Ansichten eines Informatikers

Wann sind Arbeitsgruppen am besten?

Hadmut
22.8.2012 19:41

Kritische Anmerkungen zu einem Artikel in der FAZ von heute.

Es ist erstaunlich. Normalerweise muss man sehr lange und viel in einem Gebiet arbeiten und publizieren, bis man als einer der Leute wahrgenommen wird, die sich wesentlich damit beschäftigen. Seit ich etwas Kritisches über den Feminismus geschrieben habe, bekomme ich jede Menge Zuschriften mit Themenvorschlägen und Hinweisen. Scheint, als ob es doch ein ziemliches Interesse an dem Thema gibt. Eine Leserin weist mich gerade auf einen Artikel in der Druckversion der Frankfurter Allgemeinen von heute unter dem Titel „Die Besten sind nicht die Richtigen” von Melanie Mühl hin. (Inzwischen auch Online.)

Nun ist ständigen Lesern meiner Blogs durchaus bekannt, dass meine Meinung von der FAZ nicht gut ist. Allzu häufig fallen mir deren Texte als kritik- und substanzloses Gefälligkeitsgefasel für eine Klientel auf. So ist es überauffällig, wie häufig die FAZ als Sprachrohr für Professoren dient und deren Sichtweise und politische Meinung völlig unkritisch und ungeprüft übernimmt. Eben deshalb, weil sie eine Leserschicht bedient, und man eben dann am meisten verdient, wenn man das schreibt, was die Leser lesen wollen.

Aufgefallen ist mir auch, wie häufig die FAZ geschönte, selbstdarstellerische Portraits von Leuten bringt, die sich wie selbstgeschriebene Eigenwerbung und Propaganda liest, die man gerade mal von der ersten in die dritte Person konjugiert hat, als würde Julius Caesar in der dritten Person seinen Taten rühmen. Journalistische Arbeit vermisse ich dort, da wird nichts hinterfragt. Die Befragten geben die Antworten und dazu werden passende Spiel-Fragen formuliert. Hat man die richtigen Netzwerk-Verbindungen zur Redaktion, kann man dort so ziemlich jede Meinung lancieren und sich selbst herausstellen.

Auch dieser Artikel von Melanie Mühl, der feministische Positionen in populärwissenschaftliches Gerne-Lesen-Blabla verpackt, ist wieder mal das typische FAZ-Geseier, das das Vertreten von Interessen als Journalismus ausgeben will. Trotzdem finden sich darin aber ein paar Punkte, die mir erwähnens- und kritisierensert erscheinen:

Sie vertritt die Meinung, dass es auf die Gruppenintelligenz ankommt und die Gruppenintelligenz unabhängig von der Einzelintelligenz sei. Der häufig gemacht Fehler sei, die besten Bewerber nach Einzel-Kriterien auszusuchen und zusammenzupacken, und dann zu erwarten, dass sie eine gute Gruppe bilden. Das ist wohl richtig. Elf exzellente Fußballspieler ergeben noch lange keine exzellente Fußballmannschaft.

Einem ähnlichen Fehler unterliegt aber Melanie Mühl, indem sie glaubt, das zu beschreiben wäre schon ausreichend für eine Aussage. Es mag sein, dass es nicht zur besten Gruppe führt, sie aus den besten Bewerbern zusammenzustellen. Was aber sonst soll man tun? Das sagt sie nicht. Es ist nicht gezeigt, dass einfach schon der Verzicht auf eine Bestenauslese nach Individualmerkmalen zu besseren Gruppen führt. Denn die Gruppe einfach aus zufälligen Kandidaten zusammenzupacken führt auch nicht unbedingt zu einer besseren Gruppe, sondern kann zu einer noch schlechteren Gruppe führen. Mühl unterliegt dem Denkfehler, dass sie zwar einerseits sagt, dass Einzel- und Gruppenintelligenz unabhängig seien, inhaltlich aber unerstellt, dass sie reziprok bzw. entgegengesetzt seien (also gerade nicht unabhängig, sondern negativ korreliert), dass man also die Gruppen umso besser machen würde, je mehr man von den Einzel-Besten Abstand nimmt. Als würde Einzel-Qualifikation der Gruppenarbeit abträglich sein. Es ist zwar durchaus so, dass sehr gute Leute nicht teamfähig sind und die Gruppe durch Leistungsunterschiede negativ beeinflussen. Ob aber ein durchschnittlicher Gruppenteilnehmer in der Gesamtsicht die Gruppe besser macht (ob also der fehlende negative den fehlenden positiven Einfluss wettmachen kann), ist nicht gezeigt und könnte sich als böser Trugschluss herausstellen.

Worauf sie eigentlich hinauswill ist ihre Aussage, dass gemischtgeschlechtliche Arbeitsgruppen viel besser als eingeschlechtliche Gruppen seien. Das optimale Mischungsverhältnis seien 40% Frauen. Was – so ein Zufall aber auch – die Quote ist, die verschiedene Parteien als gesetzliche Quote anstreben.

