Ansichten eines Informatikers

Ad Blue und wie man ohne fährt

Hadmut
28.9.2022 10:40

Die einen sagen so, die anderen sagen so…

Mal ein paar Leserzuschriften. Die einen meinen, es sein ein großes Problem, die anderen meinen, es sei kein Problem, wenn Ad Blue nicht mehr zu haben ist. Auch sonst widersprechen sie sich in einigen, auch technischen Punkten.

Anscheinend hat jeder dazu eine Meinung, außer unserer Bundesregierung.

(Sowieso eine Frage der Zeit, bis man „Ad Blue“ wegen der AfD-Farbe Blau für rassistisch erklärt und das in „Ad Green“ umbenennt.)

So ungefähr […] war ich […] Wochen als Berufssoldat auf Sardinien. […]

Wahrend dieser Zeit testete die Firma KMW ihr neues minensicheres Fahrzeug MuConPers, vorher in Norwegen, jetzt Hitzetests. Und dabei ging das AdBlue aus. Schwierig, Ersatz zu beschaffen. Fahrzeug geht softwaregesteuert in einen Notmodus. Als Einsatzfahrzeug in Afgh. nicht aktzeptabel.

Diese Einstellung wurde direkt vor Ort deaktiviert, von KMW, Fahrzeug fuhr ohne AdBlue und ohne Einschränkungen.

http://www.panzerbaer.de/helper/bw_contrsp_multi_pers-a.htm

Die Adblue Anlagen an Nfz sind sehr empfindlich bei Verschmutzung. Schon kleinste Mengen von Öl oder Diesel im System führen zu Fehlermeldungen der Elektronik. ZBsp NOX Fehler.

Falsche Flüssigkeit aufzufüllen ist technisch Nonsens und wird teuer beim Teiletausch.

Softwareänderung ist die ideale Lösung, allerdings mit den rechtlichen Folgen, die Sie schon angesprochen haben.

„ich muss leider verhungern, weil ich keine ABE habe…“

Die Priorität läge bei mir auf der Essensbeschaffung, nicht auf der ABE und nicht auf dem Versicherungsschutz.

Kommt halt immer drauf an, ob man das eigene Essen beschafft, oder das für andere.

Moin Hadmut,

ich teile deine Ansicht zu Adblue grundsätzlich, möchte aber noch einen Gedanken ergänzen:

Während deutsche Speditionen sich an deutsches Recht halten (müssen) und haftbar sind, fahren gleichzeitig jede Menge ausländische Speditionen
auf unseren Straßen rum. Schon jetzt sind polnische und rumänische LKW hier unterwegs die teils abenteuerlich sind. Die sind auch offensichtlich bereit an ihren Karren rumzubasteln. Wer mit abgefahrenen Reifen und ohne jede Ladungssicherung fährt, der schaltet auch Adblue aus würde ich jetzt einfach mal behaupten.

Wenn jetzt also Adblue aus ist, dann werden die deutschen einfach stehen bleiben. Aber alle anderen fahren weiter. Die deutsche Speditionsbranche wird so mal eben kurz “abgewickelt”. Das senkt dann sicher auch offiziell den deutschen CO2 Ausstoß.

Übernehmen werden die Aufgaben dann die osteuropäischen Nachbarn.

Wäre doch wieder eine schöne Möglichkeit die deutsche Wirtschaft zu zerstören und Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern…

Sollte es soweit kommen, sollten wir sehr genau darauf achten ob und wie schnell die deutsche Regierungen Ausnahmeregelungen erlässt. Oder ob sie die deutschen Spediteure einfach sehenden Auges in die Pleite laufen lässt.

Das wird auch ein schöner Lackmustest ob wir noch lebensfähig sind und einfach tun, was nötig ist. Oder ob wir in einer toten Bürokratie festhängen und lieber verhungern als gegen eine Regel zu verstoßen. Ich bin gespannt und beobachte das in aller Ruhe aus meinem Gemüsegarten.

