Ansichten eines Informatikers

Meine neue High-Tech-Dreckzentrifuge mit Turbinenantrieb

Hadmut
5.8.2008 18:48

Das technikaffine Spielkind in mir hat wieder ein neues Spielzeug.

Wer hat nicht schon im Elektronikmarkt oder in der Fernsehwerbung die seltsamen Staubsauger von Dyson gesehen. Ja genau die, bei denen der Eigentümer/Schauspieler (?) mit grausigem englischen Pseudoakzent verkündet, daß er endlich mal einen Staubsauger ohne Saugkraftverlust bauen wollte. Scharf sehen die Dinger ja aus, aber ich weigere mich, 300 Euro für einen gewöhnlichen Hausstaubsauger auszugeben. (Zumal ich kürzlich vor lauter Lachen beim Mediamarkt als Sonderangebot einen CLATronic 1400W für lächerliche 8 Euro gekauft habe, der aussieht, als hätte man einen normalen Bodenstaubsauger auf Puppenhausgröße geschrumpft um ein Kinderspielzeug zu bauen, klein, leicht, gut tragbar, taugt auch als Briefbeschwerer, und saugt verblüffend gut mit immerhin angeblichen 1400 Watt.)

Gestern konnte ich aber nicht widerstehen. Ich brauchte sowieso einen neuen “ausgewachsenen” Staubsauger, und was halbwegs ordentliches gibt’s eh nicht unter 60-70 Euro. Da hatten sie bei Aldi von der Aldi-Partner-Handelsmarke Tevion (die allen möglichen Elektronikkrempel mit ihrem Namen durchreicht) einen Multi-Zyklonenstaubsauger (oder so ähnlich) für knapp unter 90 Euro gesehen. Gut, so ein Ding mußte also her, für den Preis kann man das Experiment wagen.
Hat übrigens zwar ein etwas anderes Design, orientiert sich aber deutlich an den Dysons und weist auffällig starke Ähnlichkeiten auf. Die Material- und Verarbeitungsqualität macht einen verblüffend guten Eindruck (im Gegensatz zu dem Aldi-Tevion-Toaster von neulich, bei dem mir schon beim Auspacken der Griff abbrach). Also wohl kein Fehlkauf.

Meines Erachtens kommt das Ding direkt von Dyson, die wohl auch gemerkt haben, daß sie mit Staubsaugern der 300-900 Euro-Klasse allein nicht glücklich werden, zumal an dem Ding ja auch nur Plastik und ein gewöhnlicher Motor ist. Die bauliche Ähnlichkeit ist sehr groß und soweit ich weiß, ist das Ding mit Patenten zugepflastert, weshalb wohl sowieso niemand anderes als Dyson so ein Ding bauen darf. Vielleicht ist es in Lizenz in Billiglohnländern gebaut, aber vermutlich würde sich das kaum lohnen, eher lassen die ihre Maschinen mal ne Sonderschicht bauen. Wie auch immer, beim Auspacken macht das Ding einen sehr guten Eindruck.

Der Eindruck schwächt sich beim Lesen der Anleitung ab. Ich gebe zu, daß ich stinkend faul bin und daß ich bei meinem früheren gewöhnlichen Staubsaugern den Beutel vielleicht einmal im Jahr oder seltener gewechselt habe, und nie einen merklichen oder gar dramatischen Saugkraftverlust zu beklagen hatte. Wie also würde der Pseudo-Dyson mir ein Problem abnehmen, das ich nicht habe? Die Anleitung meint, man sollte ihn doch am besten nach jeder Benutzung gleich entlehren. Hä!? Sind die verrückt? Nach jedem Saugen soll ich den Behälter ausbauen, öffnen und in den Mülleimer ausleeren? Damit ich mache ich ja mehr Dreck als ich aufgesaugt habe. Das muß die Praxis zeigen, was davon zu halten ist.

Also zum ersten Test, das Ding eingeschaltet. Hört sich an wie turbinengetrieben, aber nicht so laut wie meine verflossenen Staubsauger. Ich suche mir etwa einen Quadratmeter Teppich im Flur, der bis auf einen Papierfitzel und einen Plastikfaden von einem Klamottenpreisschild sauber aussieht. Zwei schöne Testobjekte, von denen man jedenfalls den Papierfitzel gut in dem durchsichtigen Dreckfänger entdecken sollte.

Und dann die Überraschung: Zweimal die Düse hin und herbewegt, schon rotiert mit Affengeschwindigkeit im Kübel irgendwas im Kreis rum. Aus dem vermeintlich sauberen (aber vorbewohnten) Teppich hat das Ding soviele Fusseln herausgeholt, daß sich innerhalb von Sekunden ein fast hühnerei-großer Fusselklumpen gebildet hat, der eben so schnell in dem Ding rotiert, daß man ihn im eingeschalteten Zustand nicht erkennen kann. Ich bin doppelt beeindruckt.

Einmal von der wirklich enormen Saugleistung dieses Teils. Und von der unappetitlichen Hässlichkeit. Weil der Dreckbehälter nämlich schön groß und durchsichtig ist, sieht man den ganzen Dreck und Mist entweder rotieren oder an der Innenseite haften. Sieht so richtig schön eklig-dreckig aus. Da wird einem so richtig vor Augen geführt, wieviel Dreck man da hat und macht. War der Dreck (und vielleicht irgendwelches Viechzeugs), das man früher eingesaugt hat, ein für allemal dem Blick entzogen und gefühlt weg, so wird einem der Dreck nun dauerhaft immer wieder vor- und vor Augen geführt. Fehlt eigentlich nur noch ne Innenbeleuchtung für den Dreck. So gesehen hebt das die Bereitschaft, den Staubsauger öfters mal zu leeren. Vielleicht beruht die Sache mit der nie nachlassenden Saugleistung gar nicht auf der Konstruktion als solcher, sondern darauf, dem Benutzer den Dreck zu zeigen und damit seine Bereitschaft zu häufigem Entleeren zu fördern.

Vielleicht sollte ich mal Frösche einsaugen und zentrifugieren.

Mahlzeit!

4 Kommentare (RSS-Feed)

Stefan
5.8.2008 21:20
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“Fehlt eigentlich nur noch ne Innenbeleuchtung” 🙂


Hadmut
5.8.2008 22:13
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Mal schauen, im Zubehörhandel für PC-Casemodding gibt’s ja jede Menge Leuchtkram. Vielleicht bau ich noch was davon in den Staubsauger ein…


Stefan
6.8.2008 1:33
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Diese Dysons haben mir spontan gefallen, mit dieser schon übertrieben betonten Gestaltung der Funktion.

Reine Holzböden gefallen mir allerdings auch, und so habe ich keinen Bedarf an Staubsaugern, und muß meinen Geiz nicht überwinden. 🙂


yasar
19.8.2008 15:20
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@Stefan:

Und wie wirst Du den Staub auf dem Holzfußboden los?

Ich habe hier etliche qm Parkett und trotzdem einen Staubsauger.