Frauen würden grundsätzlich und stets die kollektive Intelligenz einer Gruppe erhöhen, behauptet sie. Was schlichtweg falsch ist. Richtig ist nur, dass intelligente Frauen die kollektive Intelligenz erhöhen. Die Eigenschaft als Frau alleine genügt dazu nicht, und es ist auch nicht nachvollziehbar, warum das Geschlecht allein dafür ausschlaggebend sein sollte. Ich habe es aber schon häufig erlebt – im Beruf, in der Politik, bei Gruppenreisen – dass einzelne Frauen die Gruppenintelligenz völlig zerstört haben, und zwar mit typisch weiblichem Rollenverhalten. Siehe etwa die Erlebnisse mit Piratinnen, oder bei der Kinderpornosperre. Und zwar umso stärker, je feministischer die Leute ausgelegt sind. Je mehr jemand glaubt, als Frau wichtig zu sein, desto weniger ist mit den Leuten noch anzufangen. Sowohl die Sitzung bei den Piraten, als auch der Arbeitskreis im Familienministerium, als auch eine Reisegruppe (Outback-Reise durch Westaustralien 2007), um mal drei verschiedene Bereiche auszuwählen, wurden durch feministisch orientierte Frauen auf eine Gruppenintelligenz von Null gedrückt. Das ist nicht immer so, vielleicht sogar in einer Minderheit von Fällen. Aber wenn ich zurückdenke, gingen fast alle Fälle von Arbeitsgruppen, an die ich mich erinnern kann, und die so richtig schief und daneben gingen, auf weibliches Gezänk und fehlenden Kooperationswillen zurück. Und gerade bei Gruppenreisen waren die allermeisten Konfliktursachen – neben Saufen bei Männern – der ständige Versuch mancher Frauen, irgendwelches social engineering zu betreiben. Männer machen einfach, was zu tun ist, bauen das Lager auf und ab, gehen irgendeinen Wanderweg entlang, springen ins Wasser, steigen auf Bäume, fangen Schlangen, freuen sich, dass sie in Australien waren, und das war’s. Einfach so. Unkompliziert. Männer können mit anderen Männern, die sie noch nie gesehen haben, einfach so eine Reisegruppe bilden und kooperieren. Man muss auch nicht drauf achten, ob irgendwas, was man sagt, von irgendwem als diskriminierend oder beleidigend oder irgendsowas aufgefasst werden kann. Die häufig als Stärke von Frauen angeführte Sozialorientierung kann eine Reise zur Katastrophe werden lassen, weil viele Frauen ein Gruppengefüge unglaublich kompliziert machen, die dann darüber diskutieren, wer wo sitzen darf, wer mit wem in die Küchengruppe muss, wer dafür zuständig ist, die Koffer auf den Truck zu packen und und und. Ich habe es mehrfach auf 2-3-wöchigen, international gemischten Gruppen erlebt, dass Frauen aus nichtigen Sozialproblemen, die Männer niemals hätten, die Gruppe zum Horror machen, spalten, die Laune vermiesen. Die als Vorteil aufgeführte Sozial-Orientierung ist nicht per se ein Vorteil, sondern kann das Ganze erst zum Problem machen. Manchmal ist der männliche Ansatz, den ganzen Sozialkram zu ignorieren und einfach „Getting Things done” zu spielen und danach alle in den Pool zu springen, der bessere Ansatz, sowohl was Arbeiten, als auch was Urlaub angeht.

Gerade weil ich solche Gruppenreisen für sehr aussagefähig halte, will ich es mal so zusammenfassen: Die Leute, die einem durch Streiterei, Diva-Verhalten, Dummheit, Überheblichkeit, Arroganz, Faulheit oder auch nur durch unberechnenbare Launenhaftigkeit und Beziehungsdramen am meisten den Urlaub versaut haben, waren alles Frauen. Die angenehmsten, nettesten und positivsten Reisegenossen und die wenigen, mit denen ich auch nach der Reise noch – teils jahrelangen – Kontakt hatte, waren auch Frauen. Aber diejenigen, mit denen ich auf der Reise die notwendigen Arbeiten wie Gepäck verladen, Lager auf- und abbauen, aber auch solche Sachen wie auf Berge rauf- und wieder runterrennen, scharf fotografieren, Blödsinn treiben, Land und Leute kennenlernen, Sonderausflüge unternehmen, Dinge untersuchen – sprich: Urlaub machen – gemacht habe, waren fast nur Männer – auch wenn ich mich an die in der Regel kaum noch erinnern kann. Die schlechteste Gruppenreise, die ich je gemacht habe, war schlecht wegen des Frauenüberschusses und wegen der Frauen, wie sie sich aufführten. Und die beste Gruppenreise, die ich je gemacht habe, war super wegen des Frauenüberschusses und der Frauen. Weil’s da eben super lief und die Leute einfach passten. (Obwohl’s auch da später wegen unglaublicher Beziehungsdramen dann kompliziert wurde.)

Immer wieder hatte ich aber den Eindruck, dass Männer durch die Wüste reisen, und zu diesem Zweck auch in eine Gruppe gehen. Frauen gehen in eine Gruppe, und reisen zu diesem Zweck auch durch die Wüste. Die Prioritäten und Ziele sind andere. Bei manchen hatte ich den Eindruck, dass sie eigentlich gar keine Lust auf Australien (oder das jeweilige Land, wo’s halt hinging) hatten und sich dafür überhaupt nicht interessierten, sondern das nur als notwendiges Übel in Kauf nahmen um 2-3 Wochen in einer Gruppe zu sein, die keine Fluchtmöglichkeiten hat. Wenn man mit dem Allrad-LKW 700km von der Zivilisation entfernt in der freien Wüste übernachtet, es wirklich stockfinster ist und das Lager von Dingos und Giftschlangen umzingelt ist, hockt, kocht, lebt man zwangsläufig zusammen, da gibt es keinen Rückzug und keine Mauerblümchen. Ich hatte mehrfach den Eindruck, dass manche Frauen allein dafür mehrere tausend Euro ausgeben und sogar die widerliche Wüste mit all den widerlichen Viechern oder die andere widerliche Natur (zwei Britinnen einer anderen Gruppe flogen zu so einer Reise um die Welt um ans Great Barrier Reef, einen der schönsten und begehrtesten Orte der Welt, und beschwerten sich bitterlich darüber, dass man das Meer dort mit Salzwasser befüllt habe, sie würden nur Süßwasser – engl. „Fresh Water” – für zumutbar halten) in Kauf nähmen, um sich in die Gruppe mit Zwangszugehörigkeit reinzukaufen. Mehr als einmal hatte ich den Eindruck, dass gerade die, die am garstigsten und feindlichsten gegenüber Männern auftraten, gerade deshalb die Reise unternommen und dafür bezahlt haben, um diese Konfrontation zu bekommen und Konflikte ausleben zu können, weil im normalen Leben alle die Flucht vor ihnen ergreifen.

