, daß sie gerade mal drei Jahre überstehen, damit alle eventuellen Gwährleistungs- und Garanatieansprüche abgedeckt sind und ansonsten das Produkt Platz für das Nachfolgemodell machen soll.
wenn man allerdingsd bedenkt. wieviel Ressourcen für ein Neugerät aufgewendet werden müssen, ist es manchmal trotz geringerem Wasser-/Strom-Verbrauch des Neugerätes vermutlich ökologisch sinnvoller, das alte weiterzubenutzen. ist aber wie imemr:
Das alte Weiternebutzen zahlt man selber, das neue kaufen geht auf Kosten der Allgemeinheit.
Du benutzt deine Geräte ja auch ständig mit steigenden Ansprüchen, Hadmut. Aus der besseren Kamera mit dem besseren Sensor fallen bessere Bilder, die du mit besseren Computern (oder zumindest mehr RAM) bearbeiten musst. Nicht jeder denkt so, will so denken – oder kann es sich leisten.
Dafür sind mir schon zu viele Notebooks (verschiedener Hersteller) unter Trauer ihrer Besitzer gestorben, während auf der anderen Seite für irgendwelche Messaufgaben oder Briefeschreiben+Drucken teilweise noch 486er oder Pentiums mit Nadeldruckern im Einsatz sind.
Außerdem wird mit steigender Komplexität der Systeme der Aufwand für Reparaturen immer größer, wenn es überhaupt möglich ist. Darum fahren in vielen Städten immernoch Straßenbahnen aus tschechischer Produktion: Die gehen nicht kaputt und wenn doch, dann sind sie einfach reparierbar… ohne vom Hersteller inzwischen abgekündigte Spezialteile.
Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es ein gewaltiger Unterschied ist, ob ich bewusst etwas neu kaufe weil es veraltet ist, oder durch geplante Obsoleszenz dazu gezwungen werde. Auf meinen alten Computern lernen meine Kleinen mit dem Internet umzugehen, zum Surfen und für das ein oder andere reichen die dicke. Auf meinem “neuen” surfe, arbeite und spiele ich seit Jahren problemlos. Die Konsole, auf der wir immer noch eine Menge Spaß haben ist eine PS2. Und jetzt soll ich Geld und Resourcen verschwenden, weil…?
Vor einiger Zeit lief auf ARTE ein Bericht zum Thema, bei der unter anderem jemand seinen Drucker, der keinen Mucks mehr von sich gab und wilde Fehlermeldungen produzierte dadurch “repariert”, dass er per “crack” den Zähler (auf einem Chip im Drucker) für bereits gedruckte Seiten zurücksetzt.
Ich verstehe, dass ein Wirtschaftssystem, das statt auf Nachhaltigkeit alleine auf Wachstum basiert mit jedwedem Mittel und ohne Rücksicht auf Verluste Kaufbedarf schaffen muss.
Aber dadurch wird das System nicht richtiger. Wer sagt, dass ich mein Verhalten darauf auslegen muss, die Bedürfnisse der wenigen Reichen des Wirtschaftssystems zu erfüllen?
Letztendlich führt das zur Entwertung echter Entwicklung zugunsten des Neuen – analog zu manchem, was du, Hadmut, über die Arbeit der Universitäten nicht unbedingt positiv darstellst. Verbesserung oder Hinzufügen von Kleinigkeiten um der Entwicklung Willen. Erzeugen künstlichen Kaufdrucks. Kaizen.
Ein Bereich, wo ich regelmäßige Neuanschaffungen jedoch nachvollziehen kann und auch durchführe sind Haushaltsgeräte. Waschmaschine, Kühlschrank, Trockner – die paar hundert Euro rechnen sich dann tatsächlich im Stromverbrauch.
Wenn Billigprodukte so gemacht sind, dass sie nicht lange halten – ok. Meistens hat man sich dann bei der Entwicklung auch sonst nicht viel Gedanken gemacht, der Käufer bekommt zwar ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, aber nicht die beste Qualität, die möglich wäre. Manchmal ist das ok, beispielsweise für Dinge, die man selten braucht.
Aber manchmal weiß man genau, was man will, findet ein Produkt, das genau die Anforderungen erfüllt, und das man sehr intensiv verwendet. Man ist bereit, viel Geld auszugeben, und erwartet dann auch, dass da nichts künstlich beschränkt ist. Apple (hab ich zwar nicht) könnte so etwas sein: es ist teuer, Leute lieben es, und geben gerne dafür viel Geld aus.
