Hate Speech – Fluchtafeln
Ein interessantes Detail.
Ja, ich weiß. Viele Leute halten es für einen meiner großen Fehler, überhaupt noch Sendungen des ZDF zu sehen, aber wie schon einige Male erwähnt, halte ich Terra X noch für eine der wenigen regelmäßigen Sendungen, die man sich im ZDF noch anschauen kann. Terra X sehe ich gerne.
Greade kam ein Film über das alte Rom, die Wagenlenker und den berühmten Wagenlenker Scorpus. Es gab Rennställe mit eigenen Farben, die einen Haufen Geld damit machten, im Auftrag des Kaisers das Volk zu unterhalten, weil das Ansehen des Kaisers seinerseits davon abhing, dem Volk im riesigen Circus Maximus Brot und Spiele zu bieten. Nicht unähnlich den modernen Formel-1-Rennställen, und wenn ich mich recht erinnere, spielte in irgendeiner Asterix-Realverfilmung Michael Schumacher einen Wagenlenker. Das dürfte ziemlich passend gewesen sein, weil sie sagten, dass das Gewerbe von industriellem Ausmaß waren. Gleichzeitig war der Circus eine Art Einkaufszentrum, eine Shopping Mall, in der man alles bekam, Lebensmittel, Spielzeug, auch Prostitution, und wo es nach Einbruch der Dunkelheit gefährlich wurde, weil finstere Gestalten die Macht übernahmen. Nicht viel anders als der Alexanderplatz in Berlin mit Weihnachtsmarkt. Alles ein Riesen-Wirtschaftszentrum mit fanatischen Fans, die sich kaum von denen heutiger Sportarten wie eben Formel-1 oder Fußball unterschieden haben dürften, denn auch sie traten als Fans in den Farben ihres Teams auf. Insofern heute alles wie vor 2000 Jahren.
Dann erzählten sie aber etwas, was ich noch nicht wusste.
Es habe damals nämlich Fluchtafeln gegeben.
Man konnte sich auf diesem Markt von irgendwelchen Zauberern Flüche kaufen, die auf dem gegnerischen Wagenlenker lasten und ihn am Sieg hindern sollten. Der Hexer hat dann den Fluch mit einem Griffel in eine dünne Bleiplatte, eher so ein Blech, geritzt, dann irgendein Kraut darin eingewickelt, das alles verschlossen, und dem Käufer den Auftrag gegeben, das an eine Stelle zu bringen, an der es wirken konnte. Man wählte dafür dann oft die Unterwelt, versuchte also, die Tafeln möglichst tief zu vergraben, gerne auch auf Friedhöfen, weil man sie für den Eingang zur Unterwelt und den Zugang zu den passenden Göttern hielt. Wohl deshalb hatten Archäologen diese Tafeln in einem Brunnen gefunden und erst mit besonderer Beleuchtung die Inschriften anzeigen können.
Heute würde das unter „Hate Speech“ laufen, unter das Netzdurchsetzungsgesetz fallen.
Was aber eben auch zeigt, dass das, was sie heute „Hate Speech“ nennen, keine Folge der Social Media ist, keine Erfindung der Neuzeit, kein Produkt der Nazis. Hate Speech gab es auch schon im alten Rom vor 2000 Jahren.