Die Deutsche Post
Ich glaub’, ich steh’ im Wald.
Ich hatte wegen meiner Abwesenheit einen Lagerauftrag bei der Post gestellt.
Es kam auch die Auftragsbestätigung, bezahlt habe ich es auch.
Nur: Passiert ist nichts. Gar nichts. Im Zuge des Kellereinbruchs von neulich hatte ich eine Nachbarin gebeten, meinen Briefkasten zu kontrollieren, und der war voll. Nicht nur von den Briefen, die per PIN zugestellt werden, die die Post natürlich nicht zurückhalten kann, sondern auch alles andere. Und: Es wurde nach Ablauf der Lagerfrist auch nichts wieder zugestellt. Normalerweise bekommt man da Beutel, in denen die gesammelte Post ist. Nichts angekommen. Keine Ahnung, ob nun was fehlt oder sonstwo ist.
Also habe ich den Kundenservice angerufen, was da der Status ist.
Call-Center dran.
So jetzt ungefähr aus dem Gedächtnis:
Hörbar Migrant, kein Muttersprachler, Akzent schwer einzustufen, vielleicht Inder.
Außerdem: Lausige Verbindung, ich höre ihn nur schlecht und leise. Man spricht da automatisch etwas lauter, auch wenn es vielleicht nicht notwendig ist, weil man ja nicht weiß, ob es in die andere Richtung genauso geht. Keine Ahnung, warum, aber die Firmen geben große Summen für Callcenter aus und nie kümmertr sich mal jemand darum, dass die Telefonverbindung wenigstens mittlere Qualität haben. Ich verstehe nicht, wo im Zeitalter der Digitalverbindungen überhaupt so gedämpfte und murksige Verbindungen noch herkommen.
Erklärt mir lang und breit, dass er da jetzt gar nichts machen kann. Er nimmt das auf, und dann wird man sich bei mir melden, wo ich die Post abholen kann.
Ich sage, dass ich die Post nicht abholen kann, weil ich ab sofort wieder im Ausland bin. Und dass sie mir den Status über den Verbleib bitte per E-Mail oder telefonisch mitteilen sollen, weil mir das ja überhaupt nichts nutzt, wenn sie mir einen Brief in den Briefkasten legen.
Das gehe alles nicht, das könne er alles nicht machen. Eigentlich kann er gar nichts. Außer es aufzunehmen, aber das aufzunehmen, was ich sage, dass ich nämlich im Ausland bin und das weder abholen, noch einen in den Briefkasten gelegten Brief lesen kann, das gehe auch nicht. Und dass man Lageraufträge erstellt, weil man abwesend ist, der Zusammenhang erschließt sich für ihn auch nicht. Als ob man die stelle, wenn man zuhause ist.
Er will das ums Verrecken nicht kapieren, wo das Problem ist, und partout mit der Sache eigentlich nichts zu tun haben.
Und fängt dann damit an, dass wenn ich das nicht will, er das auch nicht aufnehmen werde. Doch sage, ich, natürlich will ich, dass er es aufnimmt, aber natürlich so, dass es mir etwas nutzt und die Sache nicht noch schlimmer macht. Denn ich wüsste gerne mal, ob der Lagerauftrag nun gar nicht ausgeführt wurde, oder ob sie da noch Post an mich haben, die nicht zugestellt wurde.
Das kann er nicht.
Ich komme mir langsam vor, wie bei so einer Telefonversion von „Versteckte Kamera“, nur dass ich ja den und nicht der mich angerufen hat.
Als ob der Kerl mich durch konsequentes Ignorieren dessen, was ich sage, und permanent stoisches monotones Langsamreden provozieren und auf die Palme bringen will. Ich habe zwischendurch sogar überlegt, ob der überhaupt echt ist oder ich da mit irgendeinem dämlichen Eliza-KI-Programm rede.
Und dann fing der an, mich zu belehren.
Er sei ja nur die Erfassung, er könne ja persönlich überhaupt nichts dafür. Und ich solle ihn nicht so anschreien. (Was ich bis dahin nicht getan habe, sondern ich habe laut geredet, weil die Verbindung so schlecht war und ich den Eindruck hatte, dass der mich nicht richtig hört oder versteht.)
Da wurde ich dann doch sauer. Weil ich ja kein Privatgespräch mit ihm führe und ihn zum Spaß und Plaudern anrufe, sondern weil das die Telefonnummer sei, die als verantwortlich angegeben werde.
Und dann ging da so ein political correctness-Geblubber los. „Wir sind Menschen wie Sie“, und sie könnte nichts dafür, und „Sie haben das Recht, mich nicht anzuschreien!“
Überhaupt nicht mehr (oder eigentlich von vornherein nicht) in der Lage, das Problem zu erfassen, seine Aufgabe zu lösen. Der sitzt nur da, um für nichts etwas zu können, mit nichts etwas zu tun zu haben, nichts tun zu können und Leuten zu erklären, dass er ein Mensch wie andere sei und man ihn nicht anzuschreien habe.
Dann sagte ich, dass er mich mit denen verbinden solle, die ich dafür anschreien kann, die dafür verantwortlich sind.
Das könne er nicht.
Dann möchte ich seinen Vorgesetzen sprechen.
Das könne er nicht.
Was können Sie denn überhaupt?
