Ansichten eines Informatikers

Privat-Inkubator

Hadmut
28.10.2012 11:09

Eine der großen technischen Fehlentwicklungen unserer Zeit. Ein Ärgernis.

Gerade wieder mal enorm geärgert.

Über Handtuchtrockner.

Wer hat diesen Scheiß erfunden und über uns gebracht?

Ich meine diese neumodischen Gestelle, die seit einigen Jahren in die Badezimmer geschraubt und an den Heizungskreislauf angeschlossen werden.

Seit meinem letzten Umzug vor einigen Jahren hab ich auch so ein Ding im Bad, aber ziemlich schnell gemerkt, dass das Ding nichts taugt. Denn wenn man das Ding in Betrieb nimmt (sprich: den Thermostaten aufdreht), wird es – das liegt so in Natur und Zweckbestimmung einer Heizung und hatten sich die Konstrukteure auch so gedacht – warm. Und das ist das Problem. (Neben dem weiteren Problem, dass die Dinger Dreck- und Staubfänger sind und man sie nur mühsam sauber bekommt.)

Denn ein nasses Handtuch, mit dem man sich abgetrocknet hat, oder das auch einfach so feucht an der Luft hängt, enthält unausweichlich Bakterien. Nun erlaube ich mir zwar manchen Luxus, aber nicht den, wie im Hotel jeden Tag ein frisches Handtuch zu verwenden. Denn dann müsste ich Handtücher waschen wie blöde. Wobei ich noch nie verstanden habe, warum in fast allen Hotels dieser Welt ein Aufkleber im Bad hängt, wonach man doch aus Umweltschutzgründen (eher Kostengründen?) darauf verzichten möge, jeden Tag ein neues Handtuch anzufordern und sie deshalb nicht auf den Boden zu werfen sondern aufzuhängen. Mache ich eigentlich immer, aber habe trotz ziemlich vieler privater und beruflicher Hotelaufenthalte bisher nur ein oder zwei Hotels (und damit unter 1%) erlebt, die aufgehängte Handtücher nicht trotzdem austauschen und den Aufkleber damit wirkungslos machen. Wie auch immer, zuhause soll ein Handtuch bei mir mehr als einmal verwendet werden. Was eigentlich auch ohne weiteres geht.

Hänge ich die Handtücher aber auf diesen Trocker und ist der eingeschaltet, dann stinkt das Handtuch schnell, oft schon nach dem ersten oder zweiten Gebrauch, so keimig, dass es einen manchmal fast in Ohnmacht haut.

Was ja auch nicht erstaunlich ist. Denn wenn man die Mischung aus einem Träger mit großer poröser Oberfläche, Feuchtigkeit, Bakterien, Hautrückstände und Haare als Nahrung, 1-2 Tage Zeit und mittlere Wärme bei 30-40 Grad zusammenführt, ist das die perfekte Zuchtstation für Bakterien. Besser kann’s denen gar nicht gehen. Da vermehren die sich exponentiell und da sind sicherlich einige dabei, die sich alle paar Stunden oder noch schneller verdoppeln. Petrischalen beim Arzt brauch ja auch ungefähr so lange.

Besonders übel ist, dass der Handtuchtrockner bei mir nur so lauwarm wird. Denn der Intelligenzbolzen von Architekt hat eine Fußbodenheizung eingebaut, die – so wurde ich belehrt – mit einer deutlich niedrigeren Temperatur arbeitet als herkömmliche Heizkörper. Ich kenne das von früher eigentlich so, dass Heizkörper so heiß werden können, dass man sie nicht länger anfassen kann. Und das wäre auch eine Temperatur, auf der so ein Trockner vielleicht gut arbeiten kann. Wenn er aber an einer Niedertemperaturfussbodenheizung mit angeschlossen ist, wird er nur so lauwarm und dann trocknet er nicht, dann ist er ein schneller Brüter. Deshalb hänge ich zwar meine Handtücher auf das Ding, schalte es aber nicht ein. Mir reicht die Fußbodenheizung, um das Bad im Winter warm zu kriegen.

Nun war ich aber gerade auswärts untergebracht. Und hatte da ein ganz neues Bad, das keine andere Heizung als so ein Ding hat. Dummerweise ohne andere Heizmöglichkeit, ohne Fenster und der Entlüfter ist auch noch nicht eingebaut. Und – so ganz modern – keine andere Möglichkeit, ein Handtuch irgendwohin zu hängen. Katastrophal. Man kann den Handtüchern schier beim Wachsen zugucken. Und wenn man nicht dran denkt, abends ein frisches hinzuhängen, haut einen der „Duft” beim Abtrocknen am nächsten Morgen geradezu um. Da gab’s zwar keine Fußbodenheizung sondern normale Heizkörper, aber die scheinen ebenfalls in so einem Niedertemperaturmodus betrieben zu werden (und dafür einfach doppelt so groß zu sein, wie ich es bei der Raumgröße für angemessen halten würde).

