Ansichten eines Informatikers

„Wir verstricken uns in einem Labyrinth aus selbstauferlegten Regeln und Problemen“

Hadmut
3.10.2022 11:55

Ein beachtlicher Text.

Ein Leser schickt mir den Scan eines Leserbriefs im Bonner Generalanzeiger vom 3./4.10.2022:

Gut beschrieben.

Das ist ja genau das, was ich so oft beschreibe: Wir hatten die Probleme nicht, die sich diese Luxus-Generation gerade selbst macht. Wir hatten zwar ein viel einfacheres Leben, weil es diesen ganzen Elektronik- und Internetkram noch nicht gab, sich unser Leben in den 60er und 70er Jahren noch gar nicht so sehr von dem der 30er Jahre unterschied: Wir hatten kurze Hosen an, als Kind musste ich ab und zu noch diese Lederhosen im bayerischen Stil tragen, weil man das Kindern damals eben so angezogen hat, und dann sind wir auf Bäume geklettert, hatten eine Ball, ein einfaches Fahrrad, die Mädchen hatten Rollschuhe zum Unterschnallen, die Jungs ein Taschenmesser, und vielleicht noch einen Plattenspieler, und das war es. Wenn wir uns getroffen haben, dann hieß es „Treffen um 15:00 am Luther-Denkmal“ oder sowas in der Art, und dann war man da oder eben nicht. Wenn es kalt war, sind wir ab und zu ins Kino für DM 3,50, und wenn es warm war, zum Baden an den Baggersee. Und Probleme hatten wir nicht. Oder höchstens die bösen starken Jungs zwei Straßen weiter, die uns auflauerten, und denen wir irgendwie mal ein paar aufs Maul kloppen mussten, damit das aufhört. Und ja, wir haben den Mädchen in der Grundschule unter den Rock geguckt, und uns stark gefühlt, aber auch nur, weil keiner zugeben wollte, dass er nicht wusste, warum man das tut und was es da zu sehen gab, aber es hat Spaß gemacht, sie quietschten so schön und eigentlich hat von uns damals keiner einen Schaden davon getragen.

Unsere Jugend war so einfach, aber toll. Wie so oft gesagt: Diese Langnese-Werbung mit „Like ice in the sunshine“ hat so wunderbar unser Lebensgefühl von damals beschrieben. Sommer, Sonne, Sandstrand, Mädels im Bikini, ein Eis. Fertig. Alles wunderbar. Keine Probleme, jedem ging’s so gut, und jedem war so klar, ob er Männlein oder Weiblein war. Wir hatten „Geschlechterrollen“, und die waren prima. Die Jungs haben den dicken Maxen markiert, und die Mädchen haben sich darüber kaputt gelacht. Es war so herrlich. So unkaputtbar. Man konnte sich zu Tode blamieren und ultimativ danebenbenehmen, und am übernächsten Tag war schon alles wieder vergessen. Und dann haben wir die Bravo gelesen und uns über die Sextipps von Dr. Sommer gewundert. Es war so schön. Es war eine Jugend.

Wenn mir die Nachbarstöchter (Grundschule) erzählen, welche Klimmzüge es wieder gekostet hat, die Hausaufgaben per Videokonferenz mit der Lehrerin abzugeben, komme ich mir nachträglich noch so leicht und beschwingt vor.

Diese Generation, die jetzt am Start ist, die hat es so einfach, wie es nie zu vor irgendwer hatte. Nie ging es Leute, vor allem Frauen, jemals in der Weltgeschichte oder an irgendeinem Ort so gut wie diesen. War das Leben so einfach, so luxuriös, stand alles so zur Verfügung. Und sie überschütten sich mit Problemen, die sie eigentlich gar nicht haben, und erlegen sich Regeln auf, die überhaupt keinen Sinn ergeben außer der Selbstkasteiung.

Und in spätestens zehn Jahren – eher im nächsten Frühjahr – sind die Boomer weg, die den ganzen Laden aufrecht und zusammenhielten. Dann fällt das alles zusammen.

Wie kam es dazu?

Sicherlich die oft zitierte Wohlstandsverwahrlosung, Luxus als Krankheit.

Zweifellos aber auch ein Ergebnis der 68er, der Linken, der Sozialisten, der Feministen, die fiktive Probleme als politisches Druckmittel einsetzen, und das exzessiv. Der Luxus unserer Welt hat den Leuten die Zeit gegeben, sich rund um die Uhr und zu 100% um fiktive Probleme zu kümmern, die es gar nicht gibt, und so entstand eine Problemgeneration, die gerade vollumfänglich und ausschließlich damit beschäftigt ist, an eingebildeten Problemen zu zerbrechen, die es nicht gibt. Eine Generation, für die Psychotherapeuten den Presslufthammer bräuchten, wenn sie nicht reihenweise gerade hinschmissen und die Flucht ergriffen.

Meine Prognose wäre, dass die – vermutlich so in zehn bis zwanzig Jahren – eine große Suizidwelle erleben werden, und dies dann das Ende unserer Kultur und Identität sein wird.