Rosa-Überraschungseier für Mädchen
Das dann jetzt auch noch: Da behauptet einer, Ferrero würde jetzt rosa Spezial-Überraschungseier nur für Mädchen anbieten…
Was die schon in früheren Blog-Artikeln zum Thema „Mädchen-Rosa” aufgeworfene Frage erneut stellt: Drängt die Industrie den Mädchen Rosa und Blümchen auf, oder reagiert die Industrie nur auf deren Vorliebe für Süßes und Niedliches (Pony mit Regenbogen-Mähne und Kindchen-Schema-Augen)?
Und kommt mir nicht wieder mit dem Argument, dass bis vor etwa 100 Jahren die Farben andersherum zugeordnet waren, das sagt nämlich gar nichts aus. Damals gab es noch keine zielgruppenorientierte Werbung bzw. sie entstand gerade erst, und vielleicht hat man die Farben ja gerade deshalb vertauscht, weil es besser funktioniert.
Wer junge Töchter mit Rosa-Tick hat, möge sie bitte einfach mal fragen, ob sie das irgendwie erklären oder begründen können. Ob sie es etwa aus eigenem Willen machen oder weil die anderen das auch so haben, oder um dazuzugehören oder…
Steht rosa für süß im Sinne von zuckerhaltig?
Warum assoziiert man etwa Gebäck mit rosa Guß obendrauf oder in rosa Farbe automatisch mit süß, obwohl es ja auch sauren Guß oder herben Teig gibt? Ist das antrainiert oder angeboren?
Denn Überraschungseier stehen ja für eine Süßigkeit.
20 Kommentare (RSS-Feed)
Naja, ich würde es eher für eine Jagd- und Ernährerrolle halten. Aber auch eine Beschützerrolle ist eine andere als eine Mutterrolle, denn deutlich distanzierter.
Unzweifelhaft haben Mädchen viel mehr Zeugs mit Kindchenschema (Diddle-Maus, Mangas usw.) als Jungs. Und selbst da, wo sie vorkommt, scheint sie auf einen kleinen Altersbereich beschränkt zu sein. Ich kenne einen jungen Mann, der hatte als Kind so im Kindergarten/frühen Grundschulalter mal einen unglaublichen Pokemon-Tick, den aber dann auch ganz plötzlich wieder abgelegt. Deshalb habe ich da mal die Augen etwas offengehalten, das scheint kein Einzelfall zu sein.
Eine andere Frage ist, ob die Beschützerrolle für alle Kinder oder nur für die eigenen gilt, ob sie also überhaupt durch optische Signale ausgelöst werden kann.
Ich denke schon, dass die Beschützerrolle durch optische Signale ausgelöst wird. Weibliche Schönheit fußt zum Teil auf dem Kindchenschema. Große Augen gelten als schön. Die Traumfrauen sind nicht die 1,80 m großen kräftigen Frauen, sondern eher zierliche Damen. Und was Kinder angeht: Geht man mal davon aus, dass der Mensch früher nicht als Einzelfamilie, sondern in der Horde unterwegs war, dürfte sich die Beschützerrolle auf den ganzen Clan bezogen haben.
Dass Mädchen eher auf rosa stehen als Jungs, habe ich auch beobachten dürfen anhand meines eigenen Nachwuchses. Diese Beobachtungen sind nicht repräsentativ, aber die Verhaltensweisen fand ich schon geschlechtsspezifisch unterschiedlich. Es ist auch einfach Quatsch, die Möglichkeit biologischer Prägungen komplett zu verneinen. Dafür sind wir nun einmal doch zu sehr Säugetier.
Bei meinen beiden Töchtern (5 + fast 7) kommt und geht das in Phasen.
Momentan ist Rosa total out, weshalb diese komischen Ü-Eier bloß nicht gekauft werden sollen.
Es gab aber auch schon Phasen, wo es von Kopf bis Fuß rosa sein musste. Keine Ahnung, ob das nochmal wiederkommt.
Als die Große Ostern eine Packung von Lego Friends (http://friends.lego.com/) von der Oma geschenkt bekam, brach sie in Tränen aus: Sie hätte viel lieber etwas von Lego Star Wars gehabt. 🙂
@Robert: Hihi, schwerer Schlag für die Oma. 😀
Aus eigener Erfahrung mit meiner Tochter kann ich sagen, dass da ab dem Kindergarten auch noch ein ziemlicher Gruppendruck dazukommt, und zwar hauptsächlich von den Mädchen selbst. Ich denke, dass ist ein Stück weit auch einfach als Abgrenzung von den Jungs, das ist in dem Alter einfach wichtig für die Kinder. So ganz langsam legt sich das nun zum Glück wieder 🙂
Das beantwortet natürlich nicht die Frage, wer damit angefangen hat bzw. warum sich das bei Manchen anscheinend bis ins Erwachsenenalter hält.