Ich habe beispielsweise meine letzten Subnotebooks sehr lang verwendet, auch deshalb, weil es danach keine mehr gab, die ähnlich klein und eine ähnlich lange Akkulaufzeit hatten. Enttäuschend waren dabei immer die Netzteile, die viel früher gestorben sind als die Laptops selber. Es waren also Produkte, die durchaus veraltet waren, aber für meine Zwecke nicht nur ausreichend waren, sondern auch besser, als was es später gab.
Diese künstliche Alterung scheint mir nicht ganz plausibel. Wenn ich ein neues Gerät kaufen muss, weil mir jenes von Hersteller A kaputt gegangen ist, dann werde ich doch sehr wahrscheinlich mein nächstes Gerät bei B kaufen.
Und wenn die Konsumenten wirklich langlebigere Produkte haben wollten, dann würden doch irgendwann einige Herstelle dies anbieten (“10 Jahre garantiert”). Einfach zu einen höheren Preis, der die niedrigere Kauffrequenz dann kompensieren würde.
Das wäre sogar für die Hersteller viel lukrativer, da sie so mit einem Mal das Geld bekommen würden und nicht das Risiko eingingen, dass sich der Kunde beim nächsten Kauf für das Konkurrenzprodukt entscheidet.
Ich würde sagen, die Hersteller richten sich nur nach den Wünschen der Mehrheit der Kunden die lauten: Billig und kurzlebig.
Deshalb verwende ich als Hauptrechner kein Notebook.
Angefangen habe ich, nach Jahren als “Gastnutzer” auf größeren Kisten und einigen Spielzeugen mit einem 386/SX. Immer wenn nötig, wurden Teile ausgetauscht oder erweitert. Zwar gab es immer mal Technologiesprünge, die durch Tausch von Einzelkomponenten nicht zu lösen waren, aber im Prinzip ist der jetztige Rechner ein evolutionärer Abkömmling dieses 386/SX.
Bei der Obsoleszenz kommt es immer auf den Einsatzbereich an.
Solange das Nachfolgeprodukt wesentliche Verbesserungen hat, ist allzugrosse Haltbarkeit nicht nützlich, es sei denn, sie kostet nichts. Bei Dingen ohne grosse Verbesserungen nervt die geplante Selbstzerstörung aber gewaltig.
Derzeit habe ich das Problem mit Hosen, die immer an der gleichen Stelle zerreissen. Die Unterschiede von einer Jeans auf die andere sind dann doch so gering, dass der Neukauf eher nervt. Insbesondere da mein Versuch mit Markenfabrikaten eher nicht so gut lief. Mit viel gutem Willen doppelt so lang gehalten für den sechsfachen Preis lohnt sich selbst für den marginal besseren Sitz nicht.
Bei Computern würde ich sogar funktionierende Geräte austauschen, wenn ich denn ein solides, stromsparendes Produkt zum vernünftigen Preis bekommen würde. Die letzen dreimal waren die Versprechungen gross, aber ohne Macken kam nichts daher. Das sind so Kleinigkeiten, wie ein Reboot ohne Grund in der Woche oder wacht jedes zehnte Mal nicht sauber auf. Das findet man in 14 Tagen nicht raus und bis man das dem Verkäufer nachweist lebt man lieber mit der Macke.
Oder der Fernseher, der hin- und wieder 5 Minuten Netztrennung braucht, bis er wieder gehorcht. Dann ist wieder zwei Monate Ruhe. Wie soll ich das jemals reklamiert bekommen ?
Zu diesem Thema (absichtliche Verkürzung der Lebensdauer von Produkten) gab es letztes Jahr auf ARTE eine Reportage. Der Titel fällt mir leider nicht mehr ein (irgendwas mit “geplante Obsoleszenz”).
In der Reportage wurden einige interessante Beispiele genannt, darunter auch das Phoebuskartell: https://de.wikipedia.org/wiki/Phoebuskartell
Hm, mir erscheint die Diskussion etwas einseitig. Letzlich sind wir selbst schuld, wenn wir die entsprechenden Dinge kaufen und damit die Hersteller in ihrer Politik bestätigen/dazu bringen.
