Berliner Haltungsschaden: 100.000 Euro fürs Bordell
Berlin eben.
In Berlin gibt es ein Großbordell. Das Artemis.
Als ich noch in München wohnte, war ich mit Freunden (auch Freundinnen), die mich da gelegentlich immer mal besuchten, immer mal wieder gerne in der Therme Erding, da kann man so einen ganzen Tag mit Rutschen, Sauna, Dampfbad, Einweichen, Salzbädern verbringen, die haben sogar Becken, in denen man (nur) unter Wasser Musik hört. Als ich dann nach Berlin umgezogen bin, meinten die Freunde, ich solle man gucken, ob es sowas auch in Berlin gibt. Zuerst habe ich von München aus im Internet gesucht und nichts derartiges gefunden. Als ich dann nach Berlin kam, fuhr ein Stadtbus an mir vorbei, auf dem eine große Werbung prangte, die eine Art wellnessbad im römischen Stil mit Marmor und sowas zeigte. „Artemis“. Ach, dachte ich, das passt, da können wir alle zusammen mal hin. Nachdem ich dann auch auf einigen Taxis die Werbung gesehen habe, dachte ich, ach, die Therme scheint groß zu sein.
Bis ich durch einen Zeitungsartikel – gerade noch rechtzeitig – gemerkt habe, dass das ein Großbordell im Stil einer Wellnesstherme ist.
Was ist das für eine Stadt, in der ein Großbordell a) Werbung auf Stadtbussen macht und b) nicht klar draufschreibt, dass es ein Bordell ist? (Inzwischen scheint man das etwas geändert zu haben, denn inzwischen steht auf der Webseite deutlich, dass es ein Bordell ist, während damals nur Bilder von Saunen und Badelandschaften war und gesagt wurde, dass einem Handtücher und so weiter gestellt werden.
Erstaunliche Dinge hört man da aus dem politischen Umfeld, dass das Bordell eine gewisse Rolle im Dreieck aus Politik, Clans und Geld spielen solle. Dass es da Absprachen, Deals gebe, dass man von ganz oben nicht so genau hinschaue im Gegenzug dafür, die einen oder anderen, sage wir mal, Vorgänge, hübsch beisammen und hinter abgeschlossenen Mauern zu halten und damit in einem gewissen, kontrollierten Rahmen. Und das Etablissement sei für seine Reinlichkeit bekannt, stehe dafür, dass alles tadellos sauber und hygienisch einwandfrei sei. Alles werde dort gründlichst gewaschen, ob nun beste Stücke oder Geld. Alles verlasse den Laden sauber und porentief rein.
Bis die Absprache da mal geplatzt zu sein schien, denn vor ein paar Jahren ging durch die Medien, dass es da eine große Razzia gab, und man eine Menge Leute, die dabei lieber nicht gesehen werden, in flagranti erwischt und entstöpselt habe, und die Rede war, dass die eine oder andere Größe es nicht so schätze, mit nichts als einem Handtuch aufgescheucht und ins Licht gezerrt zu werden.
Ich weiß nicht, ob es nun um diese Razzia geht, die damals durch die Presse ging, aber es war wohl diese, denn Berlin wurde vor Gericht gerade dazu verdonnert, an das Bordell 100.000 Euro Schadensersatz zu zahlen und eine Entschuldigung auszuspucken.
Rückblick: Im April 2016 durchsuchten 680 Polizisten, sieben Staatsanwälte und 220 Zollbeamte das Artemis, die Brüder, die das Bordell betreiben, kamen in Untersuchungshaft. In einer spektakulären Pressekonferenz am 14. April verkündete die Staatsanwaltschaft, die dort tätigen Frauen würden wie „Sklaven auf Baumwollfeldern“ gehalten. Es ginge zudem um Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, die Betreiber seien der organisierten Kriminalität zuzuordnen.
Doch von all den Vorwürfen blieb nichts übrig, die Brüder wurden entlassen, die anschließende Anklage im November 2018 nicht einmal zur Verhandlung zugelassen. In einer Verfügung vom 6. Mai 2022 zur Eröffnung des Verfahrens hatte die Vorsitzende Richterin festgestellt, dass die Äußerungen der Staatsanwaltschaft „schuldhaft amtspflichtwidrig, vorverurteilend, überzogen und reißerisch formuliert“ gewesen seien.
Der eigentliche Knackpunkt war aber wohl nicht die Razzia als solche, sondern dass die Staatsanwaltschaft Berlin (total politisiert und links) in öffentlichen Äußerungen das Bordell in Beziehung zur organisierten Kriminalität brachte. Die WELT schreibt:
Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte nach einer Razzia im Großbordell „Artemis“ im Frühjahr 2016 von Verbindungen zur organisierten Kriminalität gesprochen. Zwei Betreiber klagten dagegen, das Land schlug einen Vergleich aus – und wurde nun zu zwei hohen Schadenersatz-Zahlungen verurteilt.
Der eigentliche Brüller daran ist aber, dass das eigentlich die aktuelle Justizsenatorin und „Juraprofessorin“ Lena Kreck verbockt hat, denn das Gericht hatte zuvor einen Vergleich vorgeschlagen, und Kreck hat das – allzuweit scheint es mit der juristischen Erfahrung nicht her zu sein – einfach nicht eingesehen.
BZ:
Krecks Behörde hatte einen Vergleich und die geforderte Entschuldigung verweigert. Sie war bereit 20.000 Euro zu zahlen, aber nicht 25.000! Der Justizsenat ließ den Vergleich platzen. Durch das Urteil erhöht sich die Summe nun deutlich aufs Vierfache – zu Lasten der Steuerzahler!
Die Begründung des Gerichts für die Entscheidung wiegt schwer: „Schuldhaft amtspflichtwidriges Handeln.“
Wenn man das nicht während des Verfahrens mitbekommt, ist man als Justizsenatorin eine glatte Fehlbesetzung. Sie ist zwar für die damalige Handlung nicht verantwortlich, weil sie da ja noch nicht im Amt war, aber wenn man das jetzt aus politischer Motivation so verbockt, liegt wohl ein Haltungsschaden vor.
„Es ist nur schade, dass für diese Sturheit und Uneinsichtigkeit am Ende der Steuerzahler aufkommen muss.“
Immerhin:
Die beiden Brüder wollen den gesamten Betrag für die Heilung krebskranker Kinder in Berlin spenden.
Dann tut sich wenigstens auf dem Umweg über das Bordell noch was im Berliner Medizinwesen.