Top-Job in Wuppertal

Ich krieg’ zuviel.

Ich habe mich vor 15 oder 20 Jahren oder so mal bei Xing eingetragen, und stehe da immer noch auf der Mailingliste.

Eben kommt eine Mail rein.

Hi Hadmut,
You’ve been chosen as a top candidate!

A new job was listed on XING a few minutes ago. Thanks to your qualifications, you’re a top candidate for this role. Check out the vacancy and be one of the first people to apply.

Good luck!
Hana
from the XING Jobs team

Ach. Gar.

Ich gucke mal rein und denk’, ich krieg zuviel.

(Junior) Consultant (W/M/D) IT-Sicherheit

Es geht darum, die Wuppertaler Stadtwerke zu digitalisieren und irgendwas erfolgreich in das digitale Zeitalter zu integrieren. Irgendwas mit „Secure Modern Workplace“. Vor zwei, drei Jahren noch hieß es, mit 55 ist man raus. Und mit 57 und über 30 Jahren Berufserfahrung schicken sie einem Angebote mit Mini-Gehalt als „(Junior) Consultant“. Führungspersonal dann vermutlich, wie so oft, irgendwelchen kompetenzlosen Parteimitglieder. Und dann wundern die sich, wenn es mit der Digitalisierung nicht voran geht. Als ob irgendwer aus der IT-Sicherheit mit einem Befähigungspotential über 15% als Junior-Consultant nach Wuppertal ginge.

Ich krieg’ echt zuviel. Könnt Ihr gerne machen. Wünsche viel Erfolg. Aber ich will mit diesem ganzen Mist nichts mehr zu tun haben. Und in Wuppertal würde ich nicht mal mit dem Papst eine Herrenboutique eröffnen, wenn ich im Lotto gewonnen hätte.

Kennt Ihr Siedeverzug aus der Physik? Eigentlich ist das Wasser schon über die Siedetemperatur hinaus, aber es fehlt die Keimstelle, an der das Sieden anfangen kann. Gibt es aber irgendeinen Anlass, kocht es plötzlich über.

Dieses Land hat Sterbeverzug.

Eigentlich wäre es längst tot, aber es fehlt noch der Sterbekeim. Kommt irgendwas dazu, geht es schlagartig los.

Junior-Consultant in Wuppertal.

Ich fass’ es nicht.