Er kann die Sache aufnehmen.
Ja, aber Sie sagten doch, dass Sie meine E-Mail-Adresse auch nicht aufnehmen können.
Aber daran habe er ja keine Schuld. Er habe damit ja nichts zu tun. Er hat mit alledem nichts zu tun.
Moment mal, sagte ich, Sie bekommen doch Geld. Sie werden doch dafür bezahlt, damit etwas zu tun zu haben. Das ist doch Ihre Aufgabe!
Seine Antwort: Wenn ich mein Geld zurück möchte, könne er veranlassen, dass die Gebühr erstattet werde.
Ich möchte aber meine Post zurück!
Das könne er nicht.
Und dann fing der wieder mit seinen Belehrungen an, so in die Richtung Code of Conduct, wie man mit ihm zu sprechen habe, und das ging so ein paarmal, und dann wurde ich wirklich laut, und habe ihm auch gesagt, dass ich das als Unverschämtheit betrachte und mir seine Belehrungen (die auf mich auch noch äußerst herablassend wirkten) verbitte, weil ich hier eine Vertragserfüllung will und mir keine Belehrungen anhören muss.
Und dann hat es mir gereicht, dann habe ich aufgelegt.
Komplett nutzlos, desinteressiert, glaubt gar nichts mit dem Laden zu tun zu haben, aber natürlich politisch hochgepumpt, ganz eindeutig auf Wokeness gebürstet. Und die Post ist nicht (mehr) in der Lage, einen Postlagerauftrag auszuführen. Nicht mehr in der Lage, einsatztaugliches Personal aufzutreiben.
Und genau dasselbe habe ich auf einer Mailingliste mitgelesen, wo ich mich auf einem Softwarebug abonniert habe um mitzulesen. Anwender beklagen sich, dass etwas nicht ordentlich funktioniert und verbessert werden müsste, begründen das auch, und die Developer sind völlig wahrnehmungsresistent, schwafeln nur noch davon, dass man ihnen gegenüber diesen Ton nicht anschlage dürfe, Code of Conduct, blablabla, und dass sie Respect für sich verlangten, sind aber selbst nicht bereit, anderen Respect entgegenzubringen, sich das Problem anzuhören oder einfach mal einzusehen, dass man anderen Software nicht aufzwingen darf (was in diesem Fall passiert war), solange sie halbgar ist und noch Macken hat.
Das ist ein Syndrom, das ich schon öfters beobachtet habe, dass Leute formal irgendeine Aufgabe habe, oft sogar dafür angestellt sind und bezahlt werden, und überhaupt nicht bereit oder in der Lage sind, diese Aufgabe auszuführen oder sie überhaupt als ihre Aufgabe zu akzeptieren. Mal einzusehen, dass sie der gegenüber dem Kunden benannte Ansprechpartner der Post sind. Als würden die da nur für ihre Privatangelegenheit sitzen, als hätte ich ihn nach Feierabend zuhause angerufen.
Und so kann man sehen, wie unsere Gesellschaft zerfällt.
Die Leute wollen bezahlt werden, sie arbeiten aber nichts mehr dafür, sondern sitzen nur noch da und wollen „respektiert“ werden, sind aber selbst nicht bereit, andere insoweit zu respektieren, dass sie einsehen, dass ein Bug-Ticketsystem oder eine Kundenhotline dazu da sind, Probleme vorzutragen und sie zu lösen, und nicht, nett miteinander zu plaudern, Kaffee zu trinken und sich möglichst wenig zu stören.
Ich finde das ganz, ganz fürchterlich, was da im Moment abläuft, wie immer mehr so woke-dysfunktioal wird. Es nur noch darum geht, dass man kein Problem mehr ansprechen darf, weil erstens alles nur noch um den Tonfall geht und sich zweitens jeder persönlich angesprochen fühlt, weil er nicht mehr einsieht, dass er da an einem Arbeitsplatz ist und für seinen Arbeitgeber arbeitet, sondern nur glaubt, dass das ein ihm zur Verfügung gestelltes Wohlfühlwohnzimmer ist.
Der Mann war mental nicht in der Lage zu kapieren, dass ich wissen will, was mit meinem Postlagerauftrag ist und wo meine Post geblieben ist, und er persönlich mir völlig egal ist, mich überhaupt nicht interessiert. Der sitzt nur da, in einem Call-Center, um sich von jedem, der anruft, persönlich beleidigt zu fühlen, weil er nicht mehr kapiert, dass er da einen Job für eine Firma ausführt. Als ob der so eine Telefonbelehrungsstelle betreiben würde.
Und ich habe langsam den Verdacht, dass es diesen Lagerservice eigentlich gar nicht mehr gibt, dass man nur vergessen hat, die Software auf der Webseite abzuschalten, die diese Dienste noch anbietet und die Gebühr kassiert. Denn vor einigen Wochen hatte ich da schon die Frage gehabt, ob man am Datum was ändern kann, und da war es schon unmöglich, irgendjemanden zu erreichen, der zuständig ist. Alle erklären immer nur, dass sie da nichts damit zu tun haben.
Die Deutsche Post versinkt da auch immer mehr in dieser Mischung aus Fachkräftemangel und Woke-Wahnsinn. Kann man alles abhaken.
Kennt Ihr den Film Idiocracy?