Meersand
Er sei zu rund.
Einige Leser haben mir geschrieben, dass Meersand für den Beton deshalb verboten sei, weil er zu rund geschliffen sei und deshalb daraus kein fester Beton mehr werden könne.
Das halte ich nicht für unbedingt und in jedem Fall richtig.
Ich weiß zwar, dass das für Wüstensand gilt, dass der zu abgeschmirgelt und weich ist. Das merkt man nicht nur, wenn man mal Wüstensand in der Hand hat, oder versucht, darin zu laufen, weil der sofort wegrutscht. Man merkt es auch, wenn man mal in einen Sandsturm gerät, weil man hinterher das Schmirgelmehl des Sandes in buchstäblich und ausnahmslos jeder Ritze und Körperöffnung hat. So ein ganz ekliges feines Zeug. In Dubai fragte ich mal, ob die dort Luftverschmutzung hätten, weil man an manchen Tagen schon die Spitze ihres Burj Khalifa nicht sieht, aber man sagte mir, das sei ein natürliches Phänomen und hätte mit Schmutz nichts zu tun. Wenn nämlich der Wind in der Wüste mal wieder den Sand abschmirgele (= rund mache) und dabei eben dieser feine Staub entsteht, wie man ihn von Sandstürmen kennt, und das Richtung Meer bläst, während vom Meer feuchte Luft kommt, bietet dieser Staub perfekte Kondensationskeime und das Wasser kondensiert an diesem Staub, und bildet damit eine richtig trübe und dreckig wirkende Wetterlage, quasi so ein Schlammaerosol. Sieht übel aus, hat aber nichts mit Schmutz zu tun und ist ein völlig natürliches Phänomen.
Besonders in Neuseeland ist mir bei der letzten Reise aber immer wieder etwas anderes aufgefallen. Bei der letzten Reise bin ich nämlich nicht so weit durch das Land gefahren, sondern habe mir mehr Zeit genommen, Strände anzusehen, und hatte das Glück, gerade vor dem großen Reisesturm dort zu sein und deshalb Campingplätze, Strände und sowas fast oder sogar ganz für mich alleine zu haben. Selbst in den Dusch- und Toilettenanlagen war ich oft völlig alleine, und man sagte mir auf Nachfrage, dass die paar (oder auch mal mehr) Wohnmobile und Wohnwagen, die rumstanden, nicht bewohnt, sondern außerhalb der Reisesaison bei ihnen nur geparkt sind, da gerade keiner drin ist.
Und das habe ich genutzt, um am einen oder anderen tollen Strand völlig für mich alleine spazieren zu gehen, ich mag das ja, barfuß mit den Füßen im Meer, und mache das öfter, auch in anderen Ländern. In Australien sollte man sich das aber zweimal überlegen und vorher fragen (Kegelschnecke, Stone fish und sowas), ich habe das aber auch da schon oft getan.
Dabei ist mir in Neuseeland immer wieder aufgefallen, dass der Sand da, wo bei Ebbe gerade kein Wasser ist, und alle paar Stunden die Flut hinkommt und dann da Meeresboden ist, also so diese Sandzone zwischen der Landvegetation und dem Wasser, die mal breit und mal schmal ist, bei Ebbe der Sand oft sehr hart ist. Und zwar so hart, dass ich, und ich wiege ja auch was, barfuß laufen kann, ohne, wenn ich nicht zu ruppig gehe oder renne, irgendeinen Fußabdruck zu hinterlassen. Der Sand wird beim Ablaufen des Wassers so fest, dass er mich problemlos trägt ohne nachzugeben, während ich in der Wüste tiefe Stapfen hinterlasse.
Ich habe natürlich erst überlegt, ob das mit der Restfeuchte zusammenhängen kann, die eine gewisse Adhäsion mit sich bringt. Es ist aber so, dass der Sand dort richtig scharfkantig ist. Also nicht so, dass man sich daran verletzt, aber man spürt das an den Fußsohlen. Das fühlt sich viel härter und fester an. Wenn man die Füße nicht aufstampft oder absichtlich in den Boden bohrt, fühlt es sich fast an, als würde man in der Wohnung auf Parkett gehen, obwohl das vor ein paar Stunden noch lockerer Sand unter Wasser war. Der ist dann auch nicht wellig, wie man das vom Strand sonst kennt, sondern völlig plan, wie das ablaufende Wasser ihn hinterlassen hat. Immer dann, wenn das Wasser nicht auf dem Sand ins Meer fließt, wenn die Ebbe kommt, sondern wenn es nach unten wegsinkt. Das ist insofern angenehm, weil das Gehen viel einfacher und müheloser ist als in rutschendem Sand. Man geht auf glattem Boden sehr leicht, weshalb das Spazieren dort dann auch besonderen Spaß macht.
Ich habe mich darüber mal mit einer Geologin unterhalten, die sich mit Sedimenten beschäftigt, und die hatte da gleich einen Fachbegriff, der mir nicht mehr einfällt, der irgendwas mit Alter und Reife des Sandes zu tun hat, und die das interessant fand, was ich da vom Strand erzählte. Es gibt da Geologen, die sich um sowas kümmern, und das nicht nur wegen der Nutzung als Baumaterial, sondern weil die da gewisse Schlüsse draus ziehen.
Es ist also nicht immer und zwingend so, dass Sand vom Meeresstrand rund ist. Ich kenne Strände, an denen es richtig harten, festen, kantigen Sand gibt. Es hat auch etwas mit dem Alter des Sandes zu tun. Vielleicht sind das seltene Ausnahmen, aber es ist zumindest nicht so, dass Sand vom Strand zwingend und automatisch rund ist.
Und war das nicht so, dass sowieso jeder Sand alter Meeresboden ist?