Ansichten eines Informatikers

Unterwäsche

Hadmut
10.6.2023 11:18

Wäsche kommt von Waschen.

Das ist etwas, was die Synthetics- und Pflegeleicht-Generation mit Waschmaschine nicht mehr weiß. Früher war das mal so, dass man die Kleidung in die „Unterwäsche“ und die „Oberbekleidung“ teilte, weil man die Oberbekleidung eigentlich nicht waschen oder kaum reinigen konnte. Bevor es diese Synthetik-Stoffe und -beimischungen gab, war das alles aus Baumwolle, Leinen, Seide, Wolle, auch Viskose, gemacht und aufwendig genäht. Heute immer seltener zu sehen (und zu riechen) war über Jahrzehnte die „chemische Reinigung“ ein häufig angebotener Dienst, wo man seine Oberbekleidung mit Chemikalien statt mit Wasser reinigen lassen konnte, weil die die Fasern nicht aufquellen lässt und deshalb die Sachen nicht aus der Form gerieten (weshalb man sie nicht mit Wasser waschen konnte).

Deshalb trug man einen Unteranzug aus Kleidungsstücken, die (mühsam) waschbar waren und nach nichts aussahen, aber den Körperschweiß, Gerüche und so weiter aufnehmen sollten, und darüber dann die nicht waschbare Oberbekleidung. Früher hatten Kaufhäuser noch Abteilungen mit barocken Namen wie „Damenoberbekleidung“.

Nur wenigen ist bekannt, dass das bei Männern eigentlich auch so war und ist, dass man deshalb das Hemd unter dem Sakko trägt und das Hemd deshalb Kragen und Manschetten hat. Und deshalb die Manschetten immer unter den Sakko-Ärmeln hervorschauen mussten, weil das Sakko, der Anzug eigentlich keinen Hautkontakt haben sollte, damit er nicht speckig wird. Man muss bedenken, dass die Leute damals meist nur einen einzigen Anzug hatten und den jeden Tag trugen, es deshalb erforderlich war, eine Unterwäsche zu tragen, die das aufnimmt und waschbar war, deshalb eben Wäsche heißt.

Wir lachen gerne darüber, wenn wir Männer in altmodischen langen Unterhosen oder langen Unterhemden sehen (hieß mal „Jacke, Feinripp“), gar mit Sockenhaltern, wissen aber nicht mehr, warum das mal entwickelt wurde.

Nur selten sieht man noch Leute in klassischem Anzug, Smoking, Gehrock, Cutaway, die zum (im Prinzip verwaschenen und vergilbten) Hemd noch einen Latz zum Umhängen tragen, der ein sauberes, weißes, gestärktes Hemd vorgaukelt. Wer unter den Lesern hat noch mit Wäschestärke gebügelt? Wer hat überhaupt noch gebügelt?

Heute haben wir Synthetik-Stoffe oder solche mit Synthetik-Beimischungen, schmeißen alles in die Waschmaschine, erzeugen damit endlos Mikroplastik-Partikel, und machen dann einen auf Umweltschutz und Weltrettung.