Was ist „Geschlecht“? Und was ist „Forschung“?
Die NZZ hat ein famoses Interview.
Sie interviewen die Psychologin Doris Bischof-Köhler: «Ist das Geschlecht ein soziales Konstrukt?» – «Wer das behauptet, muss sich fragen, was er unter ‹Forschung› versteht»
Oh, die Frage, was die unter Forschung verstehen, kann ich beantworten. Aber schauen wir erst mal rein.
Ihr Standardwerk «Von Natur aus anders» über die Psychologie der Geschlechtsunterschiede in fünfter Auflage erschienen. Wie viele Geschlechter gibt es?
Die Antwort darauf ist alles andere als einfach. Man sollte die Zahl der Geschlechter jedoch bei zwei belassen. Das entspricht dem genetisch angelegten Bauplan aller vielzelligen Organismen, und der Mensch macht da keine Ausnahme. Aber selbstverständlich gibt es, wie überall in der Natur, bei der Realisierung dieses Bauplans Abweichungen, die die Evolution begleiten, ohne eine besondere Funktion zu haben, ja die biologisch sogar dysfunktional sein können, da sie nicht zur Fortpflanzung führen. Dieser Umstand birgt ein Diskriminierungspotenzial, das nicht aus der Welt zu schaffen ist, schon gar nicht durch ein gutgemeintes oder auch militant verordnetes Narrativ von einer Vielzahl der Geschlechter.
Ja. Das ist der Punkt. In der Natur gibt es immer Schwankungen, zwei Äpfel sehen auch nicht gleich aus. Trotzdem sind es eben genau zwei Geschlechter. Nicht nur empirisch zu beobachten, sondern eine Folge logischer Erwägungen, weil zwei Geschlechter spieltheoretisch und evolutionär optimal sind. Es hat noch nie einer dieser Gender-Quacksalber erklärt, warum es überhaupt mehr als zwei Geschlechter geben sollte. Warum? Wozu?
Um Diskriminierung zu bekämpfen, postuliert die akademische Genderforschung, dass Geschlechtsunterschiede nicht angeboren, sondern ein Resultat der Sozialisation seien. Was denken Sie, wenn Sie hören, Geschlecht sei ein soziales Konstrukt?
Wer ein solches Postulat aufstellt, muss sich fragen, was er unter «Forschung» versteht. Er hält es nicht für nötig, auch nur darüber nachzudenken, warum die wichtigsten Geschlechtsunterschiede, die angeblich die Gesellschaft erfunden hat, auch im Tierreich so weit verbreitet sind.
Die Frage kann ich beantworten: Es sind Geisteswissenschaftler und Marxisten. Da gilt es als völlig normal, willkürliche, frei erfundene, unsinnige, jeder Grundlage entbehrende Phantasiebehauptungen aufzustellen, weil alles als wahr zu gelten hat, bis es vom Publikum widerlegt wurde. Und wer im Publikum dann das Maul aufmacht, bekommt auf selbiges. Das ist deren Auffassung von „Forschung“.
Das eigentliche Problem dahinter ist daher, wie es jemals passieren konnte, dass man es den Geisteswissenschaften hat durchgehen lassen, sich als Wissenschaften und ihr Geschwätz als Forschung auszugeben.
Beachtlich ist aber, dass die NZZ und die Psychlogin hier präzise sind: Gender ist nämlich nicht mehr als ein Postulat. Sogar in der Gender-Literatur wurde ganz am Rande und kleinlaut schon zugegeben, dass es eine völlig unbewiesene, nicht einmal hergeleitete Behauptung ist, eine „Arbeitshypothese“. Der eigentliche Wissenschaftsfehler besteht nicht darin, das Postulat aufzustellen, sondern mehr darin zu sehen als eine substanzlose willkürliche Hypothese. Freilich könnte man sie aufstellen, sich überlegen „was wäre, wenn…“ und sie dann überprüfen. Das hat man aber nie getan. Man postuliert es einfach und prügelt dann auf jeden ein, der nicht mit macht. Eigentlich nicht weniger als ein komplettes Totalversagen all unserer Universitäten. Und dann kommen sie bei Klima und Corona mit „follow the science“.
