Das Erlernen eines Musikinstrumentes…
Noch’n Zitat:
Gerade beim Aufräumen einen Zettel gefunden, auf dem ich ein Zitat notiert hatte:
„Das Erlernen eines Musikinstrumentes fördert die Gedächtnisleistung, und auch mathematische Eignung wird dadurch entwickelt und so weiter, und ist auch noch gesund!”
Was soll der Scheiß?
Warum soll das denn gesund sein?
Ich will singen, weil ich ein Lied singe!
Hannes Wader, ZDF Nachtstudio vom 25.6.2012
13 Kommentare (RSS-Feed)
“auch mathematische Eignung wird dadurch entwickelt”
Das ist längst widerlegt (http://de.wikipedia.org/wiki/Mozart-Effekt) und andere Wunder die dem Spielen eines Instrumentes angedichtet wurden, meist von Leuten die davon direkt profitieren wie Klavierlehrer, Musikschulen,…
Im SWR2 gabs darüber mal eine ganze Sendung wo diese Mythen entlarvt wurden.
Es soll allerdings bei Kindern durch erlernen eines Musikinstrumentes eine Verbesserung der Sprachfähigkeiten einhergehen, da sowohl bei Sprache als auch bei Musik die gleichen Gehirnareale trainiert werden.
Leider habe ich keine belastbare Quelle zur Hand
Ach was da wieder korreliert oder kausal zusammenhängt oder doch nicht…. ein Musikinstrument spielen bzw Musik machen zu können (das ist heute nicht mehr dasselbe) dürfte jedenfalls besser sein, als es nicht zu können, die Talentfrage mal kurz weggelassen. Schaden kann wenn dann nur das falsche Lernen, aber ohne Lernen und Üben geht’s halt nicht. Und das sollte man irgendwie auch wollen, selbst mit 6 Jahren. Vielleicht macht es ja Spaß?
Aber braucht man als Sohn oder Vater denn da wirklich auch die Körnchenzähler dafür? Um einem Sechsjährigen beizubiegen, wie gesund das Geigeüben für ihn mal sein wird? Um einem 46jährigen Norwegerpulli klarzumachen, dass er besser mehr geübt hätte damals, als er lieber mal bissi gekifft hat (oder Fußball trainiert), wegen der inneren Mitte und so, heute und jetzt würd das ja nix mehr nutzen, unbewegliche Finger und so. Oh Mann was für’n Müll!
Es gibt genug gute Gründe, selbst Musik zu machen, ohne dass man den Vitamingehalt kennt. L’art pour l’art ist ein sehr guter Grund (ich rede von machen, nicht verkaufen wollen), Kanalisation von Überschwang jeder Art ist es auch, Meditation, Trauer, Selbstvergewisserung, Lust, Kreativität, Mädels beeindrucken … alles super!
Ich hatte Glück als Kind, ich hatte Gelegenheit, ein Instrument zu lernen. Und ich spiele den Blues, weil es mir danach besser geht als vorher. Und die Nachbarn sagen nix dazu, das ist auch ok.
tl,dr: Wader hatte recht, aber sowas von.
Hier mal eine Folge von BR-alpha Geist und Gehirn zum Thema http://www.br.de/fernsehen/br-alpha/sendungen/geist-und-gehirn/geist-und-gehirn-manfred-spitzer-gehirnforschung288.html
Aber davon abgesehen gebe ich Skeptiker recht: Musik machen macht einfach Spaß, ist eigentlich schon Grund genug.
@Lars
Ich muss dir als im Gesundheitswesen tätiger teilweise widersprechen.
Bei Schlaganfallpatienten mit bestimmten, irreversiblen Ausfällen des (motorischen) Sprachzentrums gibt es Therapien, die auf der Tatsache ansetzen, dass Sprach- und Musikzentrum getrennt sind.
Für solche Patienten ist es nach Stand der Medizin nicht mehr möglich, das Sprechen wieder zu erlernen, aber sie können ein normales Gespräch _singen_.
Und wie bei so vielem finde ich auch, der Gesundheitswahn sollte öfters mal außen vorgelassen werden. [url=https://www.youtube.com/watch?v=naYLca0Wx78]Es gibt nur einen Grund zu singen.[/url]
@Paul: Der Spitzer ist doch der Prof. Dr. Dr., der so hanebüchenen Unsinn wie „Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen” rausbringt. Bah, eine mediengeile Type …
Ist mir durchaus bekannt, wo der Herr einzuordnen ist. Die Fachkenntnis möchte ich ihm trotzdem nicht gänzlich absprechen, zumal er in dem Fall auf eine Fremdstudie verweist (man weiß nur leider nicht welche).
Paul, danke für die Zustimmung und dass du den Fehler in meinem Schlussatz überlesen hast. Ich war wohl etwas erregt beim Tippen. Ich wollte geschrieben haben: Ich spiele, weil ich es kann. Der Vorgang an sich ist einfach geil. Klar bin ich hinterher… zufriedener? Ausgeglichener? Ruhiger? Es gibt halt nur ein Belohnungszentrum im Hirn *smile
völlig unmusikalisch: Der Mozart-Effekt ist nicht relevant, da er sich auf das reine Hören bezieht, nicht auf das aktive Erlernen und Spielen eines Instruments.
Ich durfte als Kind auch ein Instrument lernen – es hat mir genau zwei Jahre lang Spaß gemacht, dann habe ich aufgehört. Und durfte auch aufhören.
Ich finde es wird sowieso viel zu viel auf die ganzen “positiven” Aspekte geachtet. Da wird dem Babybauch schon Mozart vorgespielt und so weiter. So ein Käse – Meine Eltern haben das alles nicht gemacht und – oh Wunder – ganz verblödet bin ich auch nicht.
Erst jetzt aufgefallen:
“fördert die …leistung, und auch … Eignung wird dadurch entwickelt.
Das könnte wörtlich in einem Verkaufsprospekt für ein Masthilfsmittel zur Ferkelaufzucht stehen. Der ganze Text richtet sich an Humankapitaleigner, die ihre Biorendite verbessern wollen.
HF – lach gut auf den Punkt gebracht. “Entwicklung der Eignung” *hihi
Jannik – Musik machen oder hören macht manche selig. Andere haben andere Neigungen und Talente, und man hofft ja immer, dass man sie entwickeln kann/darf *und* sie einem selbst auch Spaß machen.
btw: hat jemand Quellen über die positiven Nebenwirkungen von Modelleisenbahnen und vom Briefmarkensammeln? So für Schule und Karriere?
Warum gibt es eigentlich Bücher wie “Java in 21 Tagen”, aber keine Bücher “Geigespiel in 21 Tagen”? Vielleicht nur deshalb, weil die Verantwortlichen zwar Ohren haben, aber kein Sinnesorgan für Softwarequalität?