Abi-Download-Probleme vorgetäuscht?
Leser fragen, Danisch weiß es auch nicht.
Ein Leser fragt zum Artikel über die verschobene Abi-Prüfung an, ob das mit den Downloadproblemen vielleicht nur vorgeschoben sei, um ein anderes Problem zu verdecken. Der Tagesschau-Artikel ende nämlich mit der Bemerkung
Aufgaben für jedermann zum Download im Netz?
Derweil kursierten bei Twitter auch Gerüchte, die Abi-Aufgaben seien im Internet offen abrufbar – für jedermann.
Wer Links und Anweisungen in Tweets der Softwareentwicklerin und IT-Sicherheitsexpertin Lilith Wittmann folgt, kann zumindest nach ein paar Klicks mutmaßliche Testaufgaben herunterladen.
Wittmann erklärte dem WDR, es seien nicht die Originalaufgaben. Das Produktivsystem sei momentan offline. “Es ist nur das Testsystem, aber es sagt einiges über die Sicherheit des Produktivsystems aus.”
Also die Aufgaben liegen offen im Internet in einem Ordner auf einem Server auf dem viel anderes lustiges Zeug läuft.
Bis da jemand was gefunden hat, um den Inhalt des Ordners zu sehen: Frage der Zeit . Hoffentlich is NRW mit abschalten schneller.https://t.co/7ZjOxCbMg0
— Lilith Wittmann (@LilithWittmann) April 18, 2023
Weiß ich nicht.
Da könnte man aber auf den völlig unsachlichen und haltlosen Gedanken kommen, dass die Aufgaben geleakt sind und man bis Freitag braucht, um die Aufgaben auszutauschen.
Freitag ist sowieso schwierig:
SPD beantragt Sondersitzung
Für Donnerstagmittag hat die SPD eine Sondersitzung des Schulausschusses beantragt. Man erwarte einen Bericht, wie die Schulministerin ein rechtssicheres Abitur gewährleisten will. Im Antrag kritisiert die SPD neben den Zuständen auch den Freitag als neuen Prüfungstermin: Zum einen wegen des für Freitag angekündigten Bahnstreiks. Zum anderen, weil an diesem Tag Zuckerfest ist, “an dem viele muslimische Schülerinnen und Lehrkräfte freigestellt sind”.
Toll. Ich kann nicht zur Abiturprüfung, ich habe Zuckerfest.
Eigentlich müssten solche Dinge wie Abituraufgaben nicht nur mehrfach abgesichert sein, sondern auch Ende-zu-Ende. Das heißt, verschlüsselt. Damit selbst dann, wenn der Server gehackt wird, nur verschlüsselte Dateien zu finden sind. Aber wenn die da, wie schon angesprochen, seit 15 Jahren nichts mehr dran geändert haben … ich sag nur: Flugtaxis! (Flugtaxis sind das, was uns in den letzten Jahren zur Digitalisierung eingefallen ist.)
Außerdem dürfte so ein Server, selbst wenn abgesichert und die Dateien verschlüsselt, gar nicht offen im Internet rumstehen. Das müsste nochmal zusätzlich per VPN gesichert sein, weil hier von vornherein klar ist, dass da nur eine endliche und genau bestimmte Liste von Schulen zugreifen darf. Wenn VPN zu schwer ist, oder ergänzend Whitelisting für die IP-Adressen der Schulen.
Und wenn man es sich genau überlegt, dürfte es eigentlich auch keinen Server in diesem Sinne geben, weil die Abituraufgaben ihrem Wesen nach per Push- und nicht per Pull-Prinzip verteilt werden. Aber das ist nicht ganz so wichtig wie der andere Kram. Also: Dateien verschlüsselt, ordentliches Schlüsselmanagement, ordentliches Endsystem, VPN, und keinen, zumindest keinen öffentlich zugänglichen Server im Netz. Und das sind eigentlich alles Standardtechniken, die auch vor 20 Jahren schon zur Verfügung standen.
Da scheinen katastrophale Zustände zu herrschen. Die bekommen es nicht auf die Reihe, ein ordentliches Schulnetz hinzustellen.
Aber um es ehrlich zu sagen: Es ist mir inzwischen sowas von egal.
Das spielt eh alles in 10 Jahren keine Rolle mehr. Und bei vielen Abiturienten dürfte es auch effektiv ziemlich egal sein, ob man ihnen die Abituraufgaben vorher verrät.
Außerdem: NRW. NRW ist eh am Ende, da kommt es darauf auch nicht mehr an.
Nachtrag: Vielleicht war es ja auch andersherum. Vielleicht sind die Abi-Aufgaben ja auch absichtlich oder mit Billigung geleakt, und man verschiebt die Prüfung jetzt nur um zwei Tage, damit auch gleich und gerecht Kenntnis von den Leaks nehmen können.