In vielen Bereichen ist es so, daß ein Hersteller, der Geräte verkauft, die nicht reparierbar/auf längstmöglichen Einsatz hin optimiert sind, direkt so starke Ansehenseinbußen erleiden würde, daß er fünf Jahre später vom Markt verschwunden wäre. Die meisten dieser Einsatzbereiche sind professionell, aber beileibe nicht alle.
Wenn ich mir heute ein neues Funkgerät kaufe, lege ich dafür viel, viel Geld auf den Tisch. Dafür ist beispielsweise in jeder Packung ein Schaltplan enthalten, ein Servicemanual mit Abgleichanleitung. Das heißt, selbst wenn die Firma morgen bankrott geht, ich kann das Gerät immer reparieren oder reparieren lassen.
In den 70/80ern war das bspw. auch im HiFi-Bereich so, meinen SABA-Receiver habe ich kürzlich nach einem Endstufenschaden für 26 Euro instandgesetzt, weil alles dokumentiert und sehr servicefreundlich aufgebaut ist. Dafür hatte das Gerät damals auch einen Kaufhauspreis von 1900 DM, war mithin nicht für jeden erschwinglich. Heute kauft man eine Kompaktanlage, die vom Internetradio bis zum mp3-Stick alles kann.
Irgendwo muß diese Entwicklung also herkommen, und nach kurzem Nachdenken sollte eigentlich auch jedem einleuchten, daß nicht die Hersteller dafür verantwortlich sind.
das mit den Mainboards ist ein schlechtes Beispiel: Der alte Speicher zum aufruesten ist schliesslich so teuer weil die Produktzyklen so kurz sind, die neuen Boards so billig weil sie auf begrenzte Lebenszeit ausgelegt sind usw. Das Neukaufen lohnt sich also nur deshalb weil eben sowieso alles auf diese kurzen Halbwertzeiten ausgelegt ist. Und weil Produktionsarbeiter in China ein paar Groessenordnungen billiger sind als Reperaturarbeiter hier.
“Unser Wirtschaftssystem beruht aber – fehlerhafterweise – auf dem kontinuierlichen Wachstum. Da aber die Zahl der Menschen nur langsam wächst bzw. bei uns sogar schrumpft, und irgendwann jeder ein Handy und einen Computer hat, ist Wachstum nur noch über die Verkürzung der Kaufzyklen zu erreichen.”
Exakt da liegt der Hase im Pfeffer. Manch einer mag da schlussfolgern, dass das Wirtschaftssystem also einige grundlegende Konstruktionsfehler aufweist. Ein Gedanke der einem leider schnell den Ruf einbringt, man würde sich die DDR zurückwünschen (beliebtes Totschlagargument übrigens).
Das Beispiel mit den Computern sehe ich auch kritisch. Für dich trifft das natürlich zu und generell ist es relativ schnell wirtschaftlich sinnvoll viel laufende Geräte zu ersetzen. Ich habe deswegen schon mit der Idee geliebäugelt meiner Liebsten ein Laptop unter den Tisch zu klemmen, weil sie ihren Rechner beruflich sehr intensiv nutzt, aber nicht übermäßig viel Dampf braucht. Der erheblich geringere Verbrauch lohnt aber noch nicht ganz…
Für meine Mutter hingegen wäre der relativ zeitige Austausch aber Quatsch gewesen. Der PC lief im Schnitt keine Stunde pro Tag und hat vermutlich mehr Rechenzeit für die Updates verwendet als für die konstruktive Nutzung. Die hat der Athlon XP aber noch absolut beanstandungsfrei bewältigt, obwohl mein nicht ganz taufrischer Rechner auf jedem seiner vier Kerne wohl zwei von der Sorte in der Pfeife geraucht hätte.
Mit der Röhre dran und der schluckfreudigen Grafikkarte drin hat das Ding wohl um die 400W gefressen, aber keine 100kWh im Jahr.
Sowas alle Nase lang zu ersetzen ist Quatsch, weil alleine der Energieaufwand bei der Herstellung den Energieverbrauch im Betrieb übersteigt.
Und bei einigen Asus-Laptops hatte ich auch schon den Verdacht, dass dort nicht nur Teile schwach dimensioniert sind, die durch Betriebsstunden altern. Nach 3-4 Jahren knarzen die Dinger auch dann, wenn sie praktisch nie mechanisch beansprucht wurden, weil vermutlich die Weichmacher aus dem Plastik ausgedünstet sind. Die Scharniere sterben oft weil die Schmierung altersbedingt versagt und durch die stark erhöhte Reibung und die höhere Kraft irgendwann ein Teil der Mechanik bricht.
