Frostbloggen
Nein, nicht Frustbloggen. Frost. Mit o.
OK, ich gebe zu, das war Clickbait, weil es um 17°C geht und Frost unter 0° herrscht.
Wer es gewohnt ist, in der Nacht am Schreibtisch zu sitzen, hat in Berlin in diesem Winter schlechte Karten. Die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften haben beschlossen, in ihren mehr als 300.000 Wohnungen die Heiztemperaturen nachts bei 17 Grad zu deckeln. Auch die großen Wohnungsunternehmen Vonovia und Deutsche Wohnen wollen die Raumtemperatur von 23 bis 6 Uhr auf 17 Grad absenken. Wer spät nach Hause kommt oder nachts nicht schlafen kann, muss in diesem Jahr frieren.
Die Entmündigung des Bürgers nimmt im Zeichen des Ukraine-Krieges neue Ausmaße an. Selbst auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie konnte man zumindest in den eigenen vier Wänden selbst entscheiden, wie man die Nacht verbringt. Doch was 2020 mit restriktiven Vorschriften und flächendeckenden Plakatkampagnen begann, droht nun in der Energiepolitik eine Steigerung zu finden: Politiker und Beamte verstehen sich augenscheinlich immer häufiger als Vormund der Bürger.
Die Restriktionen, die auch eine Absenkung der Raumtemperaturen am Tage in Wohnungen (20 Grad) und öffentlichen Gebäuden (19 Grad) umfassen, werden durch Sparappelle führender Politiker flankiert. „Wir müssen die Gasverbräuche nach wie vor runterbringen“, erklärte Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. „20 Prozent sind für Deutschland Zielmarke“.
Wenn das um sich greift, dann wird es für Leute wie mich übel, denn ich bin ja bekanntlich so ein Nachtmensch, der gerne nach Mitternacht arbeitet.
Und ich fürchte, es wird nicht nur um sich greifen, es wird auch bleiben. Denn wenn das ein, zwei Winter so funktioniert, ohne dass die Leute allzusehr rebellieren, dann wird man das auch in Zukunft so machen.
Ich war gestern bei IKEA, etwas Kleinkram besorgen, und bin dabei durch die Abteilung mit den Schreibtischen, Bürostühlen geschlendert, mal probesitzen. Ich tue mir immer sehr schwer damit, Bürostühle zu finden, auf denen ich mich wohl fühle, weil nicht nur mein Hintern passen muss, sondern ich es so gar nicht ab kann, wenn Stühle so eine instabilen Eindruck machen und so ein bisschen um die Sitzaufhängung herum wackeln. Ich meine nicht die Federmechanismen der Rückenlehne, sondern wenn da irgendetwas Spiel hat und der Sitz im Ganzen nicht stabil wirkt.
Wie ich da also so von Bürostuhl zu Bürostuhl pilgere, denke ich mir, Herrje, müssen die Leute denn alles rumliegen lassen?
Es sah aus, als hätte jemand seinen gammeligen riesigen Wintermantel über einen Stuhl geworfen, und ihn da vergessen oder absichtlich gelassen, weil ansonsten gerade niemand in dieser Abteilung war, dem der Mantel gehören könnte. Ärgerlich, weil ich genau diesen Stuhl ausprobieren wollte, jetzt aber auch keine Lust hatte, mich mit dem abgeranzten Kittel irgendeines Schlurches auseinanderzusetzen, am Ende kriegt man noch Ärger. Bis mir auf einer Seite auffiel, dass aus dem Ding die typischen weißen IKEA-Stofftypenschilder heraushängen. Verflixt, das ist gar kein zurückgelassenes Kundeneigentum, das ist ein Ausstellungstück.
Näher angesehen. (Kein Foto, ich hatte das Handy gerade nicht bei mir, online auch nicht gefunden.)
Ich denke, das gibt es doch nicht. Eigentlich eine große, richtig dicke, gefüllte Decke, wie ich sie in kalten Winternächten über das Bett legen würde, aber mit Ärmeln und so gebaut, dass man sie wahlweise zum großen Kissen zusammenwickeln oder wie einen Mantel anziehen kann.
Da dachte ich schon, wenn einem IKEA schon solche dicken Wärmekittel – nicht wie Pullover oder Bademantel, sondern so richtig, richtig dick – anbietet, und das nicht im Wohn- oder Schlafbereich, sondern im Bürotrakt, dann kommt da was auf uns zu.