Oder anders gesagt: Männer sind die, die dafür sorgen, dass die Reise läuft. Frauen sind die, an die man sich auch Jahre danach – ob nun positiv oder negativ – noch erinnert. Liegt das daran, dass ich ein Mann bin und deshalb meine Wahrnehmung mit reinspielt und es aus Frauensicht genau spiegelverkehrt ist, oder sehen Frauen das genauso? Mühl deutet an, dass sie es genauso sieht.

Es ist ein Trugschluss, dass dieser Sozial-Aspekt, der immer als weiblicher Kompetenz-Vorsprung angesehen wird, oder das Geschlecht an sich eine Gruppe automatisch besser machen kann. Es gibt Frauen, die Gruppen besser machen. Es gibt aber auch Frauen, die Gruppen kaputt machen, eben wegen ihres Sozialticks (und mitunter grotesk schlechten Benehmens).

Manche Frauen stellen Verbesserungen für Gruppen dar. Das bedeutet aber, dass man andere Auswahlkriterien braucht, und sie nicht komplett abschaffen kann. Frau zu sein allein kann kein Auswahlkriterium sein.

Ob eine Frauenquote für eine Gruppe daher von Vor- oder von Nachteil ist, hängt sehr stark davon ab, was diese Gruppe erreichen soll. Es gibt Aufgaben, für die gemischte Gruppen gut sind. Es gibt aber auch Aufgaben, bei denen nach meiner Lebenserfahrung manche (nicht alle!) Frauen schlichtweg nachteilig bis blockierend sind, weil sie zu viele Aufgaben-fremde Probleme aufmachen – und gerade das für ihren typisch weiblichen Kompetenzvorteil halten. Schon dieser soziale Aspekt einer gemischten Gruppe und die vielen Aspekte, auf die man da achten und Rücksicht nehmen muss, ziehen viel Denk- und Arbeitsenergie ab, die die gemischte Gruppe als Eigenenergie verbraucht. Und je „emanizipierter” und feministischer die Frau ist, desto komplizierter und aufwendiger wird das. Zu hoch wird der Anteil an Energie, der für die Gruppenarbeit drauf geht, und der für die eigentliche Aufgabe nicht mehr zur Verfügung steht. Deshalb sind gemischte Gruppen in feministischer Sichtweise immer dann besonders „erfolgreich”, wenn sie gar keinen Erfolg zu erbringen haben, etwa im öffentlichen Dienst oder im Hochschulbereich, wo es vor allem darum geht, möglichst energiearm zum Feierabend zu kommen. Wo es kein Ziel, keine Aufgabe, kein Leistungsmaß gibt, fällt es auch nicht auf, wieviel Energie in diese Gruppensozialarbeit vergeudet wird.

Ich würde es so formulieren: Bei unplanbaren, unkonkreten, ständig wechselnden Aufgabenstellungen, bei denen das Ziel nicht vorgegeben ist, bzw. kein festes Ziel zu erreichen ist, aber Außenkommunikation besteht, sind gemischte Gruppen besser. Ein Beispiel aus meiner Berufserfahrung, das mir dazu spontan einfällt, war ein Riesen-Messestand auf der CeBIT, den die damalige (rein weibliche und übrigens hervorragende) Marketing-Abteilung geplant und gebaut hatte, und den sie systematisch gemischt besetzt hatte. Dabei hatte sie vorwiegend Männer als technische Kompetenz-Bolzen mit Anzug und Krawatte im hinteren Bereich aufgestellt und für die Front-Reihe hübsche Messe-Mädels von der Agentur als Kontaktaufnehmer angemietet. Und dazu für ne Riesen-Show aus ihrer Verwandtschaft eine Girlie-Gruppe rangeholt, die so im Stil der Spice-Girls auftrat. Man mancher für sexistisch halten, aber die Marketing-Abteilung hat das gemacht, es hat funktioniert und allen einen Riesen-Spaß gemacht. War super.