Mein eigenes Mobilgerät habe ich übrigens erst vor ein paar Wochen durch ein Schwestermodell von einem anderen Hersteller ersetzt, mit praktisch identischen technischen Daten. Zwar ist ein Core2 mit einem GMA 950 restlos veraltet, aber mit einer ordentlichen Platte und neuerer WLAN Karte merkt man 95% der Zeit kaum einen Unterschied zum Ur-Ur-Enkel. Und auch erst der hatte genug kleine Verbesserungen um mich drüber nachdenken zu lassen, ob ich jetzt 180 oder 1800 Euro ausgebe.
@energist: “Letzlich sind wir selbst schuld, wenn wir die entsprechenden Dinge kaufen und damit die Hersteller in ihrer Politik bestätigen/dazu bringen.”
Wie willst du es denn sonst machen, wenn es keine Alternativen gibt? Profiequipment mit doppelter Laufzeit zum zehnfachen Preis ist nicht nur zu teuer, sondern wird teilweise noch nichtmal an Normalsterbliche (oder in Einzelstückzahlen) verkauft.
@Svenska: Naja, meistens ist der Unterschied ja doch deutlich größer als „doppelte Laufzeit“. Das mit dem zehnfachen Preis kann dann leider schon eher hinkommen.
Machen wir uns nichts vor: wenn man etwas gerne möchte siegt das doch meistens über die Restzweifel. Manchmal hat man tatsächlich auch keine Wahl.
Aber genausooft hat man eine. Entweder man kann auf das besagte Ding ganz verzichten oder man kann sich mal nach gebrauchter Profiausrüstung umsehen. Das ist manchmal verblüffend günstig, spart meistens viele Nerven, fordert aber natürlich auch Verzicht (manchmal auf neueste Features und fast immer auf ansprechendes Äußeres).
Wenn ich mich gerade eben mal umsehe: mein Rechner, mein Drucker, mein Oszilloskop, mein Labornetzgerät, mein … teilweise sogar meine Möbel (Schreibtisch, Rollcontainer, Schreibtischstuhl) sind gebraucht, dafür aus der Profiklasse. Teilweise habe ich die schon eine Ewigkeit, und alle haben noch nie ansatzweise Zicken gemacht.
@Hadmut:
Weil Recycling unnütz Ressourcen verschwendet?
Auf der anderen Seite sind die Stromfresser scheisse.
Weil uns viel Hardware und Software verlorengeht?
Die verlorenen Schwarzweiß-Filme sind ein Klacks dagegen.
Weil in Afrika der Boden mit unserem Elektroschrott verseucht wird?
Weil das Zeug irgendwo den Boden verseucht?
Weil uns die seltenen Erden ausgehen?
Im Sinne von Unnötiges Recycling/Geplante Obszoleszenz verschwendet Ressourcen.
Danke für die Erwähnung meines Blogs “MURKS? NEIN DANKE!. Es wird Zeit, die Entscheidung über die Nutzungsdauer wieder zurückzuholen. Wegwerfgesellschaft ist doch auch nur ein Ausdruck, der die innere Bereitschaft zum raschen Neukauf fördern soll. So nach dem Motto, sind ja alle so. Nur sind wir es nicht! Darum ziehe ich die Initiative auf und freue mich über jede/n, die/der mitmacht 🙂
Uhm, bei aller Liebe: aber ich hab einfach nicht das Geld, um in einem derartigen Tempo neue Geräte kaufen zu können. Ein Computer hat bei mir 10 Jahre zu funktionieren, eine Kamera auch. Komischerweise kann meine gesamte alte mechanische und analoge Technik das.
Inzwischen zwingt mich aber nichtmal mehr versagende Technik zum Neukauf, sondern mangelnde Unterstützung durch Software und Peripherie. Neue Programme gibts nur noch für Intel-Rechner, Fernsehen bald nur noch digital, usw. Ich warte ja noch darauf, daß das Telefonnetz volldigital wird, dann muß ich mein über 30 Jahre altes Posttelefon ausmustern, das mit der hervorragenden Sprachqualität allem modernen Scheiß überlegen ist …
@slowtiger: Das könnte ein Trugschluß sein.
Ich habe mir kürzlich – wie im Blog berichtet – meinen Rechner aufmotzen müssen, weil ich mehr Speicher brauchte.
