Zum Wegwerfen von Büchern
Aspekte zur Entsorgung von Literatur.
Harald Schmidt plädierte mal für das Wegschmeißen von Büchern, am besten noch eingeschweißt:
Bei mir war der Umzug von Karlsruhe in den Münchner Raum ein einschneidendes Erlebnis, da habe ich nämlich schon große, große Mengen an Büchern entsorgt, vor allem irgendwelchen veralteten Computerkram und Übrigkeiten und Überflüssigkeiten des Studiums. Schon als Student hatte ich da mal „wichtige Literatur“ in Form eines über einen Meter hohen Stapels an im Uni-RZ mit dem Kettendrucker bedrucktem Endlospapier (132 Zeichen breit, gelocht) weggworfen, weil die so „umweltfreundliches“ Recycling-Papier verwendeten und das irgendwann anfing, zu schimmeln. Das war wohl hygroskopisch. Das war damals so, dass man als Informatiker unfassbare Mengen von Ausdrucken auf Endlospapier hatte. Software-Quelltext, Programmausgaben und Newsgruppen.
Ein Schlüsselerlebnis war aber eine Gemeindebibliothek bei München. Als ich aus dem Münchner Raum nach Berlin umzog, musste ich Volumen sparen, weil ich noch keine Wohnung hatte und das Zeug erst gewisse Zeit einlagern lassen musste. Weil ich gehört hatte, dass die örtliche Gemeindebibliothek Spenden annimmt und darum bitte, hatte ich extra solche Bücher, von denen ich annahm, dass sie für die Allgemeinheit von Interesse und Nutzen sein könnte, sorgfältig aussortiert und in Kartons geladen, um sie an die Bibliothek zu spenden. Und bin also mit dem ersten Karton zur Bibliothek, habe den dorthin geschleppt, um ihn dort als Spende abzugeben.
Und war dann über die Geringschätzigkeit verblüfft. Sie würden keine Spenden mehr annehmen, sie hätten schon zu viele.
Es sei ihnen auch egal, was man ihnen spende, denn die gespendeten Bücher könnten, würden oder wollten sie nicht in die Bibliothek stellen (kann sein, dass das aus urheberrechtlichen Gründen nicht geht und man dann, ähnlich wie bei DVDs für Videotheken, besondere Exemplare kaufen muss, die man verleihen oder vermieten darf), sondern sie würden sie gebraucht verkaufen, und dann vom eingenommenen Geld Bibliotheksexemplare kaufen. Deshalb sei es völlig egal, was man ihnen spende, solange es Geld bringe. Sie hätten aber schon mehr Spenden rumstehen, als sie gerade verkaufen könnten, und vieles sei praktisch unverkäuflich, wandere direkt ins Altpapier.
Da hatte ich so die Nase voll, dass ich das Zeug erst gar nicht wieder mit nach Hause genommen, sondern in den nächsten Altpapiercontainer geworfen und zuhause dann die anderen, sorgfältig aussortierten Bücher auch einfach in den Altpapiercontainer vor dem Haus geworfen habe.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass 90% der verkauften Bücher nie gelesen werden.
Dass man sie nur kauft, um „Haltung“ zu zeigen, indem man die „richtigen“ Bücher im Regal hat, oder eine Belesenheit vorzutäuschen, damit man auf Bildern (oder inzwischen Videokonferenzen) irgendwie intellektuell und politisch korrekt rüberkommt.
Wäre es also nicht ein großer Schritt für den Umweltschutz und den Schutz des Klimas, wenn man diese 90% der Bücher gar nicht erst herstellen würde?
Nachdem ja schon bei Zeitungen ans Licht kam, dass bis zu ebenfalls etwa 90% der Zeitungen unverkauft wieder vernichtet werden, wäre es doch einmal eine interessante Frage, ob das ganze Buchgeschäft und dieses viele pseudointellektuelle Geschwätz mit all seinen Ghostwritern und Plagiaten nicht generell mehr Schaden als Nutzen bringt. Da wird ja nicht nur Papier hergestellt, bedruckt und wieder weggeworfen, es kommen ja auch noch der ganze logistische Aufwand für Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung dazu, und noch die Steuern wie die MwSt auf die Literatur, aber vor allem die Gewerbe- und die Einkommensteuer auf Gehälter und so weiter.
Zumindest wäre es in vielen Bereichen sinnvoll, elektronische Versionen herzustellen und hinreichend lange zu speichern.
Müsste man nur noch das Problem lösen, wie man die jeweilige Regierung oder Zeitgeistigkeit davon abhält, Bücher zu verbieten oder zu verändern, ob nun der Negerkönig in Pippi Langstrumpf, oder die Verbietens- und Untersagenswut deutscher Juristen, die sich ja normalerweise nur auf die Verlage, nur manchmal auf den Einzelhandel und nicht mehr auf den Privatbesitz auswirkt, und die dann ein wesentlicher Grund ist, sich kritische Bücher auf Papier zu kaufen.
Wer also die Umwelt schützen wollte, der würde Gesetz machen, damit digitale Bücher in gleiche Weise vor Justiz und Juristen, Roten und Grünen geschützt sind wie gekaufte Bücher auf Papier. Gerade das werden die Zensurparteien SPD und Grüne aber nicht tun, weil sie geisteswissenschaftlich orientiert sind, Sprechakte und so, und deshalb darauf bestehen, auch die Vergangenheit wie in 1984 zu ändern.