Hallo Hadmut,

hier das Äquivalent zum Diesel AdBlue:

https://www.welt.de/wirtschaft/article241279009/Energiekrise-Jetzt-droht-Deutschland-das-Muell-Dilemma.html

Als Konstrukteur in einem LKW-Werk kann ich nur einen aktuellen Stand der Technik abgeben:
Ohne AdBlue ist ein aktueller Diesel nicht zu betreiben. Auch Wasser oder Diesel einfüllen funktioniert nicht da die Qualität des Harnstoffes permanent gemessen wird.

Den Motor einfach laufen lassen funktioniert auch nicht. Weil er nach einer Zeit erst in den Notlauf geht und sich dann auch abschaltet. Danach kann er auch nicht einfach selbst wieder in Betrieb genommen werden. Dazu muss er an ein Diagnosegerät.
Wo ich allerdings widersprechen muss ist der Punkt mit der Deaktivierung durch Fremdgeräte. Das funktioniert recht einfach und wird auch viel betrieben. Zumindest höre ich immer wieder von Kunden wie sie die Geräte einsetzen. Auch Kundenmaschinen die zu einer Reparatur kommen haben öfters solche Geräte verbaut.

Hallo Hadmut,

neben der erloschenen ABE kommt noch Steuerhinterziehung on Top, weil die Einstufung in die Norm Euro 6 entfällt. Dann sollen die Schlaumeier mal auf eigene Faust nachweisen, dass der Eingriff nicht schon seit Jahren so programmiert war.

Klar kann man das herausprogrammieren lassen. Man kann auch Hühner klauen. Tachofälscher bieten solche Dienste an und es wird schon lange vermutet, dass manipulierte LKWs für schlechte NOx Werte in der Stadtluft sorgten.
Nur eines Frage ich mich? Wie reagiert das Finanzamt, wenn in der Bilanz einer deutschen Spedition jegliche Kaufnachweise über AdBlue fehlen?

Ach, das erklärt’s. Ich hatte irgendwo gelesen, dass einer in den Tank pinkeln wollte und die Antwort bekam, dass in Urin viel zu wenig Harnstoff dafür sei, und man damit außerdem Steuerhinterziehung begehe. Ich hatte mich noch gewundert, ob auf Ad Blue in Deutschland zusätzliche Steuern erhoben werden, aber gemeint war wohl eher die Einstufung in die KFZ-Steuer aufgrund des Motors.

Mal kurz gegoogelt

https://www.autobild.de/artikel/lkw-abgasreinigung-mit-adblue-15269857.html

Ich fahre des öfteren lkw….mind. 80 % sind in Polen zugelassen o.ä.

84 km/h fährt niemand……

Oh. Die Polizei kontrolliert das anscheinend sogar explizit.

Hier ein Artikel, in dem die AdBlue-Problematik bei Traktoren dargestellt wird

https://www.agrarheute.com/technik/traktoren/faehrt-traktor-ohne-adblue-598321

Beste Grüße

wir betreuen etwa 100 Werkstätten eines deutschen Premiumherstellers, der auch LKW im Angebot hat.

Alle berichten einhellig, daß die Deaktivierung der AdBlue-Einspritzung samt Prüfung durch die Motor-Elektronik in 5 Min am PKW, 10-15Min am LKW zu machen ist. Ohne Probleme. Überall. Keine Auswirkungen auf den Motor. Das wird nur nicht gemacht, weil die EU-Vorgaben das nicht erlauben. Egal, ob Krieg, Kriese oder sonstwas.

Die juristischen Auswirkungen würden gerade die Spediteure nicht interessieren, die wollen fahren. Der Hersteller hätte schon sein Grünes Licht gegeben. Natürlich wird die Änderung in der Fahrzeug-Software vermerkt, aber – who cares, wenn Lieferketten am Leben gehalten werden können.

Andere Ideen wie Diesel, Wasser oder gar Urin in den AdBlue-Tank sind suboptimal. Übrigens: bei den wenigsten Fahrzeugen wird genau gemessen, *was* da eingespritzt wird.