Und was hab ich gemacht? Gleich noch einen zweiten Rechner gekauft. Nämlich so einen ganz winzigen, kleinen, billigen, mit einer AMD-E350 CPU, einen Nettop. Schnarchlangsam, klein, billig.
Und warum? Weil der kleine neue Rechner so wenig Strom verbraucht wie noch keiner meiner PCs der letzten 15 Jahre. Denn die frühen Netzteile hatten lausige Wirkungsgrade und alle bisherigen Rechner hatten CD-Laufwerke, große Festplatten, dicke Lüfter,…
Der kleine Rechner ist aber nicht nur viel leiser und angenehmer, solange man nur E-Mail liest, Websurfen, und so’n Kleinkram. Er amortisiert sich über die Stromersparnis selbst.
Daß ein Computer 10 Jahre zu funktionieren hat um Geld zu sparen kann ein ziemlicher Trugschluß sein. Und zwar schon beim ausgeschalteten Computer (wo es nicht auf die Leistungsfähigkeit ankommt), weil erst bei neuen Rechnern die Vorschrift zieht, daß die im ausgeschalteten Zustand nur wenig Strom ziehen dürfen.
Und auch bei Kühlschränken kann es billiger sein, einen neuen zu kaufen, als den alten weiterzubetreiben, selbst wenn der noch 20 Jahre halten würde.
Alt ist nicht automatisch gut und auch nicht automatisch billig.
@ Hadmut
Das ist das Perspektivproblem, dass ich bei dir sehe. Du gehst von deinen üblichen Nutzungsgewohnheiten aus. Für Leute die wirklich nur sehr sporadisch ihren PC nutzen spielt der Stromverbrauch wirtschaftlich keine Rolle. Mit einer schaltbaren Steckdosenleiste dazu spielt auch der Ruhestromverbrauch keine Rolle.
Ökologisch sieht es noch viel schlimmer aus.
Du darfst hier nicht den Fehler machen und nur dein Umfeld oder das, was du auch beruflich kennen gelernt hast, einbeziehen. Es gibt genug Hausfrauen und Leute die sowas beruflich gar nicht und privat nahezu gar nicht nutzen, aber trotzdem einen haben wollen.
Die geben keine 20 Euro für den Strom ihres PCs im Jahr aus.
Für Kühlgeräte gebe ich dir aber recht.
@Hanz: Ich habe ja gar nicht gesagt, daß das immer so ist, sondern daß es auf den Einzelfall ankommt, und es bei mir eben so ist.
Ich will ja auch nicht predigen, sich alle 3 Jahre neue Rechner zu kaufen, sondern das Hirn zu gebrauchen.
Und es gibt eben eine Menge Leute, die es kategorisch für falsch halten, sich neue Rechner zukaufen, solange der alte noch irgendwie in Gang zu setzen ist, aber an sowas wie Stromverbrauch erst gar nicht denken. Weil sie sich nicht entscheiden oder überlegen, sondern ideologisch-dogmatisch vorgehen.
Der Punkt Perspektive ist interessant – vielleicht lohnt es sich auch, die andere Seite zu sehen, um dem Problem auf den Grund zu gehen – “der Verbraucher” ist sicherlich nicht ganz unschuldig.
In vielen Feldern ist die Technik heute weit entwickelt, man hat die Fertigungsprozesse weitestgehend im Griff und kann bspw. für diverse Konstruktionen abschätzen, ob sie 1000, 5000 oder 100000 Betätigungen oder bei einem Standardnutzerprofil 1, 3 oder 8 Jahre halten. Der Hersteller, der ein Produkt zu einem bestimmten Preis/zu best. Kosten an den Markt bingen möchte, hat nun die Wahl, mit dem vorhandenen Budget entweder Funktion A einzubauen oder Funktion B langlebiger auszulegen. Meist ist Langlebigkeit aber kein primäres Kaufargument, daher kann er sich mit Funktion A bessere Vermarkung ausrechnen (Bsp: Ein Kamerahersteller könnte entweder einen Titanverschluss einbauen, der im Mittel 200000 Auslösungen hält oder eine HDR-Funktion entwickeln. Vermutlich wird eine HDR-Funktion beim Kunden im Laden mehr Begeisterung Wecken als der Verschluss, daher wird dann wohl der 50000er-Verschluss in einer HDR-Kamera auf den Markt kommen).