Aber auch da zeigte sich wieder die typische Sozial-Problematik: Die Marketing-Abteilung hatte den ganzen Keller voll mit irgendwelchem Werbeschnickschnack (Streumittel), Kugelschreiber, Mousepads, Notizblöcke, Regenschirme, Feuerzeuge, das übliche Messe-Klimbims, und eben auch Kondome, die mit „Sicherheit” als Werbegag bedruckt waren. (War ne reine Frauenidee.) Damit hatten sie aber auf einer früheren Messe Ärger bekommen, weil die Leute ohne zu gucken einfach alles in die Taschen stopfen, was es kostenlos gibt, und einige dann zuhause Krach mit der Gattin bekamen, die in der Sakko-Tasche des Gatten nach dem Messebesuch Kondome fanden. Die Marketing-Leute mussten diverse Male bestätigen, dass das wirklich Werbung eines Internet-Providers war. Und weil sie nun kistenweise Kondome hatten und nicht wussten wohin damit (wegen eines Namensrechtsstreits und eines baldigen Ablaufdatums mussten die Dinger unbedingt raus und weg, egal wie), haben sie halt jedem Standmitarbeiter ein paar in den Messebeutel gepackt. Jeder Mitarbeiter bekam von der Marketing-Abteilung so einen Grundversorgungsbeutel mit Unterlagen, Bonbons, Kaugummi, Fußsalbe, Halstabletten, Zahnbürste, Handtuch, und eben ein paar Kondomen. Ich hab da gar nicht weiter drüber nachgedacht, zumal ich den Hintergrund kannte. Am ersten Tag fiel uns aber auf, dass die angemieteten Messe-Mädels, die zuvor lustig und gut gelaunt waren, plötzlich sehr ernst und distanziert waren, nix mehr lustig, nur noch zusammen kamen und den Backstage-Bereich mieden. Die Marketing-Abteilung hatte es gut mit ihnen gemeint und ihnen auch je eine solchen Messebeutel geschenkt. Sie hatten die Kondome aber als Aufforderung interpretiert, dass sie für ihr Honorar mit den Männern der Firma ins Bett zu steigen hätten, und wollten erst gar nicht mehr in den Innenraum des Messestandes. Das ist mir so als ganz typisches Beispiel für diese Komplikationen in Erinnerung geblieben. Da macht man einen Messestand, der irre viel Geld gekostet hat (wir hatten damals den einzigen dreistöckigen Stand in der Halle!), macht sich wahnsinnig viel Mühe, um einen richtig tollen Stand hinzukriegen, und dann wird das alles von so einer völlig bedeutungslosen Nebensächlichkeit im Pfennig-Bereich gesteuert, weil Frauen in diesen Sozial-Mechanismen feststecken und davon beherrscht werden. Ein falsches Wort, ein falscher Blick, eine missverstandene Bemerkung, ein dummer Witz, irgendeine Nichtigkeit kann eine gemischte Gruppe in ein völliges Chaos stürzen. Und das ist schlichtweg unprofessionell und nicht hinnehmbar. Und paradoxerweise sind es ausgerechnet die Feministinnen, die das Problem immer schlimmer machen, die lieber wegen einer Formulierung einen Monster-Streit vom Zaun brechen als das Problem lösen. Sie arbeiten genau in die falsche Richtung. Ein Grundirrtum, ein fataler Denkfehler des Feminismus ist, dass die den Frauen zugeschriebene soziale „Kompetenz” (die ich in vielen Fällen schlichtweg bestreiten würde und für Einbildung halte) in jedem Fall für einen Vorteil zu halten. In vielen – gerade männertypischen – Berufen treibt man eben nicht Soziales und den Beruf zur Unterhaltung für die Pausen, sondern muss im Team eine Lösung erarbeiten. Und dabei ist dieser Sozial-Drall häufig eben mehr hinderlich als nützlich.

Wenn man die Zielsetzung heutiger Genderistinnen sieht, jeden noch so geringen, an den Haaren herbeigezogenen Geschlechterunterschied zum Drama in fünf Akten aufzukochen und die Welt anzuhalten, bis der Unterschied ausgeglichen ist, weiß man, dass man mit solchen Leuten nicht zusammenarbeiten kann.

Ich will’s mal andersherum sagen: Wenn’s um eine geplante, zielorientierte Aufgabe mit Zeitdruck und voller Konzentration auf die Sache (Rechenzentrum aufbauen, Firewall installieren, Fehler suchen usw.) geht, habe ich mit reinen Männergruppen deutlich bessere Erfahrungen. Getting things done.

Dazu gibt es ein bemerkenswertes Detail: Mühl behauptet in der FAZ zwar, dass gemischte Gruppen besser als eingeschlechtliche wären. Sie gibt aber zu, dass rein männliche Gruppen zumindest funktionieren, während rein weibliche Gruppen in der Regel nicht funktionierten, weil sie weniger kooperativ seien und sich anzickten. (Eine befreundete Professorin sagte mir zu dem Thema mal: „Zicke? Ich? Ja, selbstverständlich!”) Schon ein einziger Mann in einer Gruppe würde laut Mühl das Verhalten von Frauen schlagartig ändern, sie würden freundlicher und ergebnisorientierter, als habe man einen Schalter im Gehirn umgelegt. Andererseits erweise sich die Anwesenheit besonders schöner Frauen in reinen Frauengruppen als kontraproduktiv, weil dann ein Wetteifern einsetze, das abträglich sei. Keine Ahnung, ob das stimmt, da fehlen mir die Erfahrungswerte. Ich war bisher noch nie in einer rein weiblichen Gruppe tätig. In gemischten Gruppen habe ich ähnliche Effekte aber schon beobachten können. Mobbing unter Frauen kann grausam sein.

Das Problem daran ist, dass mir nicht so richtig klar wird, wass Mühl mit ihrem Artikel eigentlich aussagen will. (Was mir bei der FAZ aber häufiger nicht klar wird.)

Soll man das so auffassen, dass die Frauenquote nicht – wie behauptet – den Männern oder der Gesellschaft, sondern den Frauen hilft, weil sie so – analog dem australischen Outback – zu gemischten Gruppen mit Zwangsmitgliedschaften kommen und dadurch mehr erreichen als in reinen Frauengruppen? Leisten zwei gemischte Gruppen mehr als eine Männer- und eine Frauengruppe zusammen, weil die Frauen zicken?

Oder soll man den Artikel so auffassen, dass man nicht mehr behauptet, dass Frauen gleich gut seien wie Männer (und damit indirekt auch die Gleicher-Lohn-für-gleiche-Arbeit-Forderung konterkarriert), sondern selbst Leistungsunterschiede bei der Individualleistung unterstellt? Denn darauf liefe hinaus, wenn sie schreibt, dass viele Gruppen deshalb männlich besetzt sind, weil man eine Bestenauslese nach Individualintelligenz betreibe, und die Intelligenz der Frauen sich erst in der Kollektivintelligenz auswirke, die von der Individualintelligenz unabhängig sei.

Und wie soll das funktionieren? Meint sie damit, dass Frauen eine Intelligenz mitbringen, die sich eben in der Gruppenarbeit besser auswirkt? Oder will sie sagen, dass Männer in Anwesenheit von Frauen mehr Intelligenz aufwenden und deshalb das Gruppenergebnis anheben? Denn umgekehrt sagt sie ja auch, dass Frauen selbst besser arbeiten, wenn wenigstens ein Mann anwesend ist.

Oder etwas trockener gefragt: Worauf beruht der (angebliche oder wirkliche?) Effekt, dass gemischte Gruppen besser sind? Sind es Synergie-Effekte, wonach sich unterschiedliche Denkweisen einfach ergänzen und zu besseren Problemlösungen führen? Oder ist es so, dass die reine Anwesenheit des anderen Geschlechts die Balzmechanismen auslöst und deshalb zu Leistungssteigerungen führt?

