Ansichten eines Informatikers

Antennen in der Blutbahn

Hadmut
17.12.2022 22:36

Sorry, Leute, tut mir leid. Aber mein Standpunkt ist da Nein.

Erstaunlich viele Leute sind der Überzeugung, dass einem mit der COVID-19-Impfung so etwas wie die Borg-Implantate aus Star Trek implantiert wurden, und sie nun so etwas wie Antennen im Körper haben, mit denen sie irgendwie mit irgendwelchen Sendern kommunizieren.

Unter anderem

Antennenfunktion von Graphenoxidpartikeln

Nochmal kurz ein paar Sekunden:

Bin kein Physiker, aber dem Herrn Reißner traue ich Kompetenz und Seriosität zu, das Gesagte zu belegen.

Ich bin auch kein Elektrotechniker, sondern „nur“ Informatiker mit Hobby Elektronik, aber ich würde mal sagen: Nein.

Der Typ da faselt eine Menge, pappt solche Versatzstücke aus aufgesammelten Einzelinformationen zusammen, um sich da seine Story zusammenzureimen. Und jemandem „Kompetenz und Seriosität zuzutrauen, das Gesagte zu belegen“, ist die subjektive Einschätzung des Lesers, und eben kein Beleg. Und könnte er es belegen, dann hätte er es wohl getan.

Ich hatte ja schon die Frage nach der Wellenlänge und Frequenz gestellt, und erklärt, dass in der Größenordnung von Nanometern, also der Nanopartikel, die Wellenlänge von Licht UV-Licht usw. liegt. Funkwellen dieser Wellenlänge würden den umgebenden Körper schlicht nicht durchdringen können. Schon gar nicht, mit dem Maß an Energie, das zur Verfügung stehen könnte. Der sagt ja im Video auch, dass er als Kind mal ein „Transistorradio“ gebaut habe, das ohne Batterie, nur mit der Energie des Senders funktioniert habe. Kenne ich, die habe ich damals auch gebaut. Nur: Die hatten keinen Transistor. Die hatten nur eine Dioden und hießen deshalb Diodenempfänger. Und Empfangen und Senden unterscheiden sich energetisch in gewisser Weise (auch wenn ein Empfangsvorgang technisch ein induzierter phasenverschobener Sendevorgang ist).

Er versucht das im Video damit zu erklären, dass sich die Nanopartikel aneinanderhängten, weil man sie magnetisch mache, und die dann so lange Antennen bildeten.

Wie viele sollen dann da zusammen kommen? 3 Stück? oder 3 Millionen? Oder 3 Milliarden? Die sich in der Blutbahn alle schön zu einem langen Faden ansammeln, ohne zu verknoten oder verklumpen, um eine schöne Antenne zu bilden. In der Blutbahn. Durch Herz, Herzklappen, Lunge, Leber, Nieren durch. Weil die Moleküle magnetisch seien. Um genau auf die richtige Frequenz zu kommen.

Und hat man die schon mal gefunden?

Da müsste man doch in Leichen, in Tierexperimenten oder eigentlich auch einem Becherglass voll Blut diesen Effekt nachweisen können. Es müsste doch reichen, sich vom Metzger einen Viertelliter Schweineblut zu besorgen, eine Impfdosis rein, gut umrühren, und dann müssten sich diese Antennen darin bilden.

Oder, wenn man es genauer betrachtet, eigentlich auch in destilliertem warmem Wasser, wenn man dafür sorgt, dass sich die Fetthüllen auflösen und die angeblichen Grahenoxidpartikel freisetzen können. Das müsste sich doch unter dem Mikroskop oder ähnlichem Gerät finden lassen. Warum also hat das noch keiner gefunden?

Er erklärt das mit „Fraktalantennen“, womit Antennen dann auf jeder Frequenz, oder zumindest vielen funken könnten.

Boah. Fiese Nanometer-Moleküle, die sich vollautomatisch zu Fraktalen Antennen zusammensetzen. Die sind aber kompliziert und müssen sehr präzise gefertigt werden und finden sich nicht einfach so selbst. Dafür braucht man einen Bauplan, dessen Komplexität die Informationsgehalt, den ein Graphenmolekül beinhalten könnte, weit übersteigt. Und das dann noch in der Blutbahn rumschwimmend? Eine Fraktalantenne aus magnetischen Graphenmolekülen, die dem Blutdruck standhält. Ganz bestimmt.

Aber nehmen wir mal hypothetisch an, wir hätten so einen Kohlenstofffaden als Antenne im Blut rumschwimmen. Aus Millionen oder Milliarden oder noch viel mehr Graphenmolekülen, aber bei jedem Menschen ungefähr gleich lang, wie auch immer.

Und dann?

Ich habe hier verschiedene Antennen, die man als Stabantenne auf Radios schrauben kann, auch welche für DVB-T-Empfang oder GSM. Die liegen da und machen: Nichts.

Die senden und empfangen nicht einfach so, weil eine Antenne an sich nicht reicht. Man braucht vor allem einen Schwingkreis.