Von daher ist vermutlich auch etwas Umdenken von Seiten der Käufer notwendig – sobald Langlebigkeit zum Verkaufsargument wird, ändert sich für den Hersteller die Kosten/Nutzen-Rechnung der Features, und er wird die Geräte anders auslegen – auf Kosten von anderen Funktionen, denen die Kunden nicht so viel abgewinnen können. Nur vermutlich handelt die Masse der Käufer mit kurzem Zeithorizont und legt mehr Wert auf andere Dinge.
Wie willst Du jemanden, der keine 2000, vielleicht nicht mal immer 200 Fotos im Jahr macht, dazu bringen, eine Kamera mit Verschluss für 200.000 zu kaufen?
gar nicht, für diesen Käufer wäre das Produkt ja auch optimal gestaltet. Die Kameras dieser Geräteklasse gehen eben irgendwann bei 50000 Auslösungen kaputt (für die anderen Bauteile ist die Betrachtung analog). Wer sich darüber beschwert, hat im Grunde seine Bedürfnisse vor dem Kauf nicht klar genug analysiert – wenn ich 200000 Auslösungen brauche, muss ich eben in einer anderen Geräteklasse kaufen, wo dieser Eigenschaft vom Käuferkreis gefordert wird (in diesem Fall Profigerät) o d e r – jetzt kommts – von vornherein drei bis vier Geräte einkalkulieren. Dann verschiebt sich nämlich auf einmal das Kosten-Nutzen-Verhältnis von “Geiz ist Geil” zu “Qualität lohnt sich” bzw. “Wer billig kauft, kauft doppelt”. Und damit kommen wieder die Hersteller zum Zug, die qualitativ hochwertige und langlebige Designs anbieten. Allerdings muss dem Käufer dieser Umstand klar sein – und daran hapert’s noch etwas.
(Analog natürlich bei Autos – wenn ich weiß, dass ich im Jahr 50tkm fahre, sollte ich mir ein anderes Fahrzeug kaufen als wenn ich gerade mal 5tkm schaffe – oder beim gleichen Fahrzeug eine schnellere Abnutzung in Kauf nehmen. )
Wie Du bereits geschrieben hast – wenn die Digicams obsolet werden, bevor sie kaputt gehen, könnte man sogar überlegen, ob sie overdesigned sind. Natürlich ist ein fest eingebauter Akku im iPhone ärgerlich – aber ist das iPhone überhaupt noch für seine nNutzer interessant, wenn die Kapazität knapp wird? Die Softwarewelt entwickelt sich schnell weiter und macht von den Möglichkeiten der Nachfolgergenerationen Gebrauch, so dass die meisten Nutzer vermutlich innerhalb der Akkulebensdauer upgraden werden. Dann ist es nur konsequent, die Zusatzkosten in Form von Schnittstellen (elektronisch und mechansich), Einschränkungen (Akkuform etc.) einzusparen.
Für 35mm-Filmkameras hat maninzwischen fast 100 Jahre danach noch kompatiblen Film bekommen (und wird es weiterhin), und eine qualitativ hochwertige Kamera war ewig nutzbar. Für die Digitalkameras gilt das nicht mehr – sie unterliegen nicht nur einem starken Fortschritt, sie sind auch in einem komplexen System vernetzt (Speicherkarten, Raw-Konverter, Bildbearbeitung, Bildarchivierung, …). Für die ersten Digitalkameras dürfte es bereits schwer sein, überhaupt noch passende Speicherkarten zu bekommen. Da sich das gesamte System weiterentwickelt, kann und muss das einzelne Glied nicht ewig halten (wer verwendet heute noch die 16MB-Speicherkrten, die ca. 2003 den Kameras beilagen?). Da ist es eigentlich konsequent im Sinne der Kosten und wahrscheindlich sogar des Umweltschutzes (Ressourcenschonung), wenn man diese vernetzten Geräte nur für eine bestimmte Nutzungsdauer auslegt.
Ich habe hier gerade ein Android-Smartphone (HTC Legend), Juni 2010 für 400 EUR gekauft, das ist mir letztes Jahr mal heruntergefallen und hat seitdem einen Sprung im Display. Es funktioniert aber noch alles.
Reparieren lassen würde ca. 150 EUR kosten, also etwa so viel wie ein neues Smartphone mit der gleichen Hardware heute.
