Die „Balkonaffäre“

Die Politik wird immer bekloppter und bekloppter.

Es ist nicht zu fassen.

Die SPD fordert den Rücktritt von Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (Sachsen-Anhalt, CDU), weil der mit drei – anscheinend pressemäßig noch nicht benannten Frauen – vom Balkon des Landtages einem Roland-Kaiser-Konzert zugehört hatte, ohne sich eine Eintrittskarte zu kaufen. Was die SPD für Ungleichheit hält, weil andere Leute, die keine Eintrittskarte hatten, hinter Zäunen stehen mussten. Er habe sich gleichsam über das normale Volk erhoben, weil er von seinem Amtssitz aus Roland Kaiser gehört habe.

Was kommt als Nächstes?

Rücktrittsforderung, weil sich einer vor dem Zubettgehen die Zähne nicht geputzt hat?

Gottogottogott, was mach ich denn jetzt?

Ich bin geliefert!

Als ich noch im Studentenwohnheim wohnte, hat Tina Turner mal ein Konzert im Karlsruher Wildparkstadion gegeben, eine Schallsekunde vom Studentenwohnheim weg. Und das so laut, dass man es da prima hören konnte und wir einfach die Fenster aufgemacht oder uns auf die Dachterasse gesetzt hatten. (Es kam zwar auch live im Radio, aber das hat dann keinen Spaß gemacht, weil man den Schall aus dem Stadion auch hörte, aber mit Verzögerung von etwa einer Sekunde, und dasselbe Signal zweimal zu hören gruselig ist.) Wenn jetzt irgendwer aus dem Studentenwohnheim zur BILD läuft und denen erzählt, dass ich mal von der Dachterasse des Studentenwohnheims ein Tina Turner-Konzert gehört habe, und keine Eintrittskarte hatte …

Man wird meinen Rücktritt fordern. Ich habe zwar gar nichts, wovon ich zurücktreten könnte, aber das wird keine Rolle mehr spielen.