Wäre man zynisch, könnte man Mühls Artikel auch so deuten, dass Männer besser dastehen, wenn Individualleistungen gemessen werden, und Frauen erst dann vergleichbar dastünden, wenn es zu einer Gruppenabrechnung kommt, die Ergebnisse einzelner also auf alle umgelegt werden und Leistungsschwächere von den Leistungsstärkeren mitprofitieren können.

Oder ist das alles nur Quatsch, Käse und frei erfunden und dient nur der Propaganda, um Leuten die 40%-Quote unterzujubeln? Ist das alles nur BlaBla, das keiner Nachprüfung standhält?

22 Kommentare (RSS-Feed)

Dann muß man eine Zickenquote und keine Frauenquote definieren.
http://www.zickosan.de/


Usul
22.8.2012 21:40
Kommentarlink

> Ich war bisher noch nie in einer rein weiblichen Gruppe tätig.

Hihi, bester Satz des Textes. Ich denke, das wird auch so bleiben?


Thomas
22.8.2012 22:22
Kommentarlink

Auf den “Balzmechanismus” würde ich nicht setzen, der wirkt genau anders herum. Das Paarungsverhalten ist ja nach wie vor ein vorwiegend instinktiv veranlagter Ablauf, daher lohnt hier ein Blick zu den ferneren Verwandten.

Bei Säugetieren, auch bei Primaten, ist hinlänglich bekannt, dass reine Männergruppen ganz hervorragend funktionieren. Packt man auch nur ein einziges Weibchen dazu, läuft die ganze Gruppe Amok. Die Anwesenheit des Weibchens löst Paarungsverhalten aus und damit die für “natürliche” gemischte Gruppen üblichen Kämpfe um die Rangordnung. Denn natürlich darf nur der alpha-Mann seine Gene weitergeben, und das ist eben derjenige, der besser ist als alle Anderen.

Die statistische Datenbasis dafür ist umfänglich. Weltweit gibt es viele Zoos, die reine Männergruppen einer Spezies halten. Das kommt daher, dass bei Säugetieren die Geschlechtsverteilung ausgewogen ist, aber in natürlichen Gruppen meist erwachsen gewordene männliche Nachkommen verstoßen werden, um Inzucht zu vermeiden. Zoos müssen das natürlich simulieren. Die Weibchen “züchten” weiter, grade bei zuchtbuchgängigen Arten, währen die Männer “geparkt” werden. Wenn ein “Zuchtmann” nicht mehr darf, damit die genetische Vielfalt gewahrt bleibt, wird er in eine Männergruppe abgegeben und ein “frisches” Männchen darf weiterzüchten.

Daher würde ich Urinstinkte wie das Balzverhalten sehr vorsichtig bewerten. Die ausgelöste Konkurrenz kann zur Leistungssteigerung führen, aber auch zu reiner Poserei bis hin zum Hintertreiben der Arbeit anderer Gruppenmitglieder, um deren Position zu schwächen.

Über reine Weibchengruppen kann ich jetzt nichts sagen, aber mir war so, als wäre ain Männchen förderlich für die Ordnung in der Gruppe. Müsste man mal recherchieren. Noch dürften ja Primatenforscher nicht in nennenswertem Umfang vom Feminismus-Virus infiziert sein. Komplexe Sozialstrukturen sind jedenfalls keine menschliche Erfindung. Zickenterror vielleicht schon, weil wir uns diese Energieverschwendung leisten können.


Hadmut
22.8.2012 22:35
Kommentarlink

Ich habe mal eine Zeit lang neben einem katholischen Kindergarten gewohnt. Die Hölle.

Die Eltern, die vor dem Kindergarten auf der Straße warteten, entwickelten sich zu einem hochaggressiven Pöbel, der ständig Streit suchte.

Das Bemerkenswerte daran: Traf man die Leute mal einzeln oder nur in kleinen Gruppen von Männern oder Frauen, benahmen die sich ganz normal. Da konnte man ganz normal mit denen reden. In dem Moment, wo die mit Männern und Frauen zusammen waren, drehten die völlig durch, da mussten die Männer den Macho und den Obermacker markieren, haben Streit angefangen und den Macker gespielt.


dentix07
22.8.2012 23:08
Kommentarlink

Diese Geschichte paßt dazu!
Frau träumt von eigenem – männerfreien – Unternehmen, gründet es und endet psychisch und finanziell ruiniert!
[http://www.dailymail.co.uk/femail/article-1168182/Catfights-handbags-tears-toilets-When-producer-launched-women-TV-company-thought-shed-kissed-goodbye-conflict-.html]


Thomas
22.8.2012 23:42
Kommentarlink

Ich stelle mir gerade diesen katholischen Kindergarten vor, der “Die Hölle” heißt. 🙂

Ich würde mal behaupten, die individuelle Intelligenz als unabhängig von der Gruppenintelligenz zu postulieren, läuft mehr oder weniger darauf hinaus, dass es eine Essenz geben müsste, die sich in Gruppen automatisch einschleicht oder irgendwie produziert wird, ohne dass der Einzelne da irgendwie etwas beisteuert mit dem, was er kann und nicht kann und dass diese Essenz dann die Gruppenintelligenz wäre. Das finde ich doch etwas schwammig. Selbst in das Unbewusste wird nicht als “resistent” gegen Individualität gesehen (kann man natürlich bestreiten). Also eher eine schwammige Hypothese. Die Ausgabe einer 40%-Quote wirkt aber völlig unhaltbar verallgemeinernd. 3 Mann plus 2 Frau gleich super. Dafür sind die Arbeitsaufgaben in einer industrialisierten Dienstleistungsgesellschaft wohl *etwas* zu vielfältig, um so eine Verallgemeinerung machen zu können.
Nun ja, und solche Test funktionieren häufig mit Brainstorm-Aufgaben, also pure Ideenfindung, oder fiktiven Tauschgeschäften (nicht Herstellung von zb. einem Stuhl oder sowas). Das ist ja schonmal eine starke Einschränkung.