Also mein Töchterchen mag gar kein Rosa und findet das überhaupt nicht süß. Das ist zwar nicht repräsentativ, aber schon mal ein deutlicher Hinweis.
Hallo Hadmut,
dieser Artikel wird Dir gefallen:
www faz net/aktuell/wirtschaft/menschen-wirtschaft/frauenquote-lauter-verlorene-maenner-11771952.html
Genau solche Bestrebungen seitens der Erwachsenen meine ich, wenn ich behaupte, dass unser gegenwärtiger Erziehungsstil weit mehr auf Kinderformung wirkt, als es deren Biologie je könnte.
Übrigens: in Japan sagt man: “Jedes Kind kann alles, nur von nichts kommt nichts.”
Ergebnis: Japan ist Spitzenreiter in den NatWis und Mathematik, was Leistungs-Vergleichsstudien betrifft (OECD, PISA). Die Kinder sind konzentrierter als sonstwo, ADHS ist nicht mal Ausnahme. Es gibt keinen wesentliche Unterschied in dieser Sache zwischen Jungen und Mädchen, denn jeder Unterschied wird dort interpretiert als Ergebnis schlechter Erziehung.
Allerdings wird in Japan jedes Verhalten, dass der Gleichheit der Kinder Hohn sprechen will, auch zutiefst sozial geächtet, sei es, dass die Erziehung schlecht ist oder sei es, dass man einem bestimmten Schlag Menschen die Fähigkeit (d.i letztlich auch Möglichkeit) zu geistiger Entwicklung abspricht. Es liebt alles am Zusammenspiel von Einzelwillen des Kindes und Fähigkeit der Erwachsenen, dieses Kind zu fördern.
Bezüglich des Einflusses der Wirtschaft denke ich wirklich, dass ein Verweisen aufs Biologische die saumäßigen Manipulationsbestrebungen der Wirtschaft ganz einfach entschuldigt. Schuld sind wir, die das zulassen. Dagegen was zu tun, hat schon Adorno vorgeschlagen (habe ich hier schonmal zitiert: den Kindern die Lust an diesen Produkten madig reden, ihnen zeigen, wie mit ihrer Beüdrftigkeit “Schlitten gefahren wird”.)
Dazu muss gesagt sein, dass Kinder sicher nicht natürlicherweise geboren werden mit einem Bedürfnis nach Zusammenspiel von Farbe und Konsumgegenstand bezogen aufs Geschlecht. Kinder sind am aller leichtesten zu manipulieren, da sie schlicht mehr oder weniger alles wollen. Ihnen beizubringen, was zu wollen gut, was schlecht ist, wäre gerade Aufgabe der Erwachsenen. Die allerdings begnügen sich scheinbar häufig damit, dass die Werbung schon nichts böses wollen wird und die Kinder ja ausserdem autonome Wesen sein (so als hätten sie einen vollentwickleten Verstand! Sowas kann nur behaupten, wer über die Verstandesentwicklung von Kindern selbst nicht hinauskam).
@Thomas: Mag sein. Die japanische Gesellschaft produziert aber auch Exzesse, die ich nicht gerade für psychisch gesund halte. Mag sein, dass sie mehr leisten. Heißt aber nicht, dass ich in dieser Gesellschaft so leben möchte.
Dieses Barbierosa geht mir auch schon seit langem auf den Geist. Ich finde es graesslich, aber hierbei konnte ich nicht widerstehen:
http://www.old-computers.com/museum/computer.asp?c=512&st=1
Was man nicht auf dem Bild sehen kann, das Gehaeuse von dem Ding ist wirklich barbierosa. Es gibt also rosa Spielzeug fuer Informatiker 😉
Auch bei den Scienceblogs ist der Rosa-Wahn schon aufgefallen:
Pete
Der Mädchen-Experimentierkasten ist wirklich schwer erträglich.
Er ist aber von KOSMOS. Und die haben durchaus jahrzehntelange Erfahrung mit Experimentierkästen, und die werden schon wissen, das ihre „Kundschaft” fast nur männlich ist. Macht man auf den Kasten nur nüchterne Transistoren, interessiert es nur Jungen. Und dabei machen die ja nicht mal typischen Jungskram drauf, sondern wirklich nur das, was drin ist. Kein Supermann oder sowas.
Die werden sich durchaus überlegt haben, wie sie ihre Experimente auch für Mädchen interessant machen könnten. Und sie scheinen dabei zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass man da mit Realität nicht weit kommt, sondern das alles in Zuckerguss einpacken muss.
Alles ganz zauberhaft…
Meine Tochter (bald 3) hat eine klare Lila und Gelb Bevorzugung, meistens zumindest. Rosa ist auch gut, aber ich hab nicht den Eindruck das für sie Rosa besser ist als Blau. In der Zeit in der sie viel mit einem etwas älteren (und klar auf Rosa geeichtem) Mädchen zu tun hatte war Rosa für sie viel wichtiger als zur Zeit. Andererseits kann das natürlich auch Zufall sein.