Richtigerweise hätte man auf Grundlage von Gender einen Frontalangriff auf die gesamten Geisteswissenschaften starten und sie mal danach fragen und durchleuchten müssen, was für einen Generalblödsinn sie da eigentlich treiben, wenn selbst so ein offenkundiger Unfug bei ihnen durchgeht.
Oder anders gesagt: Wer ein Postulat aufstellt, es dann aber nicht als Postulat, sondern als unumstößliche Wahrheit verwendet, der weiß überhaupt nicht, was „Forschung“ ist.
Kürzlich war ich mit einem 18-monatigen Jungen unterwegs – von den Baggern auf einer Baustelle war er kaum wegzubringen. Seine Eltern lassen ihn auch mit Puppen spielen, was er aber nie so hingebungsvoll tut. Sind es bloss äussere Einflüsse, die bereits das Interesse von Kleinkindern so lenken?
Das Baggerbeispiel hat mich schon vor Jahren beschäftigt, als ein Reporter in einem Interview mir das Gleiche von seinem kleinen Neffen berichtete. Wir haben uns darauf geeinigt, dass da wohl wirklich Veranlagung eine Rolle spielt, was dann zu einigen unqualifizierten Kommentaren von Kolleginnen führte: ob ich denn meinte, es gebe ein Gen für die Vorliebe für Bagger. Ich weiss nicht, ob sie es wirklich nicht verstanden haben oder nur auf eine billige Pointe aus waren; womit man jedenfalls durchaus zu rechnen hat, ist eine genetisch angelegte Faszination durch einen bestimmten Typ von funktionalen Bewegungsabläufen.
Das geht ziemlich in die Nähe dessen, was ich schon oft beschrieben habe, Stichwort Einparken: Mir fiel immer wieder auf, und viele Leser haben es mir bestätigt, dass Frauen zwar Gesichtsausdrücke und Emotionen schneller und treffsicherer erkennen können, aber deutlich schlechter darin sind, Bewegungsabläufe und Absichten anderer zu erkennen, zu extrapolieren und Kolllisionen zu prognostizieren. Frauen stehen gerne im Weg, weil sie sich gerne enge Stellen suchen (womöglich zum Schutz gegen Angreifer), es aber nicht merken, dass sie im Weg stehen, bis man sie anspricht. Frauen erkennen schneller, dass jemand sauer ist, aber Männer erkennen schneller, warum jemand sauer ist.
Und möglicherweise liegt darin der Grund für so eine Begeisterung für Kräne. Ich habe als Kind solche Kräne und Abschleppwagen und sowas auch geliebt. Wenn man da was stellen und ausladen und am Haken hochziehen konnte. Herrlich. Vielleicht passt das genau zu der Stelle im Gehirn, die gut darin ist, Bewegungen zu planen, zu extrapolieren, zu prognostizieren. Denn genau das macht der Kran ja, und das auch noch ziemlich linear. Möglicherweise passt genau das zum entsprechenden Teil für Bewegungsanalyse im Gehirn.
Und möglichweise sind Puppen genau deshalb das passende Gegenstück für Mädchen. Ich hatte neulich berichtet, dass ich in einem großen Spielzeugladen auf Zypern diese Vitiligo-Barbie gesehen hatte, und der Grund, warum ich mich in einem Geschäft für Puppen herumtreibe, ist, dass es da noch viele andere Sachen wie Computer-Zubehör und Haushaltskram gibt und der Laden so gebaut ist, damit man – Quengelfaktor – mit den Kindern zwangsläufig beim Spielzeug vorbeikommt, und ich Geschenke für die Mädchen von Bekannten brauchte. Barbie und so. Das ist wirklich beeindruckend, wie Mädchen einer gewissen Altersgruppe vor diesen Puppen stehen – und die Jungs bei den Kränen.
Können Sie das erläutern?