Ansonsten amüsante Ausführungen! Mir ist wieder klar geworden, warum ich meistens alleine Reise und deswegen auf Reisen nur zeitweise in festen Gruppen gebunden bin und gerade das genieße!
Mit irgend einem wieauchimmer fundamentalistischem Menschen im Outback, 70km vom nächsten ziviliserten Wesen entfernt, für Tage! – Abgrund!!! Danach braucht es ja Urlaub vom Urlaub!


Hadmut
23.8.2012 0:04
Kommentarlink

@Thomas: Naja, es geht vor allem mal darum eine Ausrede zu finden, warum man nach Quote und nicht nach Qualifikation einstellen soll. Man sucht nach einer Rechtfertigung dafür, Frauen trotz geringerer Individualbefähigung Männern vorzuziehen, indem man streut, die Gruppenintelligenz hätte damit nichts zu tun.

Die Aussage ist letztlich, dass eine dumme Frau immer noch nützlicher als ein intelligenter Mann sein soll, weil sie ja sagt, dass das Geschlecht nützlicher sei als Intelligenz.


yasar
23.8.2012 8:54
Kommentarlink

>> Ich war bisher noch nie in einer rein weiblichen Gruppe tätig.

> Hihi, bester Satz des Textes. Ich denke, das wird auch so bleiben?

Auch wenn ich das bei Hadmut nicht glaube: rein technish wäre es heutzutage möcglich, das zu ändern. 🙂


HF
23.8.2012 9:40
Kommentarlink

Gegen eine Religionsgemeinschaft mit Argumenten anzugehen ist reichlich schwierig. Da helfen keine Fakten und schon gar keine Anekdoten. In einer Zeit, die viele als Bedrohung ihrer sozialen Stellung empfinden, in der Beruf und Arbeit weniger Sicherheit bieten, kann – oder muss – man sich eine Gruppe suchen, aus der man nie nach unten ausgeschlossen werden kann. Für die einen ist das die Religioni, für andere das Geschlecht, für den Adel die Abstammung und für wieder andere die Nationalität. Über die Glaubens-“Inhalte” zu diskutieren bringt nichts, die Beliebigkeit ist dort einfach zu groß.


Milo
23.8.2012 9:48
Kommentarlink

Ich kann jetzt nur meine bescheidende Lebenserfahrung hernehmen, aber ich glaube nicht an eine besondere Sozialkompetenz von Frauen. Die, die ich kennengelernt habe, waren einfach ganz normale Menschen. Sie waren nicht sensibler und einfühlsamer als Männer, sie haben auch nicht mehr zugehört oder sich sonstwie positiver verhalten. Als Mütter waren sie nicht fürsorglicher, als Partnerinnen nicht rücksichtsvoller. Das sind meine sehr subjektiven Beobachtungen, aber aus denen leite ich ab, dass die vermeintlich höhere Sozialkompetenz ein Mythos ist.


Thomas
23.8.2012 12:18
Kommentarlink

Beim Aufwachen heute morgen habe ich mir gedacht, dass diese Hypothese der unabhängigen Gruppenintelligenz letztlich auch darauf hinaus laufen würde, zu behaupten, dass der Erfolg und die Wirtschaftsleistung ganzer Staaten bzw. Völker nicht von der Intelligenz der Individuen abbhängt, deren individuelle Förderung also mehr oder weniger sinnlos sei oder jedenfalls kaum eine kollektiven Nutzen zeitigt. Ich glaube, selbst die übelsten Neocons würden sowas nicht unterschreiben.

Die Aussage “erster Mann in reiner Frauengruppe” kann man übrigens auch nachtesten. Ich habe mir sagen lassen, dass (die Personalleitungen) rein weibliche bestzter Kitas große Probleme haben, dauerhaft einen dort arbeitenden Mann zu finden. Das Problem existiert nicht mehr, wenn der erste Mann bleibt und dann ein zweiter hinzukommt. Das hängt wohl vor allem einerseits mit einem gewissen Erwartungsdruck zusammen (sich dann wie ein “richtiger” Mann verhalten zu müssen, ständig, der geborene Handwerker, der Typ der mit den schwierigen Jungs umgehen kann, die volle Projektionsfläche eben), andererseits aber auch mit einer Abneigung gegen die Männer (wir wollen hier gar keine Männer) vermutlich aus “Domäneschutzgründen”. Eine dritte Komponente könnte sein, dass Männer zumindest in diesem Bereich einer gesonderten Beobachtung unterstehen, inwieweit sie nicht pädophil sein könnten und diese übersteigerte Überwachung führt dann bisweilen recht schnell zur Abwanderung des Mannes (und damit ist dann wieder kein Mann da und die Attraktivität für alle anderen sinkt radikal). Ein viertes Problem ist die Tatsache der “Verschleppung” von Konflikten: Frauen unter sich kehren Konflikte lieber unter den Teppich, solange, bis der Teppich zu einem Berg geworden ist und dann alles hochgeht. Männer sind da wohl forscher und hauen mal eher schnell auf den Tisch, zwingen dazu, die Sache zu klären anstatt sie ewig mitzutragen und hinterher ist die Sache dann weit eher bereinigt. Vor allem aber kann der schwelende Konflikt dann nicht mehr als Druckmittel (“negative” Sozialkompetenz) untereinander benutzt werden.