Würde mich interessieren, ob das, was man da so züchtet, nur äußerst unangenehm oder auch gesundheitsschädlich ist. Wenn das Duschwasser lauwarm ist (und nicht erst im Duschkopf aus ganz kalt und ganz heiß gemischt wird), können sich in den Rohrleitungen gefährliche Legionellen bilden. Können die sich auch in Handtüchern halten?

Und kann man ein kontaminiertes (getrocknetes) Handtuch zur normalen Schmutzwäsche geben oder muss man einen „Sondermüllbehälter” aufstellen? (Neben der Tatsache, dass man sowas natürlich bei 60 Grad wäscht.)

Warum hängt eigentlich in allen neueren Badezimmern so ein dummes Ding an der Wand? Und vor allem immer öfter in Verdrängung der Alternativen wie normalem Handtuchhalter und normaler Heizung?

10 Kommentare (RSS-Feed)

Rainer
28.10.2012 11:50
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Hallo!
Wir haben seit unserem Badezimmer-Umbau vor 10 Jahren alles mit Fliesen ausgestattet, neu isoliert und ein zweites Fenster (beide je 1m^2) eingebaut (mit dem Rückraum für die Waschmaschine sogar noch ein drittes Fenster, falls notwendig). Es kann also schnell und stark gelüftet werden.

Zunächst hatten wir drei Heizungen eingebaut: eine kleine fürs Grundheizen, eine größere für kalten Winter und einen beheizbaren Handtuchhalter. Wir hatten nicht erwartet, dass der HH selbst so eine große Hitze erzeugen würde. Durch die gute Isolierung hat sich aber sehr schnell herausgestellt, dass für jeden Tag und auch jeden Wintertag der Handtuchhalter alleine ausreicht, um das Badezimmer zu erwärmen. Die größere Heizung ist abgebaut, die kleine dient als Notfall, wenn doch mal Nächte von unter -15°C kommen (kommt so gut wie nie vor).

Genug des Ausholens. Der Handtuchhalter ist bei uns gleichzeitig die Heizung. Selbst wenn ein Handtuch draufliegt, ist die erzeugte Wärme groß genug. Die Handtücher selbst sind nach 2-3h bereits trocken und werden dann abgenommen, grob zusammengelegt und wieder in den Schrank gepackt. Dies ist ein extra Fach im Schrank für Badehandtücher “im Gebrauch” – da wird nichts mit gewaschenen Handtüchern gemischt.
So alle paar Wochen wird das Handtuch dann endgültig gewaschen und gewechselt. Im Sommer werden die Handtücher auf dem Balkon aufgehangen und trocknen ganz natürlich.

Also man kann sagen, mit einer Fußbodenheizung taugen die (beheizbaren) Handtuchhalter sicher nicht soviel, da es dann ja schon warm ist im Badezimmer. Bei einem verfließten Bad würde ich aber auch keine Fußbodenheizung einbauen. Das hatten wir kurz überlegt, aber wenn da mal ein Schaden oder Leck ist, müssen die ganzen Fliesen aufgestemmt werden. Man weiß ja noch nichtmal, wo das sein könnte. Das wäre mir echt zu riskant. Klar, wenn es hält ist das super, aber der Reparaturfall ist doch sehr mit Geld und Aufwand verbunden. Ohne zweites Klo (oder Klo im anderen Raum) geht das gar nicht.


Jabe
28.10.2012 13:20
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Dito, dito, dito, dito: Fußbodenheizung und Handtuchtrockner darüber gespeist. 100% ACK. Seit meinem Einzug vor zwei Jahren frage ich mich GENAU das gleiche. Hab das Teil mal ne Zeit lang angelassen und die Handtücher haben nach zwei Tagen gestunken. Da war sofort alles klar.
Im Endeffekt ist das Teil bei mir dauerhaft aus und wenns schön warm sein soll, reichen zwei Minuten vom elektr. Heizlüfter. Dafür ist die FBH nicht so hoch und die warme Luft (zusammen mit der Feuchtigkeit) ist nach fünf Minuten Lüften wieder weg.


