Ansichten eines Informatikers

Disketten

Hadmut
18.4.2023 20:49

Kennt die noch jemand?

Angefangen habe ich mit 8-Zoll-Disketten, mich dann zu den 5-Zoll-Disketten fortgearbeitet, die ich mit der Nagelschere oder anderen Werkzeugen auf doppelseitig umgebaut habe, weil die so teuer waren, dann natürlich Berge von 3,5-Zoll-Disketten … und weg. Aus. Klein Geklacker mehr. Kurzes Intermezzo noch mit ZIP-Disks, dann USB-Stick, CDROM, externe Festplatte.

Zypern ist zwar eigentlich recht modern drauf, so habe ich beispielsweise keinen Laden mehr gefunden, der noch Bluray-Player hat (hatten sie mal, kauft aber keiner mehr, weil alle nur noch streamen, gibt auch keine Blurays mehr zu kaufen, holt sich ja auch jeder aus seinem Land, was ihm gefällt und seine Sprache hat), aber irgendwo, ich weiß nicht mehr wo, habe ich neulich tatsächlich noch 3,5-Zoll-Disketten zu kaufen gesehen. Und habe ich noch gewundert, wer sowas noch herstellt. Mmmmh. Doch, ich glaube, ich weiß, wo das war. Ich hatte auf dem Parkplatz eines Mini-Markts (gibt dort ganz viele) geparkt, den man nur als Kunde nutzen durfte, und bin deshalb reingegangen um was zu trinken zu kaufen.

Gerade lese ich einen Artikel darüber, wer noch Disketten benutzt, und dass die in Japan das Problem haben, dass noch sehr viele Verwaltungsprozesse auf Disketten beruhen und viele Bürger ihre Daten dort noch auf Disketten einreichen. (Hatte ich 2021 schon mal im Blog.)

Jetzt will sich Japan doch langsam von der Diskette verabschieden. (Deutschland aber nicht vom Fax. Fax und Disketten, das sind so totale 20. Jahrhundert-Kulturtechniken.)

Und da sehe ich

Der ehemalige japanische Verteidigungs- und Außenminister hat mittlerweile das Amt des Digitalministers inne – und sagt Disketten den Kampf an. Noch heute würden in Japan in über 1.900 Verwaltungsprozessen ­Disketten genutzt, und auch Bürger reichten Dokumente noch immer auf Disketten ein: Das ­twitterte Kono Ende August 2022. Dabei werden Disketten seit 2011 nicht einmal mehr neu produziert.

Alle Disketten, die sich im Umlauf befinden, sind also mindestens elf Jahre alt und den modernen Standards eigentlich nicht mehr gewachsen. Doch die Betonung liegt deutlich auf „eigentlich, denn selbst ­Hightechbranchen schwören noch auf den Datenträger des vergangenen Jahrhunderts.

Und auf Zypern gibt es immer noch einen Laden, der die im Angebot hat.

Was mich an etwas erinnert.

Vor etwa einem Jahr kam ich in Zypern woanders in einen anderen dieser Mini-Läden (so ähnlich wie in Berlin die Spätis), und kam an einem Metallaufsteller für Batterien vorbei. Ihr kennt doch diese Verkaufsgestelle, auf die man kleine Waren mit dem Standard-Schlitz oben in der Packung hängen kann. Und bekam spontan so einen Nostalgischen.

Da hingen doch Batterien, die ich sofort wiedererkannte. Die mir so vertraut vorkamen. Dieses unglaublich teuren und leider nicht aufladbaren Lithium-Batterien, die ich damals in meine Minolta 7000i gesteckt habe, noch mit chemischem Film. Ach, waren das Zeiten. Längst vergangene Zeiten. 90er-Jahre wie Diskette und Fax. Und hier hängen die noch. Wunderbar.

Äh … Moment mal.

Diese Kameras gibt es seit den 90ern nicht mehr. Und auf Zypern sieht man kaum Leute, die überhaupt noch eine Kamera haben. Alles mit dem Handy heute. Wer kauft denn hier noch solche Batterien? Und wofür?

Mal die Packung angeguckt. Und umgedreht. „Best before 2008.“