Man muss Sozialkompetenz ja nicht einseitig positiv verstehen. Vom Machtaspekt her bedeutet Sozialkompetenz auch, bspw. Zusammenschlüsse, die die eigene Macht reduzieren, zu verhindern oder aufzulösen (“Intrigen”). Anders gesagt: die Technik “Teile/Spalte und Herrsche” effektiv anwenden zu können, ist wesentlich eine Sozialkompetenz. So wie allgemein Leute gegeneinander aufzuwiegeln, gegeneinander auszuspielen auch eine (“negative”) Sozialkompetenz ist.
Eine Kritik dieses einsitig-positiven Denkens weiblicher Sozialkompetenz könnte das vielleicht so begreifen, wie das in dem einen Zeit-Artikel über die Abwertung des männlichen Geschlechts seit 1800 stand: eine solche rein positive Auffassung von Sozialkompetenz für Frauen ist letztlich Teil von deren Entmenschlichung, da zum Menschsein sowohl gut wie böse gehört, der böse Anteil den Frauen aber abgesprochen wird, weil die sind ja einfach so lieb!


Heinz
23.8.2012 17:20
Kommentarlink

@Thomas
Hadmut meinte 700km – 70 wären jetzt ja nicht soo viel.

Und zu den Arbeitsgruppen – Es gibt zum Glück auch Frauen, mit denen man gut zusammenarbeiten kann, und auch Männer, die sich in zickereien verstricken, wonei letzteres eher selten ist.


Hadmut
23.8.2012 17:26
Kommentarlink

@Heinz: Freilich gibt es solche Frauen, sogar viele.

Ich will ja auch nicht sagen, dass es keine Frauen gäbe, mit denen man gut zusammenarbeiten kann. Da habe ich schon ganz wunderbare Kolleginnen gehabt.

Nur die Pauschalbehauptung, dass Arbeitsgruppen durch Frauen besser werden, sie also kraft Geschlecht automatisch ein Vorteil wären und sich ihr Beitrag andererseits auf ihre Anwesenheit und ihr Geschlecht reduziert, den halte ich für Blödsinn.

Und wenn man sich anschaut, wie beispielsweise im Forschungsbereich staatliche Drittmittelvergaben daran gebunden werden sollen, dass Frauen irgendwie beteiligt sind, dann läuft das genau darauf hinaus, dass deren Beitrag allein in einer formalen Anwesenheit liegen soll.


Roland
23.8.2012 19:03
Kommentarlink

Was Gruppen anbelangt ,halte ich es mit dem Elias Canetti. Der behauptet, eine Masse sei ganz genao so intelligent wie ihr dümmstes Mitglied. Die Erfahrung meiner Berufsjahre ist dafür eher eine Bestätigung, immer dann, wenn in Gruppen gearbeitet werden musste……..


mika
23.8.2012 19:51
Kommentarlink

” dass es auf die Gruppenintelligenz ankommt und die Gruppenintelligenz unabhängig von der Einzelintelligenz sei ”

Ich habe mal über eine Studie gelesen, deren Aussage war, das die Gruppenintelligenz größer wahr als die durschnittliche Intelligenz des einzelnen Gruppenmitgliedes.
Ganz nebenbei wurde allerdings auch noch erwähnt, das die Gruppenintelligenz durchaus von der Durchschnittsintelligenz der Teilnehmer abhängig sei.
Soweit ich mich noch erinnern kann, wurde der Artikel auf BBC veröffentlicht. (Studie wurde in England veröffentlicht, ich habe die Übersetzung in einer großen deutschen Zeitung gelesen).
Ich habe allerdings leider keinen Link mehr dazu gefunden. Vielleicht kann das noch iergendjemand ergänzen?


slowtiger
23.8.2012 21:00
Kommentarlink

Danke für die wieder höchst amüsanten Einblicke. Aber die ursprüngliche Frage kann ich auch nicht beantworten.

Zunächst mal: was ist eine Arbeitsgruppe? Wie groß, wie lange, was soll sie erreichen, usw. Ich glaube nicht, daß eine Mitgliederauswahl nach “Intelligenz” (was auch immer das sein soll) die für jeden jeweiligen Zweck ideale Gruppe herstellt, genausowenig wie das “nach Frauenanteil” passieren wird.

Und was soll die Intelligenz einer Gruppe sein? Wenn ich das als Problemlösungskompetenz verstehe, so wird sie auch hier je nach Aufgabe verschieden sein: ein Ereignis organisieren, Informationen zusammentragen, Beiträge bewerten und herausgeben, Firmen oder Abteilungen leiten, Projekte abwickeln… Ich glaube vielmehr, daß ich je nach Aufgabe eine bestimmte Mischung von Talenten brauche: Informationsbeschaffer, -Sortierer und -Bewerter, inspirierende Leitfiguren, Entscheider, Kommunikatoren, natürlich Leute, die die eigentliche Arbeit machen (wird ja gern vergessen), aber eben auch Mediatoren, Vermittler, Stimmungsaufheller. Ob ein Mensch in dieser jeweiligen Rolle gut ist und zum Ganzen beiträgt, halte ich für hauptsächlich von der persönlichen Entwicklung (und vielleicht Talent) abhängig – nicht etwa vom Geschlecht.

Ich habe, ähnlich wie du, beinah beliebige Kombinationen von Gruppen funktionieren oder scheitern sehen, reine Männer- oder Frauengruppen ebenso wie gemischte in beliebiger Kombination. Inzwischen vermeide ich es einfach konsequent, Menschen irgendeine Eigenschaft qua Geschlecht zuzuschreiben, und schlafe besser.


Joe
23.8.2012 22:34
Kommentarlink

Höchstes Ziel von Kollektivisten aller Coleur ist es, Leute in Gruppen zu zwingen, mit denen sie nichts zu tun haben wollen. Das fängt beim Kindergartenzwang schon an und soll sich dann nach deren Vorstellung durch das gesamte Leben ziehen.

Ziel dieser Maßnahmen ist wie immer die komplette Gleichschaltung, das Einebnen sämtlicher Unterschiede und die Erschaffung des “neuen Menschen”.

Deshalb ist ja so wichtig, daß die Staatin bei Leuten, die sich erfolgreich mit vernünftigen und produktiven Menschen (z. B. Männern) umgeben haben, ständig dazwischenfunken muß. Denn es kann ja nicht sein, was nicht sein darf. Niemand hat sich dem (gegenderten) Kollektiv zu entziehen.