Ich habe deshalb schon überlegt, spätestens im Sommer ein neues Gerät zu kaufen, habe mich allerdings jetzt bewusst entschieden, mit zwei Maßnahmen die Lebensdauer noch etwas zu verlängern:
1. Neuer Akku (der Akku ist bei diesem Gerät austauschbar)
2. Android 2.3 (wird vom Hersteller nicht unterstützt, aber mit etwas Bastelei kann man das das ROM von http://www.cyanogenmod.com/ aufspielen)
Der oben erwähnte Film “Geplante Obsolenz: Kaufen für die Müllhalde” kann man sich z.B. hier angucken:
http://bjoernsievers.posterous.com/geplante-obsolenz-kaufen-fur-die-mullhalde-hd
Ich möchte als Kunde gerne selbst entscheiden, was für Produkte ich kaufe und wie und wie lange ich sie nutze. Kaufe ich etwas sehr “günstiges”, dann rechne ich eben damit, dass es leichter kaputt geht – aber doch nicht, dass das Produkt ein Verfallsdatum hat!
Wenn das Argument “Verschwendung ist notwendig für das Wachstum” Gültigkeit hat, dann können wir auch wieder damit anfangen, Pyramiden zu bauen. Das gibt Wachstum!
Oder wie wäre es mit Krieg?
Der ist auf jeden Fall gut für das Geschäft …
@Flusskiesel: Die Argumentation ist unlauter und manipulativ, sowas würde ich gleich als üble Rabulistik aussortieren. Weil nämlich in der Verwendung des Wortes „Verschwendung” bereits eine suggestive und vorausgreifende Wertung liegt.
Man kann es nämlich auch umgekehrt als Verschwendung von Rohstoffen sehen, wenn Dinge für eine längere Lebensdauer ausgelegt und gebaut werden, als sie sie in unserer Gesellschaft tatsächlich haben.
@Hadmut
Das verstehe ich jetzt nicht. Wenn Produkte eine längere Lebendauer haben als sie benötigt werden, können sie ja vorher schon entsorgt/recycelt werden.
Du willst mir doch jetzt nicht erzählen, dass so etwas eher eine Verschwendung darstellt als z.B. Smartphones und Kameras mit einem Lebenszyklus von höchstens zwei Jahren.
Wenn man sich den Weg eines solchen Gerätes von der Produktion der Einzelteile, der Montage, des Vertriebes, dem Einsammeln des Altgerätes, des Zerlegens des Gerätes und des Recyclens der Rohstoffe ansieht, scheint mir doch klar zu sein, wo hier mehr Energie aufgewendet werden muss.
Gegenüber der Möglichkeit, sich bei Planung und Produktion von Geräten und bei der Auswahl der Materialien mehr Mühe zu geben, halte ich das durchaus für Verschwendung.
Natürlich kann man es auch übertreiben (es gibt eine Folge der Simpson, in der Homer das “perfekte Auto” designen darf und damit die Autofirma in die Pleite treibt) – aber wie realistisch ist das?
Erstens kann man nicht alles recyclen, zweitens nicht vollständig und verlustfrei, drittens ist recyclen enorm energieaufwändig.
@Hadmut
Ja, natürlich. Aber die “Murks-Geräte” _müssen_ ja recyclet werden, wenn man sie nicht einfach wegwerfen oder verbrennen möchte.
Für mich ist es ein riesiger Unterschied ob ich mich selbst dafür entscheide ein Gerät auszumustern, weil ich mir etwas neues und besseres gönnen möchte oder ob ich ein neues Gerät kaufen muss weil der Hersteller mir diktiert, dass es höchstens 3 Jahre halten soll.
Sicher ist es auf den ersten Blick sinnvoll Geräte die alle 3 Jahre ausgetauscht werden so zu produzieren, dass sie nur 3 Jahre halten (mit billigeren Teilen zum Beispiel). Allerdings ist das nur solange für alle Sinnvoll wie der Hersteller den billigeren Preis in der Herstellung an den Kunden weitergibt. Du hast im Artikel ja das Beispiel Apple genannt… Gerade bei deren Preisen kann man das nicht behaupten, denke ich.
Es gibt aber genauso Geräte bei denen ich es begrüße, dass sie ewig lang halten obwohl der Durchschnittskäufer sie alle paar Jahre austauscht. Mein Super Nintendo und meine Gameboys aus den frühen 90ern z.B. laufen immernoch tadellos und ich würde mich ärgern, wenn sich das bald ändert.