Ansichten eines Informatikers

Kühlschrankgespräche

Hadmut
22.8.2022 0:42

Ich hatte mir fest vorgenommen, ein ernstes Wort mit meinem Kühlschrank zu reden.

Nun stehe ich da und weiß nicht, was ich ihm sagen soll.

Die Stromkosten steigen und steigen, und es ist angebracht, sich noch einmal über den Stromverbrauch Gedanken zu machen. Das Thema hatte ich ja schon öfter. Ich habe mir auch gleich noch ein neues Strommessgerät für zwischen Steckdose und Stecker gekauft. Irgendwo habe ich zwar noch eines, aber ich hatte mir vorgenommen, auch mal länger zu messen und mal zu vergleichen.

Nun heißt es ja, Kühlschränke seien so ein Thema. Die verbrauchten viel Strom, wenn sie etwas älter oder billiger seien, und nach 10 Jahren sollte man die schon deshalb auswechseln, weil sie technisch veraltet sind und zuviel Strom brauchen.

Nun hatte ich mir beim Umzug nach Berlin 2013 einen gekauft. Weil ich aber zunächst, bis die richtige Wohnung fertig gebaut war, in eine Zwischenwohnung eingezogen bin, hatte ich mir im Großmarkt eine Kühl-Gefrierkombination (halt so der Küchenstandard mit zwei Türen) gekauft, aber das billigste Ding, das sie da hatten. Polnisches Produkt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass das von Dauer ist und eingeplant, den dann, wenn ich erst mal in der richtigen Wohnung bin, auszutauschen.

Dazu kam, dass er den Umzug auch nicht ganz verlustfrei überstanden hat, denn in der ersten Wohnung musste ich die Türen umschlagen, damit er andersherum öffnet, in der zweiten Wohnung dann aber gleich nocheinmal, weil ich ihn da wieder andersrum brauchte. Das Dumme ist, dass das bei dem Modell nicht beliebig oft geht, sondern mit selbstfressenden Schrauben und Bolzen, die man da so reinfummeln muss. Er ist zwar wie jeder Kühlschrank darauf vorbereitet, aber es ist ein Gefummels und ein drittes Mal würde ich das da keinesfalls machen.

Dazu kommt, dass mir nicht klar war, ob bei dem Einstellrad mit den Einstellungen von 0 bis 7 die höheren Zahlen für höhere Temperaturen oder höhere Kühlleistung stehen. (Lacht nicht, hatte ich beides schon.) Ich hatte mal versucht, es herauszufinden, indem ich verschiedene Einstellungen gewählt habe und dann mit einem kontaktlosen Infrarot-Thermometer die Temperatur des Kühlguts gemessen habe, aber ich bin nicht recht auf ordentliche Korrelationen gekommen, weil das Thermometer mit Joghurtbechern nicht so wirklich klar kam, und ich dann vergessen habe, die Experimente fortzuführen. Die Temperaturen schienen jedenfalls zu hoch zu sein, um den lebensmittelhygienischen Vorschriften zu genügen, aber sie empfehlen ja ohnehin eine etwas höhere Temperatur zum Energiesparen.

Kurz gesagt: Eigentlich hatte ich den Kühlschrank längst auf der Abschussliste. Aber mir hatte gefallen, dass der schon eine LED-Innenbeleuchtung hatte (damals noch nicht selbstverständlich) und bisher hat er immer seine Aufgaben erfüllt. Keine ungewöhnliche Verderbnis von Lebensmitteln. Steht da und tut, was er soll.

Dem wollte ich jetzt also mit Messgerät auf die Pelle rücken.

Aber was ist der Schwellwert?

Es heißt, ein moderner, energiesparender Kühlschrank der Kategorie Kühl-Gefrierkombination käme mit 150 kWh pro Jahr aus. Also durchschnittlich 0,411 kWh pro Tag.

Ich habe jetzt drei Tage gemessen und bin auf 2,077 kWh gekommen, also 0,7 kWh pro Tag.

Nur: In den letzten 3 Tagen hatte ich zwischen 27 und 29° C in der Wohnung.

Und da ist es klar, dass ein Kühlschrank mehr Strom braucht als im Jahresdurchschnitt. Bei 20° in der kalten Jahreszeit braucht der garantiert weniger.

Aber was heißt das nun? Zieht er zuviel und muss raus, oder sind 0,7 kWh/Tag für 29° Wohnungstemperatur im August in Ordnung?

Ich ziehe in Erwägung, den Hinrichtungstermin noch etwas aufzuschieben und mit anderen Wohnungstemperaturen und anderer Einstellung nochmal zu messen. Und bis dahin mal zu schauen, wo aktuelle Marken-Kühlschränke bei Preis und Verbrauch gerade so liegen.