Stefan W.
24.8.2012 5:21
Kommentarlink

@Thomas: Ja, den Einwand, dass eine Intrige, das Zerstören einer Urlaubsgruppenatmosphäre auch Sozialkompetenz beweisen kann, nämlich wenn das das Ziel war, den wollte ich auch bringen.

@mika: Das Seenotexperiment.
Es geht etwa so: Man hat eine Gruppe von 15 Durchschnittlich intelligenten Leuten, die miteinander kommunizieren dürfen und das auch tun, und eine, die es nicht tun darf.

Und ein gedankliches Szenario, dass man gemeinsam in Seenot gerät, und 10 Gegenstände ins Rettungsboot mitnehmen kann, aus einer Liste von 20.

Und das Ergebnis ist angeblich reproduzierbar, dass die Gruppe ein besseres Ergebnis erzielt als das beste Ergebnis eines Einzelnen der Kontrollgruppe. Und bewertet, welche Gegenstände nun gut seien wurde von Survivaltrainingsgeübten Leuten.


Einzelne Erfahrungen/Beobachtungen:

Eine Gruppe Männer tendiert leicht zu rüpelhaftem Verhalten mit Kraftausdrücken, Rülpsen, … – sobald eine Frau dazu kommt verhalten sich alle zivilisierter.

Das es umgekehrt ähnlich zugeht weiß ich nur vom Hörensagen.

Balzverhalten und Konkurrenz kann aber auch die Gruppe stören. Mit pauschalen Antworten wäre ich vorsichtig. Alter und Beziehungsstatus könnten eine Rolle spielen, aber Männer wollen auch Frauen gefallen, die sie nicht interessieren, als Selbstbestätigung und in der Konkurrenz in einer Gruppe. Umgekehrt zählt es für Frauen auch viel begehrenswert zu erscheinen.

Gemeinsam einen Berg besteigen ist ein soziales Verhalten. Dazu muss man nicht viel verbal kommunizieren – wenn man nach ein paar Stunden zur gleichen Minute ankommt, dann würde ich das nicht für Zufall halten, sondern für das Ergebnis eines sozialen Prozesses.

Mit Frauen kann man aber auch gemeinsam irgendwo ankommen – nur dann scheint ja auf beiden Seiten soziale Kompetenz vorhanden zu sein, und wenn nicht, dann fehlte vielleicht auch beiden Seiten was. Aber wie gesagt: Soziales Verhalten und soziale Kompetenz sind zwei Paar Schuhe.

Dass Frauen da überlegen sind geht auf die These zurück, dass Frauen ursprünglich mit körperlicher Gewalt unterdrückt wurden, und sich die Gewalt dann in Institutionen (=Patriachat) verfestigt hat, und sie sich nur mit weichen Methoden wehren konnten/können. Problem dabei: Wenn sie dabei das Patriachat nicht abzuschaffen in der Lage waren – dann kann es ja mit ihren Fähigkeiten nicht so weit her sein.

Das andere Problem ist, dass es nur einen Obermacker gibt, und alle anderen Männer auch relativ unterdrückte sind, die zu Verhalten gezwungen werden, schließlich dass Traditionen und Rollen auch Zwang ausüben – der US-Präsident kann nicht bis mittags um 3 im Bett bleiben und fernsehen.

Ab und zu sieht man aber auch reine Männerverbände nach Stalingrad marschieren und dort keinen Blumentopf gewinnen, sondern die Erkenntnis, das erfrorene Füße das Leben als Herrenmensch nicht versüßen.


Stefan W.
24.8.2012 5:28
Kommentarlink

Nachtrag:

Zum Teambilden will ich noch anmerken: Wenn man einen guten Fußballer in eine Mannschaft steckt werden i.d. Regel auch die anderen Fußballer besser. Wenn mehr Pässe von dem ankommen, oder besser ankommen, dann kann man leichter Tore schießen.

Wenn der die weniger guten Pässe noch bekommt und verwandelt sehen die Pässe besser aus als sie waren.

Erfolg macht mutig und entspannt – in guter Laune spielt man auch besser. Es gibt auch keine erfolgreichen Fußballer, die nicht sozial kompetent sind, was den Fußball betrifft. Wer von den Mitspielern geschnitten wird, der kommt auf keinen grünen Zweig. Wer nicht errät was die Mitspieler tun werden, der wird nicht erfolgreich sein.


yasar
24.8.2012 7:39
Kommentarlink

Wie toll “Gruppenintelligenz” funktioniert sieht man ja immer wieder bei Großveranstaltungen und Katastrophen:

Auch wenn es theoretisch möglich wäre daß z.B. fast alle unbeschadet aus einer Situation kommen, wenn alle sich vernünftig verhalten würden, kommt es doch durch Egoismus immer wieder zu Situationen, daß viele Schaden erleiden.

Und Arbeitsgruppen müssen “passen”, wenn sie funktionieren sollen, d.h. die Mischung muß stimmen und das unabhängig davon ob Männlein oder Weiblein. Und daß ein einzelnes Weibchen eine “Junggesellenherde” durcheinanderbringt, ist sogar schon mal im E.I.S.S. passiert. 🙂

lks


Herrmann
24.8.2012 14:24
Kommentarlink

“Evidence for a Collective Intelligence Factor in the Performance of Human Groups” ist das originale Paper.

Würde ich umbenennen in “How to impress gender idiots by really weak correlations that might be random fluctuations as well because no one paid attention to its requirements”


Herrmann
24.8.2012 16:02
Kommentarlink

In Schweden geben die sich nicht mit so Kleinkram wie Arbeitsgruppen ab. Da wird rangeklotzt. Da wird der neue Mensch erzogen.

http://www.zeit.de/2012/34/C-Schule-Kindergarten-Schweden