ein anderer Stefan
28.10.2012 14:07
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Um Energie zu sparen, sind seit Jahren die Vorlauf-Rücklauftemperaturen in Heizsystemen niedriger als früher. Früher gab es Heizungen, die arbeiteten mit 90/70 Grad, heute sind das eher so 50/30, je nach System auch weniger. Der Grund sind geringere Leitungswärmeverluste, da das Temperaturgefälle zwischen Leitung und Umgebung geringer ist. Dafür brauche ich dann aber größere Heizkörper, damit dort, wo die Wärme abgegeben wird, mehr Fläche zum Wärmeabstrahlen zur Verfügung steht. Ob das am Ende wirklich so viel Energie spart, kann ich nicht beantworten. Zudem ist es ja nicht die Heizung alleine, sondern auch die Wärmedämmung. Warum es diese Handtuchheizungen gibt? Weil es geht. Die alten Gussradiatoren, die gewaltig heiß werden konnten, waren dafür nur bedingt geeignet, weil die größere Querschnitte hatten und nicht beliebig konstruiert sein konnten. Ziemliche Drecksammler waren die Dinger aber auch.
Auch die teilweise niedrigen (weil angeblich umweltfreundlichen) Temperaturen von Waschmaschinen und Geschirrspülern finde ich fragwürdig – gerade Handtücher müssen heiß gewaschen werden, und mein Geschirr habe ich auch gerne richtig sauber.

Auch schön finde ich diese Warmlufthandtrockner in öffentlichen Toiletten – die Luft aus der Umgebung reinsaugen, schön erwärmen und dann über die Hände pusten. Wozu ich die Hände dann noch gewaschen habe, ist mir eigentlich unklar…


Jabe
28.10.2012 15:42
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Zu “umweltfreundlichen” Waschprogrammen empfinde ich eine ganz besondere Abneigung. Ich habe lange Zeit (halbes Jahr+) meine Handtücher usw. mit einem 60°C Energiesparprogramm gewaschen (AEG Lavamat, keine Öko Lavamat, Vollwaschmittel). Das Programm läuft einfach 40 Min. länger und scheint langsamer zu heizen. Was weiß ich. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass gerade weiße Wäsche sich langsam immer weiter unappetitlich bräunlich verfärbt. Ich habe dann wieder auf 60°C normal umgestellt und schon nach dem ersten Waschgang konnte ich einen deutlichen Unterschied sehen. Da war ich völlig baff. Mittlerweile ist alles wieder superweiß wie in der Werbung. Definitiv nicht zu empfehlen. Ob die Verfärbung jetzt rein ästhetisch war, oder meine persönliche Petrischale, die ich mir auch noch über den Körper rubbel, weiß ich leider nicht. Würde mich echt mal interessieren.


Alex
28.10.2012 16:52
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“Handtücher bei 60° wachen”
Ich wasch die bei 90°

Aber wenn man schon über versteckte Keimschleudern nachdenkt:
40°/60° Wachmaschinen maximalwaschtemperatur, da lässt sich sicherlich auch gut in den Leitungen brüten.
Und nahrungsmittel in Form von Dreck gibt es da wohl auch zu genüge 😛


Severin
28.10.2012 20:56
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Bin gerade umgezogen und wir haben auch so ein Ding im Bad hängen.
Das da kann ja mal ohne weiteres ideal Bakterien wachsen, ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen! Danke fürs wachrütteln, habe mein Handtuch direkt mal abgehängt 😉


Kai
29.10.2012 13:10
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Ich hänge mein Handtuch vor dem Duschen auf das Ding, dann ist es beim abtrocknen wohlig warm.
Im Sommer ist das Ding sowieso aus, da hat man wenigstens einen guten Platz um das Handtuch zum trocknen aufzuhängen.


Knut
31.10.2012 12:34
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Heizung ?
Weicheier !

Ein Loch ins Eis geschlagen und dann auf den Balkon zum Lufttrocknen.
Danach ist man wenigstens wach !

Mal Spaß beiseite: Die Dinger funktionieren nur, wenn die Temperatur vernünftig groß ist, also 50++. Ansonsten kann man die Handtücher auch einfach auf den Halter hängen. Zur Trocknungsbeschleunigung ist ein Ventilator wesentlich effizienter.

Bei den Handtrocknungsgeräten gefällt mir eigentlich nur der Dyson. Das ist schnell und effizient, für den Privatgebrauch aber etwas teuer.

Die Bakterien auf meinen Handtüchern töte ich mit UV-Strahlung aus einem Fusionsreaktor. Auch im Winter gibt es genügend sonnige Tage.


Klaus
2.11.2012 12:22
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Wrrr. Hätte der Artikel nicht vor unserer Badsanierung kommen können? Bisher hatte ich nur so ein Gefühl, dass man so ein Ding nicht braucht …

Danke für den Beitrag.


Michaela
3.11.2012 19:01
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Volle Zustimmung. Ich hätte da noch ein Ärgernis dieser Dinger. Das Thermostat ist auf Zwergen-Höhe, 5cm über dem Boden. Kann man sowas nicht auf Griffhöhe anbringen?

Wenn du mit 60 Grad wäschst reicht das um alles zu töten, Bakterien überleben das nicht.

Bei mir hat das Ding allerdings keinen Geruch am Handtuch zur Folge, eher im Gegenteil. Allerdings habe ich auch immer das Fenster auf nachdem ich unter Dusche war, um die Feuchtigkeit raus zu bekommen.