Nun will ich gerne zugeben, dass eine gewöhnliche Antenne im Prinzip schon einen Schwingkreis darstellt, weil sie längs eine Induktivität und zwischen den Polen eine Kapazität aufweist. Die ist aber so schwach, dass das nichts bringt. Wenn man Radio hören will, muss man an die Antenne unten noch ein Radio anschrauben. Das gilt vor allem dann, wenn die Antenne nur aus einzelnen Graphenmolekülen bestehen soll. Wie hoch soll denn da der ohmsche Widerstand sein? Es gibt zwar Untersuchungen, dass Graphen völlig widerstandslos leiten kann, aber das ist kompliziert, das braucht eine Vernetzung und Reinigung, und keine Moleküle, die per magnetischem Ende zusammenfinden sollen. Aber nehmen wir mal an, selbst das gelänge: Damit sich Elektronen frei bewegen können, müssten sie erst einmal da sein. Wieviele freie Elektronen gibt es in Graphenmolekülen, und wieviel Laden ergeben dieses zusammen, die schwingen und damit senden könnte?

Selbst wenn sie das täten, selbst dann täten sie erst einmal nicht mehr, als in Resoanz eines Signals von außen mitzuschwingen.

Na, und?

In der gesamten Welt um uns herum schwingt immer irgendwas mit, alles rauscht. Wie sollten da Graphenfäden zu bemerken sein, die mitschwingen?

Um Informationen zu übertragen muss man sie in irgendeiner Weise modulieren. Wie soll das funktionieren? Wie moduliert man einen Graphenfaden?

Und selbst wenn man da einen Modulator bauen könnte: Woher soll die Information kommen, die man aufmoduliert?

Und was für eine Information soll das sein?

Soll die sich dann auch magnetisch zusammenfinden?

Sorry, Leute, das ist einfach Quatsch. Da müssten ganz viele, äußerst unwahrscheinlich oder physikalisch (jedenfalls für mich) nicht nachvollziehbare Annahmen zusammenkommen. Die reden ja auch immer nur von könnte und Konjunktiven. Einfach irgendwas ins Blaue geschwätzt.

Der ganz wesentliche Punkt daran: Wenn das Ding die Eigenschaften haben sollte, die man behauptet, also nach außen hin kommunizieren könnte, dann könnte man es auch nachweisen. Man kann nicht einseits behaupten, dass das Ding elaborierte Fraktalantennen bilden könnte, um auf allen Frequenzen zu senden, und gleichzeitig nicht zu entdecken wäre. Wenn es so etwas gäbe, müsste man es in Geimpften, deren Leichen, Labortieren oder einfach nur im Reagenzglas finden können.

Dazu schreibt mir ein anderer Leser:

Hallo,

Pfizer under the microscope

https://www.bitchute.com/video/bJiCGjH88Gej/

Das Zeug kristallisiert aus, beim Austrocken, mehr passiert da nicht.

Es sind aber durchaus Stoffe enthalten, die da nicht reingehören.

Stichwort „partikuläre Kontamination“ und auch chemische Fremdstoffe.

Kann dir gerne Spektralanalysen und Größenmessungen schicken,

kurze Rückantwort reicht.

Viele Grüße,

Ich halte es für durchaus möglich, dass man bei der Herstellung, die ja auch überhastet erfolgte, geschlampt und irgendwelchen Dreck mit reingebracht hat. Dass die verunreinigt wurden, würde ich sofort glauben.

Aber dass sich hier irgendwelche magnetischen und verhalbleiterten Graphenoxidmoleküle zu Wunderwerken der Antennentechnik zusammenfinden würden, und das auch noch in der durchpumpten Blutbahn, und dann auch noch einheitliche Signale nach einheimtlichem komplexen Protokoll senden könnten, und das auch noch so, dass man sie aus mehreren Metern Entfernung mit handelsüblichen Handys als Bluetooth-MAC auflisten könnte: Nein.

Wenn es diese Dinger gäbe und sie auch die Eigenschaften hätten, die Ihr behauptet, dann könnte man sie auch detektieren, beobachten, nachweisen, unter Laborbedingungen nachstellen. Dann müsste es beispielsweise genügen, eine Impfdosis mit warmem destilliertem Wasser im Reagenzglas mal ordentlich zu schütteln, um diese Fäden oder Moleküle darin nachweisen zu können. Oder eigentlich müsste es schon reichen, die Dosis einfach nur falsch zu lagern und dann zu schütteln, weil die Lagerung ja dem Erhalt der Fetthüllen dient, und dieser Effekt der Antennenbildung dann sogar in der ungeöffneten Ampulle stattfinden müsste.

Also hört auf mit diesem blöden, hypothetisch-konjunktivierten wunschgedachten Spekulativgeschwätz, und geht ins Labor, um Eure Hypothesen zu prüfen. Und wenn Ihr was findet, dann kommt wieder. Denn wenn es so wäre, dass ließe es sich auch nachweisen. Also macht das.

Ich will Euch da nicht entmutigen. Aber die Art und Weise Eures Geschwätzes bringt da gar nichts. Wenn es so wäre, wie Ihr meint, dann wäre es auch nachweisbar. Und dann ist Schwätzen der falsche Weg. Stellt Euch vor, Euch gelänge dieser Nachweis. Dann wärt Ihr die Nummer eins auf allen Zeitungen der Welt. Und ein Nobelpreis für Medizin und weiß der Kuckuck wäre auch drin. Verlockend. Also macht das. Aber hört auf damit, andere Leute mit diesem Geschwätz zu nerven.

Denn, und das will ich hier mal sagen, das Geschwätz wäre sogar dann noch dumm, wenn es inhaltlich stimmte. Denn selbst wenn es so wäre, dass wir da selbstorganisierende Maschinenteile gespritzt bekämen, selbst wenn es stimmte, wäre die gewählte Vorgehensweise dumm. Gerade dann. Denn gerade dann, wenn es stimmte, wäre der viel bessere Weg, es einfach nachzuweisen.