Wenn man Buben und Mädchen bittet, einen Ball zu beschreiben, dann sagen die Mädchen eher, er sei rund, und die Buben, man könne damit werfen. Der Unterschied hat sich wahrscheinlich in Anpassung an die frühmenschliche Arbeitsteilung herausgebildet, aber da kann man nur spekulieren. Ein schönes Beispiel hat mir ein Mitarbeiter berichtet: Das Elternpaar, nicht verheiratet, aufgeschlossen für geschlechtsneutrale Erziehung, schenkte dem Sohn auch eine Puppe. Dieser nahm sie mit in die Badewanne und benutzte sie als Spritzpistole – sie hatte eine Öffnung im Rücken.
Womit wir wieder beim Thema wären. Mädchen dürften bessere Musterkenner bei Formen sein, Gesichter und sowas erkennen, der Ball ist rund, und Jungs interessiert, wie gut man ihn durch die Gegend schießen und wie genau man das Tor damit treffen kann. Fußball ist für Männerhirne gemacht.
Der Punkt ist nämlich genau der: Arbeitsteilung.
Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass Männer und Frauen gleich sind. Das wäre konstruktive Vergeudung. In dem Moment, in dem sie bei der Fortpflanzung verschiedene Funktionen haben, ist es zwangsläufig und optimal, wenn sie auch in anderen Bereichen unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen, etwa Jagd und Verteidigung.
In einem skandinavischen Kindergarten sollten die Kinder geschlechtsneutral erzogen werden bis hin zur Vermeidung der Personalpronomen «sie» und «er». Kann das funktionieren?
Das ist ein guter Beitrag zum Thema «Menschenversuche», bei denen Sozialpädagogen offenbar viel unverfrorener vorgehen als Biologen. Ist ein so massiver Eingriff zu rechtfertigen? Und was wäre im Erfolgsfall damit bewiesen? Der springende Punkt ist aber: Was genau geschehen ist, welchen Erfolg es hatte, welche Spätfolgen eingetreten sind – das alles wurde nie untersucht. Der Kindergarten hat die Erlaubnis zu einer Kontrolle verweigert.
Gut beschrieben, hatte ich auch schon im Blog: „Menschenversuche“.
Das sind solche Kaspar-Hauser-ähnlichen Experimente. Spätestens seit John Money und den Reimer-Brüdern müsste sowas eigentlich verboten sein.
Und sie beschreibt ja dann auch, dass solche Experimente nach hinten losgehen und das Gegenteil von dem eintritt, was sich die Geisteswissenschaftler so vorstellen.
Warum ist es gut, dass Frauen und Männer «von Natur aus anders» sind?
Es kommt nicht darauf an, ob man das gut findet oder nicht. Es ist eine Tatsachenfrage, die nur empirisch zu beantworten ist und sich im Übrigen auch gar nicht für eine Wertung anbietet. […]
Auch das ist ein wichtiger, springender Punkt.
Marxisten und ihre Abkömmlinge in den Geisteswissenschaften sind Tatsachen, einer realitätsbezogenen Argumentation nicht zugänglich.
Der Grund dafür ist, dass sie nicht in der Realität, sondern in ihrer fiktiven Wunschwelt leben, und nicht darüber streiten, was ist, sondern wie diese utopische Phantasiewelt aussehen soll. Weil man annimmt, dass alles soziales Konstrukt und Ergebnis eines Sprechaktes ist, glaubt man, die Welt sei beliebig formbar, kümmert sich also nur noch darum, was man will und gerne hätte, und nicht, was ist. Marxisten sind schon daher völlig unwissenschaftlich, weil sie komplett realitätsblind sind. Das dürfte auch die Nähe zum Islam erkären, denn auch im Islam lebt man nicht, jedenfalls nicht wichtig, in der Realität, sondern nur in Vorbereitung auf das Paradies, das nach dem Tod kommen soll.
Deshalb kommt in ihrer Wahrnehmung nur vor, was man will und was man nicht will. Nicht, was ist oder was muss.
Deshalb ist das die ideale Ideologie für verzogene Wohlstandstöchter, die noch nie etwas anderes erlebt haben als zu sagen, was sie wollen, und das dann zu bekommen.