Wenn Sie alt genug ist ihre Entscheidungen auch zu begründen frag ich sie mal.
Ich gehe also davon aus das dieses Rosa Ding primär ansozialisiert ist. Weil die Mädchen Peer Group bereits Rosa bevorzugt (weil die Eltern sie so anziehen etc.) wird das als ‘Wir’ Symbolik gegen ‘Die anderen’ (in diesem Fall Jungs) benutzt.
Unter anderem gehe ich davon aus weil mein Sozialkontext klar schwarz zur Abgrenzung benutzt (so schlecht das auch funktioniert). Auch bei anderen Gruppen habe ich wiederkehrende Kleidungssymboliken (und durchaus auch Farben) beobachtet die ein ‘Wir’ erzeugen.
Zu Rosa -> zuckrig: Für mich nicht. Ich kenne auch kaum rosa Zuckerguss auf Alltagsgebäck, meistens ist er dann doch weiß.
Irgendwo in Texas gibt es ein Männergefängnis, dessen Chef, ein dort bekannter Sheriff, die Insassen zwingt, rosa Unterwäsche und rosa Socken zu tragen, um sie zu demütigen.
[…] habe ist nun in einem Artikel in der FAZ bestätigt worden. Den Artikel habe ich über ein Kommentar im Blog von Hadmut Danisch gefunden. Frauen werden bevorzugt behandelt. Sogar unter Ingenieuren holen Frauen rapide auf. […]
“Irgendwo in Texas gibt es ein Männergefängnis, …”
Es ist nicht in Texas, sondern in Arizona. Nicht “irgendwo”, sondern es ist das Maricopa County (umfaßt u.a. das Stadtgebiet von Phoenix) und der Sheriff heißt Joe Arpaio.
Mit Google Maps ist Maricopa County leicht zu finden.
Der Sheriff ist ein sehr spezieller Typ, hier ist sein Office:
http://www.mcso.org/
Die Leute dort scheinen ihn zu mögen und wählen ihn immer wieder, natürlich außer denen, die das Vergnügen hatten in einem seiner Jails einzusitzen.
Die Erklärung für die rosa Unterwäsche findet man über Home > About Us > FAQ > Q:What’s the story behind the pink underwear?
Nebenbei wird dort auch der Unterschied zwischen prison und jail erklärt.
Stimmt, der Name lag mir auf der Zunge, ist mir aber nicht mehr eingefallen.
Wenn sich ein Xenophober über Sex austauscht, ist das ähnliches tabu-behaftes pseudowissenschaftliches Gelaber, wie bei den Gender-Feminazis, anstatt ansatzweise methodisch die Tiefe zu blicken. 😛
http://sciencev1.orf.at/news/149200.html
Das mit der Demütigung funktioniert aber auch nur, wenn man sich gedemütigt fühlt. 🙂
Heute morgen bin ich an einem der Ü-Ei-Plakate vorbeigekommen.
Es hatte über Nacht ein optisches “Enhancement” erhalten: https://plus.google.com/114675396194449664056/posts/T1xHGFsxSfb
Einen Einwand hätte ich schon. Das Kindchenschema müsste auch bei Männern funktionieren. Die Evolutionstheoretiker meinen doch, Männer hätten eine Beschützerrolle. Der Beschützerinstinkt wird durch das Kindchenschema geweckt, sprich: durch große Augen usw. Das bezieht sich dann wohl auf Kinder wie auch auf Frauen, deren Augen in der Regel größer sind als die von Männern.
Die ganze Thematik sollte man einfach undogmatisch behandeln. Man kann doch beide Fragen stellen: Gibt es genetische Fixierungen auf Rosa? Gibt es kulturelle Prägungen? Ich sehe nicht, dass diese beiden Fragestellungen gegeneinander stehen. Nur sehr radikale Positionen lehnen es ab, auch mal eine andere Perspektive einzunehmen. Solche Radikalisierungen sind in der Regel durch die jeweils in Anspruch genommene Wissenschaft nicht hinreichend gedeckt. So ist es nach wie vor schwierig, den Zusammenhang zwischen Genen und ihrer Ausprägung zweifelsfrei zu bestimmen. Andersherum können soziologische Behauptungen auch niemals den Anspruch erheben, eine quasi naturgesetzliche Wahrheit zu besitzen. Schon das sollte einen zur Bescheidenheit aufrufen.
Das Problem beginnt doch dort, wo die vermeintliche Wissenschaft zur Rechtfertigung von Interessenpolitik einzelner Gruppen herangezogen wird. Wo sich eine Gruppe anmaßt, massiv in mein Leben einzugreifen im Namen der Wissenschaft, werde ich generell misstrauisch.