Ansichten eines Informatikers

Luftraum über der Schweiz wegen Kleingeräte-Defekt gesperrt

Hadmut
15.6.2022 23:25

Wieder mal blanker IT-Wahnsinn.

Heute morgen und vormittag war für einige Zeit, ich glaube, einige Stunden, der gesamte Luftraum über der Schweiz gesperrt. Flugzeuge mussten am Boden bleiben und einfliegende Maschinen wurden nach Österreich umgeleitet.

Terror?

Es hieß, die Luftraumüberwachung, Skyguide, sei ausgefallen. Die österreichische Luftraumüberwachung habe, aushelfen müssen. Irgendwo hieß es heute, die hätten ein bisher ungeklärtes IT-Problem.

Im Schweizer Fernsehen kam nun ein – längerer – Beitrag dazu, in dem es hieß, dass sie eigentlich ja schon Redundanz und Ersatzgeräte hätten. Aber es sei halt eine kleine Netzwerkomponente so ausgefallen, dass sie ersetzt werden musste, und ausgerechnet für die habe man jetzt keine Redundanz gehabt, kein Ersatzgerät.

Das ist Pfusch.

Gerade bei einem so überaus wichtigen System wie der Luftraumsicherung, das bei Ausfall hohe Schäden verursacht, heißt Redundanz nicht nur, dass man ein paar Ersatzgeräte im Regal hat, und dann anfängt zu basteln, sondern dass man mindestens zwei völlig getrennte, unabhängige Systeme hat, die jeweils komplett ausfallen können, und das auch regelmäßig geprobt wird. Es dürfte keine Auswirkungen haben, wenn da ein Ersatzteil fehlt, weil sowieso von allem eine geprüfte zweite Version vorliegen muss, die bei Ausfall sofort übernehmen kann.

Das Problem ist also nicht, dass sie von einem Teil keinen Ersatz im Regal hatten, sondern dass ein fehlendes Teil im Regal den Luftraum zum Erliegen bringt. Und gerade in Kriegszeiten ist das heikel.

Deshalb darf sowas eigentlich nicht passieren.

Wenn sie jetzt aber wenigstens nachlaufend schlau wären, würden sie das mit Österreich so vereinbaren und ausbauen, dass die dort nicht nur ein bisschen aushelfen, sondern im Störfall den Luftraum der Schweiz voll funktional mit übernehmen können – und umgekehrt. Dann hätten sie nicht nur eine länderübergreifende Redundanz, sondern aufgrund dessen, dass beide Länder ja nicht so riesig groß sind, auch noch den Vorteil, dass man trotzdem in überschaubarer Zeit mit dem Auto zum anderen Standort fahren kann.

Andererseits ist es natürlich gut, wenn solche Störfälle mal vorkommen, und ein bisschen Schaden, nicht zuviel, anrichten, damit die Leute mal aufwachen und auch merken, ja, das ist ernst.